Julia Collection Band 21
gehört, mir freizunehmen. Übrigens hättest du vorher mit mir absprechen müssen, dass alle Telefonate von mir ferngehalten werden.“
„Du hättest doch nur darauf bestanden, sie selbst entgegenzunehmen“, verteidigte sie sich.
„Kurzfristig war das eine gute Überlegung.“ Roel blieb am Fuß einer Steintreppe stehen, um eine Haushälterin mittleren Alters zu begrüßen, die er Florenza nannte. „Aber handle nicht noch einmal in meinem Namen, ohne dich vorher mit mir zu besprechen“, schloss er milde tadelnd.
Hillary fühlte sich getroffen und wollte schon zu einer hitzigen Erwiderung ansetzen.
Roel legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. „Du weißt, dass ich recht habe.“
„Nein, weiß ich nicht … was ist denn?“
Sein Blick verriet angespannte Konzentration. Für vielleicht eine Zehntelsekunde senkten sich seine dichten schwarzen Wimpern, und er runzelte die Stirn, ehe er Hillary wieder direkt ansah. „Du bist mir auf die Straße nachgelaufen …“
Sie hatte keine Ahnung, was er damit meinte, doch als er sich mit zitternder Hand an die Stirn fasste, reagierte sie. „Um Himmels willen, komm, setz dich …“
„Nein“, wehrte er beinah grob ab und legte ihr den Arm um die schmale Taille. „Wir gehen nach oben und unterhalten uns ungestört darüber.“
„Worüber?“, flüsterte sie nervös. Aber dann fiel der sprichwörtliche Groschen, und sie verstand: Du bist mir auf die Straße nachgelaufen. „Dir ist gerade etwas aus der Vergangenheit eingefallen. Du hast dich an etwas über mich erinnert.“
„Es war, als hätte mir jemand blitzschnell ein altes Foto vors Gesicht gehalten.“ Roel stieß die Tür zu einem eleganten Empfangszimmer auf. „Du hast versucht, mir mein Trinkgeld zurückzugeben.“
„Stimmt.“
„Wieso hätte ich dir ein Trinkgeld geben sollen? War das ein Scherz oder so etwas?“
Hillary fürchtete sich vor der Kluft, die sich zwischen ihnen auftun würde. Sie war nicht das, was er erwartete. Sie gehörte nicht zu seiner privilegierten Welt und würde nie dazugehören. „Ich hatte dir die Haare geschnitten.“
„Meine Haare?“
„Ja, ich … ich bin Friseurin. Das mit dem Trinkgeld passierte bei unserer ersten Begegnung.“
„Grundgütiger! Ich kann mich an alles erinnern, was ich in diesem kurzen Moment auf der Straße dachte und fühlte. Du hast mich heftig erregt“, gestand er freimütig. „Ich wollte dich am liebsten in die Limousine zerren und ins nächstbeste Hotel fahren, um das Wochenende mit dir zu verbringen.“
Nun, wenigstens heuchelte er ihr nichts vor. Sie sollte froh sein zu erfahren, dass er sie attraktiv gefunden hatte, auch wenn er viel zu distanziert gewesen war, um es zu zeigen. Doch sie war keineswegs froh, sondern wütend und verletzt. Ins nächstbeste Hotel? War das alles gewesen, wofür sie gut zu sein schien? Ein kleines Flittchen, das sofort mit einem Kerl, den sie kaum kannte, im Hotel verschwand? Ja, musste sie sich gequält eingestehen, sie hätte es getan. Nicht gleich am ersten Tag, aber später, wenn er sie darum gebeten hätte, denn sie war bereits so verliebt gewesen, dass sie alles genommen hätte, was sie hätte bekommen können.
„Verzeih mir, das hätte ich nicht sagen sollen.“ Roel lehnte sich sichtlich erschöpft gegen die Wand.
„Ach, schon gut. So empfindlich bin ich nicht“, versicherte Hillary ihm gespielt fröhlich. „Und jetzt leg dich bitte eine Weile hin. Du siehst krank aus.“
Er löste die Krawatte und knöpfte das Hemd auf, während er schweren Schrittes zum angrenzenden Schlafzimmer ging.
„Ich glaube, ich sollte lieber den Arzt rufen“, meinte Hillary.
„Nein, es ist alles in Ordnung! Mach dir keine Sorgen.“
Sie beobachtete, wie er sich aufs Bett sinken ließ und dann rückwärts in die Kissen fiel. Er streifte nicht einmal seine Schuhe ab. Hillary zog die Vorhänge zu. Mit halb geschlossenen Augen hob er die Hand zu einer beschwichtigenden Geste.
„Du solltest inzwischen wissen, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe.“
„Das ist kein Problem“, versicherte sie ihm, setzte sich neben ihn und legte ihre Hand in seine. Nein, sein Wunsch, weiter eigene Entscheidungen zu treffen, war kein Problem, solange es mit ihren Beschlüssen zusammenpasste.
„Was ich gesagt habe … dieser Erinnerungsfetzen überraschte mich, und ich war grob.“
„Nicht grob, nur ein bisschen direkt. Aber das verzeihe ich dir, denn meistens bist du der romantischste Mann, der mir je begegnet
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