JULIA COLLECTION Band 17
Brust und strich sich verlegen mit der freien Hand über beide Wangen. „Ich bin okay.“ Sie nahm die Flasche wieder in die Hand.
Plötzlich verstand er. „Du hast gedacht, dass du sie mir vielleicht wegnehmen kannst.“ Hätte es ihn wütend machen müssen? Wahrscheinlich. Aber das tat es nicht. Alles, was er fühlte, war Zärtlichkeit – und das beharrliche Pulsieren unerfüllten Verlangens. „Das hättest du nicht, Hannah. Egal, was bei dem Test herausgekommen wäre.“
Sie schloss die Augen und holte tief Luft. „Bitte … Wenn sie nicht deine Tochter wäre, sondern nur das Kind einer Frau, mit der du einmal geschlafen hast? Wenn sie von einem anderen Mann wäre? Du hättest keine Minute gezögert, sie aufzugeben.“
„Nein“, widersprach er aus vollster Überzeugung. „Ich wusste sofort, dass Becky meine Tochter ist. Und jetzt weißt du es auch.“
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah Becky an.
„Du bist wütend“, sagte er leise. „Über das, was nebenan geschehen ist.“
Sie schluckte und hob widerwillig den Blick.
„Was ist es dann?“
Sie seufzte. „Du bist der letzte Mensch, dem ich das erzählen sollte.“
„Ich finde, ich bin genau der richtige Mensch – was immer es ist.“
„Wie kannst du das sagen, wenn du nicht weißt, was es ist?“
„Erzähl es mir einfach.“
„Warum?“
„Weil ich es wissen will.“
Sie legte den Kopf schräg.
„Komm schon“, drängte er.
Sie zögerte. „Also gut“, murmelte sie. „Es ist nur, dass du recht hattest … Heute Morgen, meine ich. Ich habe mir etwas vorgemacht und bei jeder Bewerberin nach einem Grund gesucht, aus dem ich sie ablehnen konnte.“
Er unterdrückte ein Lächeln.
„Ich will mich nicht von diesem Baby trennen“, fuhr sie fort.
„Niemals. Und von dir auch nicht“, fügte sie, leiser und ohne ihn anzuschauen, hinzu.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Nur so konnte er sich daran hindern, zu ihr zu gehen und sie aus dem Schaukelstuhl zu reißen.
Sie wollte sich nicht von ihm trennen.
Also hatten sie beide doch kein Problem.
Denn er wollte sich auch nicht von ihr trennen.
Er wollte sie in seinen Armen.
Und in seinem Bett.
„Sie ist fertig“, sagte er.
„Ich weiß.“ Sie sah ihn noch immer nicht an. Sie stellte die Flasche auf den Boden und hob Becky an die Schulter.
Cord wartete. Notfalls eine Ewigkeit.
Aber Becky brauchte nicht sehr lange. Er überließ es Hannah, denn er wollte ihr keine Chance zur Flucht geben.
Also wartete er, bis die dunklen Wimpern seiner Tochter nach unten glitten.
„Sie schläft ganz fest“, flüsterte er schließlich.
Hannah sagte nichts. Vorsichtig stand sie auf und legte Becky in ihr Bett.
„Sie ist so wunderschön“, wisperte sie.
„Ja.“
Endlich sah sie ihn an. „Entschuldige mich.“ Sie ging an ihm vorbei.
Er folgte ihr ins Spielzimmer, wo sie sich an der kleinen Spüle die Hände wusch. Sie drehte den Hahn zu und zog ein Papiertuch aus dem Spender, um sich die Hände abzutrocknen.
Sie ließ sich viel Zeit. Doch irgendwann blieb ihr nichts anderes übrig, als das feuchte Tuch in den Abfalleimer unter der Spüle zu werfen.
Sie drehte sich zu ihm um, und er strich mit einer Fingerspitze an ihrem Kinn entlang. Sie seufzte.
Er hob ihr Kinn an. „Wo ist der Empfänger?“
Sie legte die Stirn in anmutige Falten.
„Der Empfänger? Der vom Babyfon?“
Sie schluckte und erbebte, als er ihren Hals streichelte.
„Ist er in deinem Zimmer?“
„Ja. In meinem Zimmer.“
„Hol ihn.“
„Ich …“
„Doch.“
„Cord, wir …“
Er legte ihr eine Hand auf den Mund. „Hol einfach den Empfänger“, sagte er und sah ihr in die großen Augen.
Irgendwann nickte sie.
Er ließ die Hand sinken. Sie ging in ihr Zimmer. Nach einem Moment kam sie mit dem Empfänger in der Hand zurück.
„Was jetzt?“, fragte sie.
Er nahm ihre freie Hand und führte sie auf den Flur.
12. KAPITEL
Hannahs bloße Füße wisperten über den edlen Orientteppich auf dem Flur, als sie Cord folgte. Sie hörte es nicht, denn dazu hämmerte ihr Herz zu sehr.
Ich kann Nein sagen, dachte sie.
Aber sie sagte nichts und ließ sich von ihm zum Ende des Flurs führen. Zu seinem Zimmer.
Er drückte den Messinggriff hinunter und öffnete die schwere Tür.
Er trat über die Schwelle, zog sie mit sich und schloss hinter ihnen ab.
Die Vorhänge waren offen, und der Schein der Laternen, die das Haus säumten, der Sterne und des fast vollen Monds tauchten das Zimmer in
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