Julia Collection Band 21
im Schlafzimmer jemanden Roel eine Frage stellen.
„Hillary?“, fragte er. „Die Mädchen sagen, sie können nur eine Hand voll Sachen finden. Wo ist der Rest deiner Garderobe?“
Sie erstarrte. Natürlich ging er davon aus, dass sie eine umfangreiche Kollektion an Kleidungsstücken besaß. Waren nicht alle Frauen reicher Männer modeverrückt? Wie sollte sie bloß die leeren Regale und Schränke erklären?
„Tja, ich habe beschlossen, mal alles gründlich auszusortieren“, behauptete sie kurzerhand.
Er runzelte die Stirn. „Aber laut Aussage unserer Angestellten hängen nebenan nur zwei Kleider.“
Hillary biss sich auf die Lippe und senkte den Blick. Verzweifelt versuchte sie, sich etwas einfallen zu lassen. „Na ja, es ist ein bisschen mit mir durchgegangen. Ich muss dringend wieder einkaufen.“
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, du hast woanders gewohnt“, gestand er.
„Um Himmels willen“, rief Hillary nervös.
„Dann erklär mir die leeren Schränke so, dass ich dir glauben kann.“
Sie atmete tief durch, und dann fiel ihr glücklicherweise etwas ein. „Wir hatten einen dummen Streit, weil dir mein Kleidergeschmack nicht gefiel. Ich habe mich so über dich geärgert, dass ich alles weggeworfen habe!“
Roel nickte anerkennend. „Bei deinem Temperament kann ich mir das gut vorstellen.“
Ihre Anspannung ließ ein wenig nach. „Wieso packen die Hausmädchen eigentlich für mich? Fahren wir irgendwohin?“
„Ja, nach Castello Sabatino.“
5. KAPITEL
Das Castello Sabatino war ein mittelalterliches Schloss, das sich über einem entlegenen, bewaldeten Tal nahe der italienischen Grenze erhob. Ein ruhiger, kristallklarer See lag am Fuß der massiven Steinwände. In ihm spiegelten sich der blaue Himmel und die majestätischen, schneebedeckten Gipfel der Alpen. Beides, Umgebung und Anwesen, waren von atemberaubender Schönheit, und Hillary wunderte sich beim Anblick all dessen nicht mehr, dass Roel sie geheiratet hatte, um das Zuhause seiner Vorfahren zu behalten.
Der Hubschrauber, mit dem sie in Genf gestartet waren, landete auf dem extra angelegten Hubschrauberlandeplatz. Roel hob sie mit Leichtigkeit aus dem Helikopter und nahm sie auf den letzten Metern an die Hand. Hillary beobachtete, wie er vor dem grellen Sonnenlicht zusammenzuckte.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sie sich besorgt.
„Ich bin nur ein bisschen müde, sonst nichts“, entgegnete er brüsk mit der Gereiztheit eines Mannes, der es gewohnt ist, voller Energie zu sein. „Ich bin heute Morgen um fünf im Büro gewesen.“
Hillary blieb abrupt stehen. „Wie bitte?“
„Ich bin die Sabatino Bank, und die kommt nicht so leicht ohne mich zurecht“, erklärte er. „Ich musste mich mit den aktuellen Ereignissen vertraut machen, um sicherzugehen, dass das Unternehmen auch ohne mich weiterarbeiten kann.“
„Ich kann nicht fassen, dass du keine vierundzwanzig Stunden, nachdem der Arzt dir Ruhe verordnet hat, im Morgengrauen in diese verflixte Bank gefahren bist!“
„Ich habe getan, was getan werden musste.“
Sie betrachtete seine harten Züge. Er war so stur, dass sie hätte schreien können. In dem menschenfeindlichen Licht wirkte seine olivfarbene Gesichtshaut blass. Er sah erschöpft aus.
„Du achtest wirklich nicht auf deine Gesundheit.“
Roel ging mit ihr auf den uralten Rundbogeneingang von Castello Sabatino zu. „Hast du geglaubt, ich könnte einfach so verschwinden? Würde ich sang- und klanglos fortbleiben, würde es eine Panik geben, die dem Unternehmen ernsthaften Schaden zufügen könnte.“
„Was hast du ihnen erklärt?“, wollte Hillary wissen.
„Ich habe erzählt, durch den Unfall würde ich alles doppelt sehen und müsste meine Augen schonen. Auf diese Weise bekam ich Zugang zu nützlichen Informationen von meinen stellvertretenden Managern, ohne dass es Gerede gibt.“
„Sehr schlau, das muss ich zugeben“, räumte sie zähneknirschend ein.
„Außerdem erwähnte ich, dass ich die Zwangspause für einen Urlaub mit meiner Frau nutzen würde.“
„Du meine Güte, wie haben die Leute reagiert? Waren sie überrascht?“ Umbertos verblüffte Reaktion hatte bei ihr den Eindruck erweckt, dass Roel die Heirat außer vor seiner Tante Bautista geheim gehalten hatte. Jede scheinbar beiläufige Erwähnung einer frischgebackenen Ehefrau musste daher seine Mitarbeiter verstören.
„Ihre Überraschung war verständlich, da es nicht zu meinen Gewohnheiten
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