Julia Collection Band 21
Haltung seiner Frau gegenüber aus. Jetzt war auch klar, weshalb es Spannungen in seiner Ehe gab und seine Frau ihm erklärte, er habe ihr nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt: Er hatte eine Affäre.
„Ich finde dennoch, du hättest dem Wunsch widerstehen müssen, mich hier aufzusuchen“, erklärte Roel. „Da du schon einmal hier bist, ist es nur fair, dir mitzuteilen, dass wir unsere Beziehung beenden sollten.“
Während Celine ihn mit einer Mischung aus Wut und Überraschung musterte, verlieh Roel seinem Bedauern Ausdruck. Er wusste, dass er nicht überzeugend klang, aber seine einzige Motivation war im Augenblick auch, Celine aus dem Haus zu bekommen, bevor Hillary ihr begegnete. Er war es nicht gewohnt, im Unrecht zu sein. Es machte ihn wütend, zu erfahren, dass sein Privatleben vor dem Unfall ein Chaos gewesen war. Celine hatte von einer Verabredung vom Vortag gesprochen. Also gab es keinen Zweifel: Er war seiner Frau untreu gewesen. Kein Wunder, dass es solche Spannungen in seiner Ehe gab!
Wusste Hillary etwa von Celine? Natürlich wusste sie, dass es eine andere Frau gab! Das musste der Grund dafür sein, dass sie die Ehe nicht vollzogen hatten. Hatte Hillary sich geweigert, mit ihm zu schlafen, solange er sich noch eine Geliebte hielt? Zweifellos von Dr. Lerther gewarnt, hatte Hillary alles Beunruhigende von ihm ferngehalten, um ihn nicht aufzuregen. Wäre da nicht ihre Aufgewühltheit nach dem Sex gewesen, hätte er glatt angenommen, sie sei nur deshalb noch Jungfrau gewesen, weil sie frisch verheiratet wären.
Stattdessen war er nun mit einer weit weniger erfreulichen Erklärung konfrontiert worden. Und Schuldgefühle waren eine ganz neue Erfahrung für ihn. Als Sabatino war er hohe moralische Ansprüche gewohnt. Die Männer der Sabatino-Familie waren stolz auf ihr Ehrgefühl. Es waren ihre unwürdigen Frauen gewesen, die in vergangenen Generationen ihre Wertlosigkeit durch Gier, Untreue und moralische Schwäche gezeigt hatten. Doch Hillary schien schon eine Verbesserung im Vergleich zu den Frauen seiner Vorfahren zu sein.
Schweigend hörte er Celine zu, die ihn erst umzustimmen versuchte und ihm dann grausame Hartherzigkeit vorwarf. Er schwieg zu allem. Sie würde reichlich entschädigt werden für das plötzliche Ende ihrer Verbindung. Durch sein Schweigen konnte die Szene nicht eskalieren, sodass Celine irgendwann an ihm vorbei in die Eingangshalle marschierte, wütend, da sie keine sichtbare Wirkung mehr auf ihn hatte.
Hillary hatte ihren Mut zusammengenommen und war Roel gefolgt. Sie kam gerade rechtzeitig unten in der Halle an, um Celine Duroux zu begegnen. Hillary blieb auf dem untersten Treppenabsatz stehen und sah die Fremde mit der haselnussbraunen Mähne, dem makellos schönen Gesicht und den endlos langen Beinen starr an.
Sie beobachtete, wie die Frau wegging, und fragte sich, wer, um alles auf der Welt, sie sein mochte. Hatte sie Roel besucht? Konnte sie eine Freundin sein? Wieso war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass er mit jemandem zusammen sein könnte? Überwältigt von Angst und Unbehagen, eilte sie zurück in ihr Zimmer, wo sie ins Bett kroch. Ihr letzter Gedanke, bevor die Müdigkeit sie übermannte, war, dass Roels Tante in London wohl kaum Kontakt zu ihr aufgenommen hätte, wenn es in seinem Leben eine andere Frau gegeben hätte.
Zehn Minuten später blickte Roel auf seine schlafende Frau hinunter. Ihre Wimpern waren ein wenig verklebt, als hätte sie geweint. Sofort meldete sich wieder sein Gewissen. Er war ein solcher Mistkerl. Allerdings war ihm das nicht neu. Schon als Teenager hatte er weder Zeit noch Gedanken an Frauen verschwendet. Er hatte sie nie geliebt und immer verlassen. Diese Frau jedoch war eine Klasse für sich, denn er hatte sie geheiratet und anschließend unglücklich gemacht. Dabei verdiente sie etwas Besseres. Sie hatte Celine nicht erwähnt. Das war rücksichtsvoll. Er würde das Thema auch nicht ansprechen. Manche Dinge blieben besser im Verborgenen. Von heute Nacht an war sie jedenfalls seine Frau, und dann würden sie weitersehen …
Als Hillary erwachte und sich streckte, erinnerte ein kurzer Schmerz zwischen ihren Beinen sie daran, was passiert war. Nach einem Blick auf die Uhr erschrak sie, denn es war bereits Nachmittag. Unangenehme Träume hatten ihr eine unruhige Nacht beschert, sodass sie verschlafen hatte. Rasch stand sie auf, und erneut meldete sich ihr schlechtes Gewissen, weil sie Roel gegenüber nicht ehrlich gewesen war. Aber daran
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