JULIA COLLECTION Band 17
zappelnde Tochter an sich und wandte sich wortlos ab. Hannah verschwand in ihrem Zimmer. Das machte ihn wütend, obwohl er sie praktisch dazu aufgefordert hatte. Er musste sich zur Ruhe zwingen, um Becky füttern und die Windel wechseln zu können.
Becky schien zu spüren, wie angespannt er war, und zappelte mehr als sonst. Als er sie wieder in ihr Bett legen wollte, begann sie zu weinen. Also saß er bis weit nach Mitternacht mit ihr im Schaukelstuhl und dachte an all die Dinge, die er einer gewissen Sozialarbeiterin aus Oklahoma sagen wollte. Als Becky endlich die Augen zufielen und er zu Bett gehen konnte, fand er keinen Schlaf.
Als der Tag anbrach, wusste er, dass er Hannah nicht gehen lassen würde, ohne ihr zu sagen, was ihm auf der Seele brannte.
Cord mochte das neue Kindermädchen auf Anhieb. Na ja, eigentlich war Mrs. Bridget O’Hara eher eine Kinderfrau, eine rundliche gutherzige Witwe mit zwei eigenen erwachsenen Kindern.
Hannah zeigte ihr das Zimmer, in dem sie wohnen würde. Nachdem sie ihr Gepäck abgestellt hatte, gingen die beiden ins Spielzimmer zurück, wo Cord mit seiner Tochter im Schaukelstuhl saß.
Bridget strahlte ihn an und streckte ihm eine sehr kräftig und geschickt aussehende Hand entgegen. Er schüttelte sie. Ihr Griff war fest und warm. Cord wusste sofort, dass Becky diese Frau sehr bald lieb gewinnen würde.
Er reichte Bridget seine Tochter. Becky protestierte nicht. Dann redeten er und Bridget ein paar Minuten, während Hannah sich im Hintergrund hielt und darauf wartete, dass er das Weite suchte.
Pech gehabt, dachte er, denn er hatte nicht vor zu gehen.
Nicht bevor sie gehört hatte, was er ihr zu sagen hatte.
Er drehte sich zu ihr um. „Ich möchte mit dir reden. Ich bin sicher, Becky ist bei Bridget in guten Händen. Gehen wir einfach in mein Wohnzimmer.“
In ihren grünen Augen blitzte etwas auf. Vielleicht Angst – oder Trotz. Aber dann nickte sie. „Natürlich.“
Sie verließen das Kinderzimmer und gingen über den Flur.
Er ließ ihr den Vortritt und schloss die Tür hinter sich. „Setz dich doch.“
Sie ließ sich auf der Kante eines Ohrensessels nieder. Irgendwie kam ihm der Anblick bekannt vor. Es war genau der Sessel, in dem sie gesessen hatte, als sie vor zwei Wochen bei ihm eingezogen war.
Zwei Wochen. Länger war es nicht her? Er hatte das Gefühl, diese Frau schon immer gekannt zu haben – obwohl ihre gemeinsame Zeit so kurz gewesen war.
Und jetzt wollte sie gehen. Für immer.
Er wartete und sah sie an, länger, als er es hätte tun sollen. Er hoffte, dass sie eine Schwäche zeigte, vielleicht einen nervösen Laut von sich gab, auf der Sitzfläche herumrutschte oder sogar zu sprechen begann – so übertrieben fröhlich, wie sie es jetzt immer tat, wenn der Kontakt sich nicht vermeiden ließ.
Sie tat ihm den Gefallen nicht, sondern saß nur da. Reglos.
Es war sinnlos, also beschloss er, auf den Punkt zu kommen.
„Zeit, die Rechnung zu begleichen, Hannah.“
Sie nickte kaum merklich.
Den Scheck hatte er bereits ausgeschrieben. Er nahm ihn aus der Tasche. Sie drehte den Kopf ein wenig, bedachte ihn mit einem Blick aus den Augenwinkeln.
„Nimm ihn. Es ist der Betrag, auf den wir uns geeinigt haben“, sagte er. „Vierzehnmal das Tageshonorar, das du selbst genannt hast.“
Vorsichtig streckte sie die Hand aus. Er gab ihr den Scheck. Ihre Bluse hatte eine Brusttasche. Ohne ihn zu betrachten, schob sie ihn hinein. „Danke.“ Sie stand auf.
„Nicht so schnell.“
Sie setzte sich wieder, und ihre kühle Fassade bekam einen leichten Riss. „Cord, ich finde nicht …“
„Es wird nicht lange dauern. Nur ein paar Fragen.“
„Was für Fragen?“ Ihre Hand zuckte zum Hals hinauf. Der Anblick ließ sein Herz schneller schlagen.
Er brachte sie aus der Fassung. Das gefiel ihm mehr, als er sich eingestehen wollte.
Er stellte ihr die wichtigste Frage von allen – die, über deren Antwort er sich das ganze Wochenende hindurch den Kopf zermartert hatte. „Warum verlässt du mich?“
Sie sah nach links und nach rechts. Als könnte sie einer Antwort entgehen, solange sie ihn nicht ansah.
Er gab nicht auf. „Ich habe da eine Theorie.“
Ihr Kopf fuhr herum. Nach vorn. Die Augen waren groß und schauten gehetzt. Cord war sicher, dass sie ihm nicht zuhören würde. Dass sie wieder aufspringen und gehen würde. Sofort.
Doch das tat sie nicht. „Na gut.“
Also sprach er aus, was er sich überlegt hatte. „Es ist Rache, nicht wahr?“
Sie
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