Julia Collection Band 21
als ich?“ Er richtete sich kerzengerade auf und straffte die Schultern.
„Ja. Er ist schon erwachsen.“
„Ist er ein braver Junge?“
„Nicht immer.“
„Ich werde sehr groß und sehr brav sein, wenn ich erwachsen bin“, teilte Jake ihr ernst mit.
Um Madame Bonnard noch eine kleine Erholungspause zu gönnen, bevor sie wieder ins Auto stieg, bot Tabby ihr Kaffee an. Die Französin nickte höflich, während sie weiterhin Jakes Fragen beantwortete.
Jake kannte keinerlei Scheu, und aus den zögernden Antworten der älteren Frau entnahm Tabby, dass ihr Gast in Paris ein Apartment mit zwölf Zimmern bewohnte und außerdem ein Sommerhaus hier in der Gegend besaß.
„Darf ich Madame Bonnard eines deiner Bilder zeigen, Mummy?“, bat Jake.
„Es wäre mir ein Vergnügen, Mademoiselle“, versicherte Manette Bonnard. „Ich sammle nämlich Miniaturen.“
Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr blickte Tabby in den Wintergarten. Christien hatte ihr Studio mit hohen Regalen und einem herrlichen Mosaikboden ausstatten lassen. Die ältere Frau schwärmte in den höchsten Tönen von den zwei winzigen Kunstwerken und war zutiefst enttäuscht, dass beide für einen Kunden vorgemerkt waren.
„Ich möchte Ihre Zeit nicht länger beanspruchen, Mademoiselle.“ Die Blondine seufzte bedauernd.
„Ich mag dich“, sagte Jake zu Madame Bonnard.
Tabby war nicht im Mindesten verwundert, dass Jake von ihrem Gast begeistert war, denn Manette Bonnard hatte aufrichtiges Interesse an der Gesellschaft des Kleinen bewiesen und keinen Hehl aus ihrer Sympathie für ihn gemacht.
Allerdings beunruhigte es sie, dass die gefühlsbetonte Französin aussah, als würde sie gleich wieder in Tränen ausbrechen.
„Fühlen Sie sich auch wohl genug, um zu fahren?“, erkundigte Tabby sich besorgt.
Die Frau hielt den Kopf gesenkt und tätschelte zerstreut Tabbys Hand. „Machen Sie sich keine Gedanken … Sie verstehen das nicht … es tut mir leid“, flüsterte sie und floh zu ihrem Wagen.
Erleichtert beobachtete Tabby, dass der Mercedes sich mit geringer Geschwindigkeit entfernte.
Sie ging ins Haus zurück, um Christien anzurufen, zögerte jedoch, nach dem Hörer zu greifen. Warum tat Christien stets das, was sie am allerwenigsten erwartete? Sie war bei ihrer letzten Begegnung verärgert und verletzt gewesen und hatte geglaubt, sie könnte die leidenschaftliche Nacht vergessen und ihrer eigenen Dummheit zuschreiben. Seine arrogante Annahme, er könnte sie zu etwas bewegen, das sie nicht wollte, hatte sie beleidigt. Sie hatte Tabby überzeugt, dass sie die Vergangenheit mit Christien nicht wieder auferstehen lassen konnte. Aber innerhalb einer Woche hatte er all ihre Erwartungen über den Haufen geworfen.
Er hatte sich größte Mühe gegeben, ihr zu zeigen, dass er ihr Recht akzeptierte, in Solange Laroches Cottage zu leben. Er hatte die schäbige Unterkunft in ein modernes Anwesen mit allem Komfort verwandelt. Natürlich hatte er dazu kein Recht gehabt, doch das war eigentlich egal, oder? Falls sie sich für ein anderes Quartier entscheiden sollte, würde sie das Cottage Christien verkaufen, und zwar zu einem Preis, der die Verbesserungen nicht berücksichtigte, die er auf eigene Kosten hatte vornehmen lassen.
Im Nachhinein erschien ihre Schwäche für Christien unverzeihlich. Sie hatte ihm nichts von Jake erzählt, sondern sich von ihrem Herzen und ihren Hormonen leiten lassen und wieder mit ihm geschlafen. Der Whirlpool war groß genug für zwei und verriet, dass Christien die Erfahrung gern wiederholen würde. Nur hatte Christien keine Ahnung, dass sie die Mutter eines Dreijährigen war, der bereits eines der cremefarbenen Sofas mit Flecken verziert hatte. Sie war nicht irgendeine allein erziehende Mutter, sondern die Mutter seines Kindes. Wie sollte sie Christien das beibringen? Insbesondere wenn Jake im Haus war? Sie schloss ihren Sohn in die Arme und legte das Kinn auf seine dunklen seidigen Locken.
„Unsere Sachen sind noch im Wagen“, erinnerte er sie. „Wir müssen unsere Koffer holen.“
Nachdem sie das Gepäck hereingetragen hatten, rief Tabby Christien an.
„Warum hast du mich in der Warteschleife hängen lassen?“, fragte er.
„Das war keine Absicht … Offenbar habe ich die falsche Taste gedrückt.“
„Ich hatte schon Angst, es wäre irgendetwas passiert … was wollen wir heute Abend unternehmen?“
Er war der einzige Mann, dessen Stimme sie zum Schmelzen bringen konnte. „Möchtest du herkommen? Gegen
Weitere Kostenlose Bücher