JULIA COLLECTION Band 17
Minute oder zwei blieb sie liegen, flach auf dem Rücken, die Decke unter dem Kinn. Nein, dachte sie, ich werde nicht hinübergehen. Ich werde liegen bleiben. Wenn Becky aufwacht, kann Cord sich um sie kümmern. Ich habe keinen Grund, aufzustehen und zu ihr zu gehen.
Abgesehen davon, dass er da war.
Und sie dort sein wollte, wo er war …
Irgendwann setzte sie sich wieder auf. Und dieses Mal schlug sie die Bettdecke zur Seite und stellte die Füße auf den Boden.
Sie durfte es nicht tun …
Der Wind ließ die Fensterscheibe erzittern. Sein Heulen klang verloren und traurig, wie ein Gespenst, das ausgesperrt und einsam durch die Nacht wanderte.
Hannah tastete erst nach dem Lichtschalter, dann nach dem Bademantel.
Cord trat ans Bett seiner friedlich schlafenden Tochter und betrachtete sie. Becky lag auf dem Rücken, einen Arm über dem Kopf, die winzige Hand zu einer Faust geballt, die wie die Knospe einer pinkfarbenen Blume aussah.
Draußen heulte der Wind.
Sie hatte ihm gefehlt – sie und die Frau, die nebenan schlief.
Also hatte er die Besprechung in Houston kurz gehalten und war nach Hause geflogen. Bei dem Wind war die Landung nicht einfach gewesen, aber er hatte es geschafft. Sein Wagen hatte auf ihn gewartet – dieses Mal der Ferrari Modena 360. Er war viel zu schnell gefahren. Aber wozu hatte man schon einen Ferrari, wenn man nicht Gas geben durfte?
Becky seufzte, und ihre Faust öffnete und schloss sich wieder.
Der Wind heulte noch lauter.
Was ein Baby brauchte, war gar nicht so anders als das, was jeder auf dieser Welt brauchte.
Zärtliche Arme. Eine sanfte Stimme. Ein liebevolles Lächeln.
Er wagte es, ihren Namen zu denken: Hannah.
Und an ihr weißes Nachthemd mit dem Spitzenkragen. Daran, wie er das erste Mal ihre schmalen, blassen Füße gesehen hatte …
Verdammt. Es hatte ihn schwer erwischt.
In letzter Zeit schien jeder Gedanke, den er hatte, unweigerlich zu Hannah zu führen.
Dabei hätte er gegen sie immun sein sollen. Sie war einfach nicht sein Typ. Bis jetzt.
Cord starrte auf ihre Tür, sah im Spalt darunter, wie der Schatten sich bewegte. Dann ging sie auf.
„Cord? Sind Sie das?“
„Hannah, es …“
Sie sprachen gleichzeitig. „Ich habe Sie nicht erwartet.“
„Tut mir leid.“
Sie legte die Hand an den Hals. „Es tut Ihnen leid?“ Ihre Lippen zitterten.
Er konnte nicht anders, er musste diese Lippen berühren. „Was ich gesagt habe … bevor ich abfuhr … Ich hätte es nicht sagen sollen.“
„Schon gut.“ Ihr Atem wärmte seine Handfläche. „Was Sie gesagt haben, war nur die Wahrheit.“
Seine Hand tat einfach, was sie wollte. Sie glitt über ihre Wange in den Nacken und schob sich unter das seidige Haar.
Sie war so warm. Und sie duftete, wie nur sie duften konnte. Nach Seife und Blumen und einem Hauch von Babylotion.
Er musste sie küssen und sagte es. „Ich muss dich küssen, Hannah. Nur ein einziges Mal …“
Sie seufzte, und er wünschte sich, er könne es als Zustimmung deuten.
Aber sie musste es aussprechen. Das hatte er sich geschworen. Zwischen ihnen durfte nichts geschehen, bevor sie offen zugab, dass sie es auch wollte.
„Sag es, Hannah. Ja oder Nein.“
Atemlos warteten sie beide auf ihre Antwort.
„Ja“, flüsterte sie.
Er senkte den Kopf und nahm, was sie ihm bot – zärtlich, behutsam, ohne Hast, sodass sie ihn in Ruhe kennenlernen konnte. Er strich mit den Lippen über ihre und knabberte ein wenig.
Nie, dachte er. Nie werde ich genug bekommen …
Es war unglaublich, und er schaffte es nicht, sich noch länger zurückzuhalten. Er legte den freien Arm um ihre Taille und presste sie an sich.
Sie stöhnte auf, als ihr Körper seinen fühlte, und schlang die Arme um seinen Hals. Er spürte ihre schlanken Kurven und erregenden Rundungen, während er sie immer leidenschaftlicher küsste.
Mit der Zungenspitze strich er dort entlang, wo ihre Lippen locker aneinanderlagen. Sie stöhnte noch einmal leise auf und ließ ihn ein. Fast waren es mehr Empfindungen, als er auf einmal verarbeiten konnte – ihre Taille zwischen seinen Händen, ihre weichen Brüste an seinen Rippen, ihre Lippen unter seinen, der Duft ihres Haars, die Süße ihrer Seufzer …
Wie viele Frauen hatte er in seinem Leben geküsst, wie viele so in den Armen gehalten? Mehr, als gut für ihn war. Mehr, als er jemals zugeben würde. So viele, dass ein schlichter Kuss schon lange keinen Reiz mehr barg.
Aber dieser war anders.
Jetzt war alles neu.
Es war wie beim
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