Julia Collection Band 21
spürte, den starken Arm, den er besitzergreifend um sie gelegt hatte. Die guten Manieren zwangen ihn jedoch, sie loszulassen, da der Gastgeber ihn drängte, einen alten Freund zu treffen.
Hillary umklammerte ihr unberührtes Glas Wein. Die Musik und das unentwegte Stimmengewirr schienen auf sie einzustürmen. Ihre Gastgeberin machte sie mit einer ununterbrochenen Reihe fremder Gesichter bekannt. Die hellen Kleider der Frauen und deren glitzernder Schmuck verschwammen schon vor ihren Augen, sodass sie blinzeln musste. Die leichte Bewegung der Jacht machte es nicht unbedingt besser. Ihr wurde heiß und schrecklich übel. Verzweifelt hielt sie Ausschau nach einem freien Stuhl, doch da war es schon zu spät. Ohnmächtig stürzte sie auf das Deck.
Als sie das Bewusstsein wiedererlangte, sah Roel auf sie herunter. „Ganz ruhig, cara . Ich bringe dich nach Hause.“
Sie machte die Augen zu und flehte im Stillen, die Übelkeit möge vergehen. Er hob sie auf die Arme, wechselte ein paar Worte mit den besorgten Gastgebern und trug sie hinauf auf das Oberdeck, wo der Hubschrauber stand.
„Ich glaube, ich habe noch nie eine so prompte, wunderbare Vorstellung erlebt“, meinte er anerkennend, sobald der Helikopter in der Luft war.
Erst jetzt begriff Hillary, dass er annahm, sie hätte die Ohnmacht nur vorgetäuscht, weil er vor der Party angekündigt hatte, keine Stunde dort bleiben zu wollen. Das Auf und Ab und Hin und Her während des Fluges bewirkte nicht gerade, dass sich ihr Magen beruhigte. Für eine Unterhaltung fehlte ihr jede Kraft. In ihrem Hinterkopf lauerten jedoch besorgte Fragen, die ihre Nervosität steigerten. Wieso war sie ohnmächtig geworden? Das war ihr in ihrem ganzen Leben noch nicht passiert, doch erinnerte sie sich daran, wie Pippa einmal erwähnt hatte, dass Schwindelanfälle im frühen Stadium einer Schwangerschaft nicht ungewöhnlich seien.
Kaum war der Hubschrauber gelandet, sprang Roel heraus und wandte sich Hillary zu, um ihr zu helfen. „Das war wirklich eine beeindruckende Ohnmacht“, meinte er noch einmal spöttisch lächelnd. „Einen Moment lang habe ich tatsächlich geglaubt, sie wäre echt.“
„Ich glaube, ich bin seekrank geworden.“ Hillary lehnte sich an ihn, weil ihre Beine nachzugeben drohten.
„Seekrank?“, wiederholte Roel ungläubig.
„Mir geht es immer noch nicht besonders gut“, fügte sie entschuldigend hinzu.
Roel stöhnte und bückte sich, um sie von neuem auf die Arme zu heben. „Seekrank“, sagte er verwundert. „Du warst doch erst fünfzehn Minuten an Bord.“
Eine Stunde später lag sie im Bett, umsichtig in ein Nachthemd gekleidet. Roel saß am Fußende des Bettes und beobachtete sie mit großem Interesse. „Ich will hier nicht herumliegen wie eine Leiche“, protestierte Hillary. „Ich fühle mich schon wieder großartig.“
„Gesunde Leute fallen nicht in Ohnmacht“, meinte Roel tadelnd, als hätte sie das verhindern können. „Wenn die Ärztin sagt, es ist in Ordnung, darfst du wieder aufstehen.“
„Ärztin? Welche Ärztin?“, rief sie erschrocken.
Jemand klopfte an die Tür. „Das müsste sie sein. Ich habe sie von unterwegs aus angerufen und sie um einen Hausbesuch gebeten.“
Voller Panik setzte Hillary sich auf „Ich will keinen Arzt sehen! Verdammt, ich brauche auch keinen!“
„Lass mich das lieber beurteilen“, versuchte er sie zu beschwichtigen.
„Was hat das denn mit dir zu tun?“
„Ich bin dein Mann und daher für dein Wohlbefinden verantwortlich. Auch wenn du meine Besorgnis nicht zu schätzen weißt.“
Scham und Verlegenheit brachten Hillary zum Schweigen. Er öffnete einer älteren Frau die Tür. Sie hatte ergrauende Haare und machte einen sachlichen Eindruck.
„Ich würde mit der Ärztin gern allein sein“, verkündete Hillary, da Roel keine Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen.
Nachdem er gegangen war, beantwortete sie die Fragen der Ärztin offen und ehrlich und ließ sich untersuchen. Als sie fertig war, lächelte die Frau. „Ich nehme an, Sie haben längst einen Verdacht, was die Ursache Ihrer Übelkeit betrifft. Sie sind schwanger.“
Hillary wurde blass, denn in diesem Moment konnte sie nur daran denken, wie unwillkommen Roel eine solche Nachricht sein würde. „Sind Sie sicher?“
Die ältere Frau nickte. „Bestimmte Signale sind unmissverständlich.“
„Ich will es meinem Mann noch nicht sagen“, vertraute Hillary der Ärztin an.
Es war ein Schock. Sie würde Roels Baby zur Welt
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