JULIA COLLECTION Band 20
irgendwann ein Fenster geöffnet zu haben. Anscheinend ist es kälter geworden, dachte er schläfrig. Daisy hatte sich in die Bettdecke eingerollt, und Kell hatte zu tief geschlafen, um seine Hälfte der Decke zu verteidigen. Jetzt fror er am Po, seine Füße hingen aus dem Bett, und sein rechter Arm war eingeschlafen.
Und obendrein schmiegte sich eine warme sexy Frau an seinen Schoß. Sie duftete nach Sex und Rosen, und Kell geriet sofort wieder in Versuchung.
Aber vier Mal in vier Stunden war auch für ihn zu viel. Das bedeutete ja nicht, dass er allmählich alt wurde. Es hieß lediglich, dass er hin und wieder auch ein paar Stunden Schlaf brauchte, bevor er etwas unternahm, das anstrengender war, als einfach nur im Bett zu liegen und sich zu überlegen, wie er sich aus einigen Verpflichtungen herauswinden konnte.
Er hatte mehr Charakterschwächen, als er sich eingestehen mochte, doch es war nicht seine Art, ein einmal gegebenes Wort zu brechen.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es schon fast Donnerstag war, und er hatte einen Plan, von dem er unbedingt diesem Blalock erzählen musste. Eigentlich hatte er rechtzeitig abreisen wollen, um in aller Ruhe mit Chief Taylor sprechen und trotzdem pünktlich und gemeinsam mit Moxie zu Clarice’ Eröffnungsparty kommen zu können. Wenn der Junge von Anfang an dabei war und vielleicht beim Abräumen der Tische in der kleinen Eisdiele mithalf, könnte er sich dadurch selbst etwas beweisen und auch den Leuten, die zu ihm gehalten hatten.
Sein Flugzeug ging um elf Uhr zehn ab Norfolk. Jetzt musste Kell vorher nur noch Blalock davon erzählen, dass er der Historischen Gesellschaft eine beträchtliche Summe spenden wollte, damit dieses Haus gründlich renoviert werden konnte. Anschließend konnte er es noch rechtzeitig zum Flughafen schaffen.
Wenn er Moxie erst aus seinen Schwierigkeiten befreit und Clarice bei der Eröffnung ihrer Eisdiele zur Seite gestanden hatte, musste er sich noch kurz auf der Ranch blicken lassen. Das alles würde höchstens drei Tage dauern, und mit ein bisschen Glück war Kell zurück, bevor Daisy sich innerlich wieder zurückgezogen hatte.
Die vergangene Nacht hatte ihm gezeigt, wieso sie ihm gegenüber so misstrauisch war. Zunächst hatte sie angenommen, er habe es auf Harveys Erbe abgesehen, doch in diesem Punkt hatte er sie vom Gegenteil überzeugen können. Doch jetzt vermutete Kell, dass sie in ihrer Vergangenheit auf irgendeinen Kerl hereingefallen war. Er musste ihr also sehr geduldig zeigen, dass er ihr Vertrauen verdiente.
Wie er das genau anstellen wollte, wusste er selbst noch nicht. Daisy unterschied sich so grundlegend von allen anderen Frauen. Sie wirkte überhaupt nicht glamourös, trug keine Designerkleider und verlangte keinen materiellen Beweis seiner Zuneigung. Als einzigen Schmuck hatte er an ihr bislang ihre Armbanduhr gesehen.
Nichts an Daisy Hunter wirkte gekünstelt. Anfangs hatte ihn bei ihr die Herausforderung gelockt, doch das hatte sich mittlerweile geändert. Jetzt musste er sie vor allem davon abhalten, sich wieder von ihm abzuwenden, während er sich bei sich zu Hause um ein paar Angelegenheiten zu kümmern hatte.
Sanft küsste er sie auf die Schläfe und atmete ihren Duft ein. Dann stand er lächelnd auf. Im Flugzeug konnte er nicht schlafen, und er brauchte ein paar Stunden Schlaf, um den nächsten Tag durchzustehen. So einladend ihr schmales Bett auch war, wenn Daisy darinlag, hier konnte er sich keineswegs ausschlafen. Bei jeder Drehung landete er entweder auf dem Boden oder auf ihr. Im letzteren Fall wurde das mit dem erholsamen Schlaf nur noch schwieriger. Und Kell konnte nicht die ganze Nacht durchmachen, wenn ihm ein anstrengender Tag bevorstand.
Ein bisschen Abstand tat ihnen beiden vielleicht ganz gut. Wenn das, was sich zwischen ihnen entwickelte, ernst war, würde es auch eine Trennung überdauern. Und wenn nicht, dann …
Kell wusste es nicht. Manche seiner Freunde wechselten die Frauen häufiger als die Hemden. Andere hatten früh geheiratet und schienen die Ehe zu genießen. Kell wurde jetzt bald vierzig, doch vielleicht konnte auch ein alter Hase noch ein paar neue Tricks lernen.
Einen Moment lauschte er Daisys gleichmäßigen Atemzügen. Wenn er es richtig anstellte, konnte er mit ihr etwas aufbauen, was ein Leben lang hielt. Das hatte er schließlich auch bei seinen Eltern erlebt. Die hatten auch manchmal miteinander gestritten. Sein Dad hatte das typische Temperament der Rothaarigen
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