Julia Collection Band 21
Eltern tot waren, handelte sie. Sie überzeugte das Jugendamt, dass sie die Richtige sei, um die Verantwortung für Emmas Erziehung zu übernehmen. Ich wurde für zu jung befunden und hatte schreckliche Angst, meine Schwester und ich könnten getrennt werden. Mandy zog mit uns in ein großes, gemietetes Haus“, erinnerte Hillary sich schmerzlich.
„Und dann?“, drängte Roel.
„Mandy und ihr Freund knöpften uns jeden Penny ab, den sie kriegen konnten. Sie kontrollierte das Geld, das unsere Eltern uns hinterlassen hatten. Es war ohnehin nicht viel, aber Emma und ich hätten einige Jahre bequem davon leben können. Als es nichts mehr zu stehlen oder zu verkaufen gab, verschwand Mandy einfach eines Tages und ließ sich nie mehr blicken.“
„Ich nehme an, du hast daraufhin die Polizei alarmiert. Zweckentfremdung eines Treuhandfonds in einer solchen Situation ist ein Verbrechen.“
„Das Geld war weg, und nichts konnte es zurückbringen. Es gab wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern musste – wie zum Beispiel eine billigere Bleibe zu finden und für meine Schwester zu sorgen.“
In einer unerwartet mitfühlenden Geste legte Roel seine Hand auf ihre ineinander verschränkten Finger. „Du hast Mandy vertraut, weil sie mit dir verwandt war. Ihr Verrat muss ein ziemlicher Schock gewesen sein.“
„Kann man wohl sagen.“
„Als ich unter Gedächtnisverlust litt, blieb mir nichts anderes übrig, als dir zu vertrauen“, sagte Roel heiser, den Blick vorwurfsvoll auf sie gerichtet. „Ich habe dir geglaubt, dass du meine Frau bist …“
Hillary riss sich von ihm los. „Mehr brauchst du nicht mehr zu sagen, ich habe die Botschaft verstanden. Ich habe nur versucht, mich wie deine Frau zu benehmen. Weder habe ich mit irgendwelchen Hintergedanken mit dir geschlafen, noch hatte ich die Absicht, finanziell von unserer Ehe zu profitieren!“
„Die Zeit wird den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung ans Licht bringen.“
„Was hast du eigentlich für ein Problem? Du bist ein sehr gut aussehender, sexy Mann, und doch scheinst du es nicht akzeptieren zu können, dass eine Frau dich nur um deiner selbst willen liebt.“
„Oder wegen meines Körpers“, meinte er mit samtweicher Stimme.
Plötzlich bekam Hillary einen Wutanfall, dessen Heftigkeit sie nicht mehr kontrollieren konnte. „Das ist auch so etwas, was ich an dir nicht ausstehen kann. Immer musst du das letzte Wort haben, und jedes Mal ist es eine superschlaue Bemerkung. Du bist so davon überzeugt, nie etwas falsch zu machen, dass du mir ständig für alles die Schuld gibst. Wenn uns in diesem Augenblick der Himmel auf den Kopf fiele, würdest du glatt behaupten, es sei meine Schuld!“
„ Sì …“, erwiderte er ungerührt von ihren Vorwürfen und mit einem mutwilligen Funkeln in den Augen. „Herumschreien löst bekanntlich Lawinen aus.“
Hillary atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Trotzdem sah sie Roels hübsches Gesicht vor Zorn wie durch einen roten Schleier. In dieser kurzen Pause zwischen den Feindseligkeiten öffnete der Chauffeur die Tür.
„Du sollst nur wissen, dass ich dich hasse!“, fuhr Hillary Roel boshaft an, als er sich im Hubschrauber neben sie setzte.
Er schob die Finger in ihr Haar und hielt sie fest, damit sie seinem Mund nicht ausweichen konnte. Sie gab sich diesem Kuss hin, als wäre er ein Abgrund, in den sie hineinstürzte. Tiefer und tiefer und immer tiefer fiel sie in dieses süße, aufregende Gefühl hinein, das seine Liebkosung in ihr auslöste. Dieser Kuss war elektrisierend und sinnlich, und sie kostete jede leidenschaftliche Sekunde aus.
Schließlich löste er sich von ihr und betrachtete ihr Gesicht. „Wir werden nur vierzig Minuten auf der Party bleiben.“
Hillary war außer Atem und verwirrt von der beängstigenden Intensität ihrer eigenen Gefühle. Plötzlich verstand sie, weshalb sie sich mit Roel gestritten und verzweifelt versucht hatte, ihn auf Distanz zu halten. Er hatte die Macht, sie zu verletzen, und das würde er auch tun, während sie ihn weiterhin liebte. „Roel …“
„Du weckst das Verlangen in mir … ich habe kaum eine Nacht geschlafen, solange du in London warst. Doch jetzt bist du wieder mein, und du wirst mein bleiben, bis ich etwas anderes entscheide.“
Der Helikopter setzte sie auf einer riesigen Luxusjacht ab, auf der sie wie ein Königspaar auf Besuch empfangen wurden. Hillary war noch ganz benommen. Alles, was sie wahrnahm, war Roel neben sich, seine Anspannung, die sie
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