JULIA COLLECTION Band 17
frühen Tod und beschrieb ausführlich, wie der Sohn einer der bekanntesten Familien in Texas davon erfuhr, dass er ein Kind hatte – und sofort alle rechtlichen Schritte unternahm, um das Sorgerecht für ein Baby zu bekommen, das er noch nie zu Gesicht bekommen hatte.
Maya Revere las Hannah den Artikel vor, während sie beide sich an Hannahs Schreibtisch im Kindernotdienst des Jugendamts eine der seltenen Kaffeepausen gönnten. Eigentlich, fand Hannah, kam Cord darin nicht schlecht weg. Der Artikel machte den Lesern auf geradezu rührende Weise klar, dass er nicht gezögert, sondern sich sofort zu seiner Verantwortung bekannt und den unerwarteten Zuwachs in seine Familie aufgenommen hatte.
Trotzdem ahnte Hannah, dass Cord wütend sein würde.
Er würde es schrecklich finden, dass derartig private Details an die Öffentlichkeit gezerrt wurden – vor allem wegen Becky. Für seine Tochter wollte er nur das Beste. Und dazu gehörte ganz sicher nicht, dass seine kurze Affäre mit Beckys Mutter in der Presse breitgetreten wurde.
Es gab viele Fotos – die meisten von Cord, schick gekleidet und mit diversen Exfreundinnen bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen. Hannah wusste, dass sie keinen Anspruch auf Cord Stockwell hatte. Trotzdem hätte sie jede einzelne dieser eleganten Frauen am schlanken Hals packen und mit bloßen Händen erwürgen können.
Dabei waren die Fotos, die Cord mit all den schönen Frauen zeigten, nicht die schlimmsten.
Wahrlich nicht.
Am schlimmsten waren die Fotos, die auf dem Anwesen gemacht worden waren – offenbar von jemandem, der sich im Gebüsch versteckt hatte. Zwei der Aufnahmen zeigten sie, wie sie Seite an Seite mit Becky über den von Bäumen gesäumten Pfad schlenderten. Auf der dritten saßen sie zusammen auf der Bank am Teich. Alle drei Fotos teilten sich eine Bildunterschrift: Der Playboy, das Baby – und das Kindermädchen. Liegt eine neue Liebe in der Luft?
Das war alles. Nichts in dem Artikel deutete auch nur an, dass es zwischen Hannah und Cord eine romantische Beziehung gab. Ihr Name wurde nicht erwähnt. Offenbar hatte der Reporter seine Hausaufgaben nicht gemacht – sonst hätte er geschrieben, dass Hannah die für Becky zuständige Sozialarbeiterin war. Also hätte es schlimmer kommen können – jedenfalls versuchte Hannah, sich das einzureden.
Sie überflog den Artikel ein zweites Mal und griff nach dem Telefonhörer. Sie musste Cord anrufen und ihm schwören, dass sie mit keinem Journalisten über ihn oder Becky gesprochen hatte.
Doch dann legte sie wieder auf. Falls er ihr zutraute, etwas mit dieser Sache zu tun zu haben, tat er es eben. Sie hatte kein Recht mehr, ihn anzurufen. Sie hatte sich aus seinem und Beckys Leben verabschiedet und war es ihnen schuldig, sich auch jetzt herauszuhalten.
In diesem Moment läutete das Telefon. Ein Notfall, wie immer. Hannah verdrängte jeden Gedanken an Cord und konzentrierte sich auf ihre Arbeit.
In der Villa der Stockwells war Cord außer sich vor Zorn. Genau wie Jack und Kate – Rafe war noch nicht zurück. Die drei zogen sich in die Bibliothek ihres Vaters zurück, um zu beratschlagen, ob sie die Zeitschrift wegen Verletzung ihrer Privatsphäre verklagen sollten.
Schließlich konnte Cord erwarten, dass die intimeren Einzelheiten seines Lebens nicht öffentlich ausgebreitet wurde. Er bewarb sich nicht um ein politisches Amt und war auch kein Schauspieler. Er war Geschäftsmann, und kein Richter konnte ihn zu einer Figur der Zeitgeschichte erklären, dessen Leben ein offenes Buch war.
„Wenn wir sie verklagen, machen wir die ganze Geschichte nur noch interessanter“, meinte Jack.
Cord wusste, dass sein Bruder recht hatte. „Wir müssen herausfinden, wer den verdammten Fotografen auf das Anwesen gelassen hat – und dafür sorgen, dass er oder sie nie wieder die Chance dazu bekommt.“
Jack versprach, Nachforschungen anzustellen. Bei seiner Suche in Caine Stockwells Papieren hatte er bisher kein Glück gehabt. Die Schecks, die an Clyde Carlyle geschickt worden waren, und die Briefe von Gabriel Johnson blieben die einzigen Hinweise auf das, was in der Vergangenheit geschehen war.
„Ehrlich gesagt, ich bin froh, mal aus dem Keller herauszukommen“, sagte Jack. „Ich frage es nur ungern, aber … meinst du, Hannah hat etwas mit diesem Artikel zu tun?“
Hannah.
Der Name traf Cord wie ein Messerstich. Er hatte versucht, nicht mehr an sie zu denken. Das war nicht leicht – schon gar nicht jetzt, da er
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