Julia Collection Band 22
landen.“
Tränen traten Cheyenne in die Augen, während sie versuchte, mit dem, was Nick ihr erzählt hatte, klarzukommen. „Warum hast du nicht angerufen … oder mir geschrieben, um mich wissen zu lassen, was geschehen war?“
„Ich habe versucht, mich mit dir in Verbindung zu setzen, aber dein Vater hat alles darangesetzt, damit es nicht funktionierte.“ Er löste ihren Sicherheitsgurt und zog sie dann an seine Brust. „Ich habe einen Monat lang jeden Tag angerufen, Darling. Aber dein Vater hat stets den Hörer abgenommen und sich geweigert, mich mit dir sprechen zu lassen, oder der Anrufbeantworter sprang an. Ich habe Nachrichten hinterlassen, aber vermutlich hat dein Vater sie gelöscht, bevor du sie abhören konntest. Ein paar Briefe habe ich auch geschickt, aber ich bezweifle, dass du sie je zu Gesicht bekommen hast.“
Benommen schüttelte Cheyenne den Kopf. „Nein.“
Es war tröstlich, von Nicks starken Armen gehalten zu werden, doch sie war völlig überwältigt von dem, was sie gehört hatte, und musste unbedingt allein sein, um alles zu überdenken. „Ich …“ Ihre Stimme erstarb. „Bitte, bring mich nach Hause.“
Nick schien ihr Bedürfnis, allein zu sein, zu spüren. Er küsste sie kurz und ließ sie dann los, um den Motor wieder zu starten.
Während sie schweigend durch die Nacht fuhren, dachte Cheyenne über alles nach, was Nick ihr erzählt hatte. Was sollte sie nur glauben?
Der Mann, den er beschrieben hatte, war ganz anders als der fürsorgliche, liebevolle Vater, den sie immer gekannt hatte. Und bis zu diesem Moment hatte es niemals einen Zeitpunkt gegeben, an dem sie daran gezweifelt hatte, dass ihr Vater nur ihr Bestes wollte.
Doch so sehr es ihr auch widerstrebte, es zuzugeben, das, was Nick gesagt hatte, ergab durchaus einen Sinn. Vor dreizehn Jahren hatte ihr Vater genügend Macht und Verbindungen gehabt, um nicht nur Anklage gegen Nick zu erheben, sondern auch eine Verurteilung zu erwirken. Und nachdem sie erst am vergangenen Abend miterlebt hatte, wie feindselig sich ihr Vater Nick gegenüber verhielt, konnte sie es nicht länger leugnen. Es bestand die Möglichkeit, dass er etwas Derartiges geplant hatte.
Warum hatte ihr Vater immer so eine schlechte Meinung von den Daniels gehabt?
Sie hatte keine nettere Frau als Linda Daniels gekannt, und obwohl Linda Nick bekommen hatte, als es noch nicht allgemein üblich war, eine unverheiratete Mutter zu sein, schien es niemanden in der Gegend gestört zu haben. Niemanden, abgesehen von ihrem Vater.
War das vielleicht der Grund, weshalb ihr Vater Nick so verachtete? Sah er Nick als minderwertig an, weil seine Mutter nicht verheiratet gewesen war?
Doch das ergab keinen Sinn. Warum sollte ihr Vater sich über Nicks uneheliche Geburt aufregen, wenn es sonst niemand tat?
Auf all diese Fragen Antworten zu finden war nicht so einfach. Müde legte Cheyenne den Kopf zurück und schloss die Augen. Sie wusste nicht mehr, wem oder was sie glauben sollte.
Einer der beiden Männer, die sie von ganzem Herzen liebte, hatte sie getäuscht. Und es war letztlich sogar egal, ob es sich um ihren Vater oder um Nick handelte, denn wenn sie die Wahrheit herausfand, das wusste sie mit Sicherheit, würde es ihr das Herz brechen.
Nick verfluchte seine Nachlässigkeit, während er den Pick-up neben dem Haus parkte. Eilig sprang er hinaus und lief die Verandastufen hinauf. Er hätte es besser wissen müssen und den Stacheldraht nicht mit bloßer Hand anfassen dürfen. Es war idiotisch gewesen, nicht wieder umzukehren, als er am Morgen auf der Nordweide festgestellt hatte, dass er einen seiner ledernen Arbeitshandschuhe verloren hatte. Stattdessen hatte er dummerweise versucht, die Arbeit am Stacheldrahtzaun trotzdem zu erledigen. Zur Strafe hatte er jetzt eine tiefe Wunde an seiner linken Hand, und der Zaun musste immer noch geflickt werden.
„Greta, könnten Sie mir bitte die Erste-Hilfe-Tasche bringen?“, rief er, als er das Haus betrat.
„Was ist passiert?“, fragte Cheyenne und kam aus seinem Büro geeilt. Sie blieb abrupt stehen und wurde aschfahl im Gesicht. „Du lieber Himmel! Was ist geschehen?“
Nick schaute auf die Blutflecken auf seinem Hemd und hielt dann seine Hand hoch. „Ich habe mit Stacheldraht gespielt.“
„Lass mich sehen.“ Sie nahm seine Hand vorsichtig in ihre und wickelte das blutdurchtränkte Taschentuch, das er sich darumgeschlungen hatte, ab. Entsetzt schüttelte sie den Kopf. „Das ist nicht nur ein kleiner
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