Julia Collection Band 21
Christien.
„Ich habe noch nicht eingewilligt.“
Strotzend vor Selbstvertrauen, schaute er sie an. „Ich kümmere mich um die Formalitäten … und nun komm her.“ Er zog sie wieder an sich.
Tabby ahnte, dass sie einen entscheidenden Punkt in ihrem Verhältnis zu Christien erreicht hatte. Sie hatte nie etwas mit ihm geplant oder etwas von ihm verlangt. Nachdem sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt hatte, hatte sie sich von ihrem Herzen leiten lassen und dann unter den Konsequenzen gelitten.
Aber nun musste sie an Jake denken. Christien hatte selbst betont, dass die Interessen ihres Sohnes über ihren eigenen Bedürfnissen stehen müssten, und vermutlich hatte er sich deshalb zu dem Heiratsantrag durchgerungen. Tabby bezweifelte, dass ihre Ehe auch nur sechs Monate überdauern würde, wenn sie bloß auf Sex basierte. Wenn Jake nicht durch eine Scheidung traumatisiert werden sollte, würde Christien sich mehr anstrengen müssen.
„Ich würde gern in die Heirat einwilligen, aber ich kann es nicht. Uns verbindet zu wenig …“
„Wir haben einen Sohn und sensationellen Sex!“
„Wenn es nicht funktioniert, wird Jake am meisten darunter leiden. Viele Ehepaare hassen einander nach der Trennung …“
„Bist du immer so optimistisch?“, fragte er trocken.
„Ich stelle Jake über alles, so wie du es verlangt hast.“ Trotzig hob Tabby das Kinn. „Wenn ich dich heirate, würde ich mich ernsthaft bemühen, damit die Ehe funktioniert. Ich bin allerdings nicht sicher, ob du das Gleiche tun würdest …“
Christien wirkte gekränkt. „Warum nicht, zum Teufel?“
„Du bist verwöhnt. Das Leben ist für dich ein Spiel. Du bist attraktiv, vermögend und erfolgreich und musstest dich in einer Beziehung noch nie anstrengen.“
„Trotzdem könnte ich mich anstrengen, wenn ich müsste.“
„Mich ins nächste Bett zu zerren zählt nicht dazu“, entgegnete sie verlegen.
„Wann musste ich dich jemals zerren?“, konterte er. „Wir bewegen uns im Kreis, ma belle .“
„Nein. Du hörst lediglich nicht zu, was ich sage. Ich will dich heiraten, aber nicht, wenn es womöglich mit Tränen endet und Jake darunter leiden muss, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe.“
„Ich kann nichts garantieren …“
„Wenn du mich ehrlich lieben würdest, würde ich nicht mehr brauchen.“
„Ich kann dich auch ohne Liebe glücklich machen“, versicherte Christien.
Tabby hatte eine Idee. „Wie weit würdest du gehen, um mich glücklich zu machen?“
„Ich bin kein Feigling.“
„Du sagtest vorhin, es würde zehn Tage dauern, bis wir getraut werden können. Also hast du diese Zeitspanne, um mich zu überreden, dass ich dich heiraten sollte.“
„Überreden?“, wiederholte er stirnrunzelnd.
„Du hast von jetzt an bis zur Zeremonie Zeit, mich zu überzeugen … während wir in getrennten Betten schlafen“, fügte sie hinzu.
„Das ist ein Witz, oder?“
Sie straffte die Schultern. „Nein. Wir hatten nie eine normale Beziehung und …“
„Unter ‚normal‘ verstehst du getrennte Betten?“
„Ich möchte, dass wir Zeit miteinander verbringen, zum Dinner ausgehen und solche Dinge. Das habe ich nie gehabt“, gestand sie widerstrebend. „Mit niemandem. Bevor ich dir begegnete, war ich mit einer Clique unterwegs, aber das waren keine richtigen Verabredungen, und dann wurde ich schwanger.“
Christien überlegte. „Und wie war es nach Jakes Geburt?“
Er begriff einfach nicht, wie grundlegend die Pflichten einer allein erziehenden Mutter ihr Leben verändert hatten. „Ledige Mütter sind bei Studenten nicht sonderlich begehrt. Außerdem hatte ich gar keine Zeit für Verabredungen. Ich habe studiert, mich um Jake gekümmert und an mehreren Abenden in der Woche gearbeitet, um etwas Geld zu verdienen.“
Plötzlich wurde Christien von Gewissensbissen gequält, weil er sein privilegiertes Leben als selbstverständlich hingenommen hatte. Er malte sich aus, wie er sich gefühlt hätte, wenn man ihm als Teenager die Verantwortung für ein Baby aufgebürdet hätte. Tabby hatte trotz ihrer Jugend eine schwere Last tragen müssen. Die Schwangerschaft und Jakes Geburt hatten sie jeglicher Freiheit und Freude beraubt. Dass sie dennoch das Studium beendet hatte, war ein kleines Wunder.
„Glaub nicht, dass ich nicht eingeladen worden wäre!“ Sie wollte, dass er das wusste.
„Und warum bist du nicht ausgegangen?“
Sie lächelte wehmütig. „Wenn du schon ein Baby hast, hält man dich für
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