Julia Collection Band 21
fallen da tausend Gründe ein“, erwiderte Roel kühl.
„Wahrscheinlich weil Sie ein sehr vorsichtiger Mann sind und die Dinge gern komplizierter machen, als sie sind“, meinte sie sanft tadelnd. „Dabei haben Sie ein ganz einfaches Problem. Sie brauchen eine Frau, damit Sie Ihr Zuhause behalten, und ich würde Ihnen helfen.“
„Wieso? Wir kennen uns nicht einmal.“
Gekränkt zuckte sie nur die Schultern. „Entschuldigen Sie, dass ich diesen Vorschlag gemacht habe …“
„Zu schmollen ist nicht sehr attraktiv.“
Hillary blickte abrupt auf. „Was finden Sie denn attraktiv an mir?“, fragte sie hoffnungsvoll auf die etwas ungeschickte Art einer Neunzehnjährigen.
„Nichts“, lautete seine Antwort.
„Kommen Sie schon, das ist nicht Ihr Ernst … es muss doch etwas geben.“
Sie beobachtete ihn im Spiegel und sah ihn lächeln. Es war jenes faszinierende Lächeln, bei dem sie feuchte Hände bekam und ein Kribbeln im Bauch verspürte. Doch noch immer wollte er sich nicht zu ihr hingezogen fühlen. Drei Wochen später rief er sie bei der Arbeit an und bat sie, sich mit ihm zum Essen in einem Hotel zu treffen.
„Geschäftlich“, stellte er klar, damit sie sich nur ja keine falschen Vorstellungen machte.
„Ich bin nicht wählerisch“, gestand sie heiter. „Seien Sie also nicht überrascht, wenn ich mich in Schale werfe.“
Während Roel ihr die Bedingungen der Zweckehe auflistete, die sie ursprünglich selbst vorgeschlagen hatte, war er so schrecklich geschäftsmäßig, dass ihr der Appetit verging. Er sagte, er wolle sie für diesen Gefallen entschädigen. Sie entgegnete, sie wolle nicht bezahlt werden, und meinte es auch so. Dann erwähnte er eine Summe, bei der ihr der Atem stockte.
„Überlegen Sie es sich, und wir sprechen beim nächsten Mal darüber.“
„Wenn ich Geld gewollt hätte, hätte ich das nicht angeboten, denn es wäre nicht richtig, für Geld zu heiraten. Schließlich wollen Sie nur Ihr Zuhause behalten, das seit Generationen in Familienbesitz ist. Dafür müssen Sie weder mich noch sonst wen bezahlen.“
Roel musterte sie kühl. „Ich möchte nicht zu persönlich werden, aber Sie leben an der Armutsgrenze und haben wenig Hoffnung, Ihre Aussichten zu verbessern.“
„Das ist Ansichtssache.“
„Eine Finanzspritze würde Ihnen Möglichkeiten eröffnen, die Sie vorher nicht hatten. Sie könnten studieren …“
Hillary sah ihn entgeistert an. „Nein, danke, die Schule war schon schlimm genug. Ich bin in diesem Beruf nicht einfach bloß gelandet. Ich wollte Friseurin werden, und ich liebe es!“
„Trotzdem sollten Sie sich weiterbilden und Ihren Horizont erweitern. Sie sollten ehrgeiziger sein.“
„Würden Sie mit mir ausgehen, wenn ich das College besucht hätte?“, fragte Hillary plötzlich hoffnungsvoll. „Ich nehme an, so lange wollen Sie nicht warten.“
„Seien Sie nicht so frech. Ich habe Ihnen nur einen Rat geben wollen.“
„Und mich mit Geld locken.“
Und das erfolgreich, denn in den nächsten Tagen überlegte sie sich, wie sehr sie ihr Leben und das ihrer Schwester schon mit dem Bruchteil der Summe ändern konnte, die er ihr angeboten hatte. Wenn sie eine Wohnung in einer besseren Gegend fand, konnte sie Emma von ihrem schlechten Umgang wegbekommen. Wenn sie selbst einen eigenen kleinen Friseursalon aufmachen würde, könnte sie ihre Arbeitszeit bestimmen und mehr Zeit mit ihrer jüngeren Schwester zu Hause verbringen. Am Ende akzeptierte sie ein Zehntel seiner ursprünglich angebotenen Summe. Die Vorstellung, was sie mit dem Geld tun konnte, hatte sie verführt, und erst nachdem sie Roels Scheck angenommen hatte, wurde ihr klar, wie sehr sie dadurch in seiner Achtung gesunken war.
Hillary unterdrückte ein Seufzen über eine Vergangenheit, die nicht mehr zu ändern war, und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Sie wurde rüde aus ihrer Schläfrigkeit gerissen, da die Tür geöffnet wurde und das Licht anging. Erschrocken setzte sie sich auf und starrte blinzelnd Roel an.
Noch ehe ihre Benommenheit gewichen war, wurde ihre Bettdecke weggerissen. Roel beugte sich herunter und hob Hillary auf die Arme.
„Was tust du?“, rief sie empört.
„Von jetzt an teilen wir das Bett“, eröffnete er ihr und trug sie auf seinen starken Armen in sein Zimmer.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, sagte sie leise.
4. KAPITEL
Roel legte Hillary auf sein Bett.
Ihre Wangen glühten. Das kurze blaue Nachthemd, das sie trug,
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