Julia Collection Band 21
forderte er sie bedrohlich sanft auf. „Pack einfach deine Sachen, und verschwinde wieder aus meinem Leben.“
Hillary wurde klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Statt zu erreichen, dass er ein wenig distanzierter wurde, nagten jetzt Zweifel an ihm. „Sei nicht albern“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Natürlich war ich dir nicht untreu!“
„Die Sabatino-Männer haben die Angewohnheit, flatterhafte Frauen zu heiraten“, spottete er auf eine finstere Art, die ihr neu war und sie nichts Gutes ahnen ließ. „Aber wir lassen uns auch schnell wieder von ihnen scheiden.“
„Ich betrachte mich als gewarnt“, erwiderte Hillary und versuchte vergeblich, sich ein Lächeln abzuringen, bevor sie ins Badezimmer floh.
Roel blieb verwirrt und mit lauter Fragen zurück. Was bedeutete „Eine solche Beziehung haben wir nicht“? Oder „Ich spiele keine große Rolle in deinem Leben“ oder „Du bist stets so mit deiner Arbeit beschäftigt, dass du mich kaum bemerkst“?
Was war das für eine Ehe, in der sie, so jung, wie sie beide waren, schon getrennte Schlafzimmer hatten? War das seine Entscheidung gewesen? Seine Frau hatte angedeutet, die Beziehung sei so, wie er sie wolle. Die Schlüsse, die er daraus zu ziehen gezwungen war, machten ihn wütend. Die Vorstellung zu versagen war ihm ein Gräuel. Instinktiv strebte er in jedem Aspekt seines Lebens nach Perfektion. Und doch schien er Eheprobleme zu haben. Offenbar ohne ihn tadeln oder provozieren zu wollen, hatte seine Frau ihn als Workaholic dargestellt, dem ihre Bedürfnisse gleichgültig waren. Er konnte kaum glauben, dass er nur selten mit ihr geschlafen hatte. Aber was sollte er sonst annehmen? Rückblickend konnte er jetzt verstehen, weshalb sie so geschockt und überrascht auf den Kuss in der Limousine reagiert hatte – bevor sie ihn leidenschaftlich erwiderte. Was schiefgelaufen war, konnte also leicht behoben werden!
Hillary zog sich an. Sie hatte einen schwarzen Stretchrock gewählt, der zehn Zentimeter über den Knien endete, dazu ein tailliertes grünes Top mit Schleifenbändern. Nachdem sie nachgesehen hatte, wie spät es war, rief sie ihre Schwester auf dem Handy an.
„Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht. Wie geht es Roel?“, erkundigte Emma sich besorgt.
„Allgemein gut, nur macht seine Kopfverletzung ihm noch Probleme. Er ist noch nicht er selbst.“
„Das heißt?“
„Dass ich mich hier … nützlich machen kann … als Freundin“, fügte Hillary hastig hinzu.
Sie hatte auch damals vor vier Jahren ihrer Schwester nicht die Wahrheit über ihre Zweckheirat erzählt, aus Angst, Emma könnte den Respekt vor ihr und der Institution der Ehe verlieren. Was damals ein harmloser Schwindel gewesen war, um eine sensible Dreizehnjährige nicht unnötig zu belasten, wurde nun unaufrichtiger und weniger verzeihlich. Sobald dieser Notfall mit Roel vorbei war, würde sie Emma die ganze Geschichte erzählen.
„Was genau hat er denn?“
Hillary atmete tief durch und erklärte es mit wenigen Worten.
„Weißt du, was das alles bedeutet?“, rief Emma. „Das bietet dir und Roel die Chance, ganz von vorn zu beginnen!“
„Davon kann nicht die Rede sein“, meinte Hillary seufzend. „Ich will ihm bloß helfen, das ist alles.“
Als sie nach unten ging, führte Umberto sie in das von Kerzen erhellte Esszimmer, in dem der Tisch mit Kristallgläsern, glänzendem Porzellan und schwerem Silberbesteck gedeckt war. Frische Lilien mit Blüten, so weiß und vollkommen wie Schnee, schmückten das polierte Holz.
„Das ist wunderschön“, lobte Hillary den älteren Mann gerade, als Roel eintrat.
Fast hätte Roel laut gestöhnt beim Anblick des Arrangements. Was war der Anlass? Hatte Hillary Geburtstag, oder begingen sie ihren Hochzeitstag?
„Feiern wir etwas?“, fragte er.
Nervös hob sie ihr Weinglas. „Deine Entlassung aus dem Krankenhaus, nehme ich an.“
„Mir ist ein sicheres Gesprächsthema eingefallen“, eröffnete er ihr. „Erzähl mir von deiner Familie.“
Hillary sah tatsächlich kein Problem darin, ihre Herkunft mit ihm zu besprechen. „Es gibt nicht viel Familie, über die ich berichten könnte.“
„Was ist mit deinen Eltern?“ Roel lehnte sich erwartungsvoll auf seinem Stuhl zurück.
„Sie sind tot … sie kamen bei einem Autounfall in Frankreich ums Leben, als ich sechzehn war. Meine Schwester Emma war damals elf.“
„Wer kümmerte sich um euch?“
„Wir lebten bei der Cousine meines Vaters.“ Hillary
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