Julia Collection Band 21
nicht schaffte, Christien aus ihren Gedanken zu verbannen, ganz zu schweigen von ihrer Scheu, ihm von der Vaterschaft zu erzählen. Gegen diesen Anflug von Feigheit wollte sie unbedingt ankämpfen.
Als Tabby am nächsten Tag in Frankreich von der Fähre fuhr, lenkte sie Jakes Aufmerksamkeit auf die fremden Automarken, um ihn während der langen Reise zu beschäftigen. „Freust du dich schon auf das Haus?“, fragte sie.
„Darf ich in meinem neuen Bett herumhopsen?“
„Vergiss es“, erwiderte sie lächelnd.
Kaum hatte sie vor dem Cottage angehalten, sprang Jake auch schon aus dem Wagen und rannte mit seinem Fußball zum Garten hinter dem Haus. Tabby beschloss, ihm etwas Zeit zu lassen, um sich auszutoben, bevor sie ihn hereinrief. In Wahrheit fürchtete sie jedoch die Enttäuschung auf seinem ernsten kleinen Gesicht. Er war erst drei Jahre alt, und man brauchte die Fantasie eines Erwachsenen, um zu erkennen, dass man aus der schäbigen Behausung ein schönes Heim machen konnte.
„Bleib im Garten, und geh nicht zur Straße“, rief sie ihm hinterher.
Jake blieb stehen und seufzte genervt. „Ich weiß … ich bin doch kein Baby mehr.“
Es ist wirklich erschreckend, wie schnell er zu wachsen scheint, dachte sie und betrat das Cottage. Verblüfft hielt sie inne und betrachtete die fremde Umgebung. Erst als sie das kunstvolle Blumenarrangement neben dem Kamin und den großen Umschlag, der in Christiens Handschrift ihren Namen trug, entdeckte, atmete sie erleichtert auf.
Ich respektiere Dein Recht, dort zu wohnen, wo Du willst. Ruf mich an.
Christien
Auf dem Tisch stand ein Telefon. Er hatte sogar einen Anschluss legen lassen. Die Fenster waren ausgewechselt und die Wände in frischen Farben gestrichen worden. Benommen schaute sie sich in dem Raum um, der nun mit zwei Sofas und einem hübschen Schrank eingerichtet war. Wie in Trance ging sie in die Küche. Dort erwarteten sie moderne Anbaumöbel, alle nur erdenklichen Gerätschaften und eine behagliche Essecke. Eine Uhr tickte auf dem Bord. Das Weinregal war mit Flaschen bestückt. Sie blickte in den Kühlschrank. Angesichts der Unmenge an Lebensmitteln schloss sie die Tür wieder. Jake winkte ihr vom Garten aus zu, und sie erwiderte matt seinen Gruß.
Mit zitternden Fingern griff sie zum Telefonhörer und wählte die Nummer, die Christien auf der Karte notiert hatte. Während sie dem Freizeichen lauschte, spähte sie in den kleinen Waschraum und traute ihren Augen kaum. Der „kleine Waschraum“ schien jetzt auch den dahinter liegenden Schuppen zu umfassen. Er verfügte über eine Dusche, Marmorfliesen und einen todschicken Whirlpool. Ein begehbarer Wäscheschrank war mit flauschigen Handtüchern und schneeweißen Bettlaken gefüllt.
„Was denkst du, Tabby?“, erkundigte Christien sich sanft, als sie mit dem Hörer des schnurlosen Telefons die Treppe nach oben eilte.
„Ich denke, ich träume“, flüsterte sie, fassungslos über den weichen Wollteppich, der die Stufen bedeckte.
„ Bien … Ich dachte, ich hätte einen Albtraum, als ich das Innere des Cottages zum ersten Mal gesehen habe“, gestand er scherzhaft. „Nur ein Höhlenmensch hätte es als Heim betrachten können …“
„Ich kann das unmöglich annehmen, Christien“, erklärte sie mit bebender Stimme. „Hast du den Verstand verloren? Es ist alles so elegant, dass es ein Vermögen gekostet haben muss!“
„Ich wollte mich entschuldigen, weil ich dich so bedrängt habe, und dich in deinem neuen Domizil willkommen heißen, ma belle .“
„Wie um alles in der Welt bist du überhaupt ins Haus gelangt? Bist du eingebrochen?“
Ihr Schlafzimmer war mit einem Bett ausgestattet, in dem sich selbst eine Prinzessin wohl gefühlt hätte: hauchzarte Seidenvorhänge und Berge von spitzenbesetzten Kissen und dazu passende Laken. Blasses Türkis und Grün dominierten. Es wunderte sie, dass er sich an ihre Lieblingsfarben erinnert hatte.
„Solange hat immer einen Reserveschlüssel im Astloch des alten Baums im vorderen Garten aufbewahrt. Ich habe ihn an mich genommen“, gestand er.
„Danke für die Warnung! Ich fasse nicht, dass du all das getan hast – und noch dazu in so kurzer Zeit.“ Sie schaute in Jakes Zimmer, das sie bereits möbliert hatte. Außer frischer Farbe und den polierten Dielen war hier nichts verändert worden. „Was verlangst du als Gegenleistung? Willst du mich in einem Geschenkkarton?“
Sein sinnliches Lachen jagte ihr einen prickelnden Schauer über den
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