Julia Collection Band 22
Cheyenne.“
„Wer ist dieser junge Mann?“, fragte ihr Vater interessiert. „Er kommt mir bekannt vor.“
Cheyenne holte tief Luft. „Das war Nick Daniels, Daddy.“
Die Miene ihres Vaters verfinsterte sich augenblicklich, und sein Blick wurde stechend. „Was macht der hier?“
„Wahrscheinlich ist er aus demselben Grund hier wie wir. Seine Haushälterin ist übers Wochenende nach Denver gefahren, und ich nehme an, er will etwas essen.“
Sie musste schlucken, als sie die ersten Töne eines Songs erkannte, den sie und Nick während ihrer Highschool-Zeit immer als „ihr“ Lied bezeichnet hatten. Warum hatte er ausgerechnet diesen Song ausgewählt? Wollte er sehen, wie sie darauf reagierte?
„Haushälterin?“, unterbrach ihr Vater ihre Gedanken. „Wo ist seine Mutter? Ist sie nicht mit ihrem Balg zurück nach Wyoming gekommen?“
„Linda Daniels ist vor ungefähr zwölf Jahren gestorben, Daddy.“
„Linda lebt nicht mehr?“
Cheyenne hätte schwören können, einen Anflug von Trauer über das Gesicht ihres Vaters huschen zu sehen. Doch so schnell, wie sie aufgetaucht war, war sie auch wieder verschwunden. Sie entschied, dass sie es sich wohl doch nur eingebildet hatte. „Nick hat erzählt, dass sie schon damals, als sie nach St. Louis gezogen sind, gewusst hat, dass sie nicht mehr lange leben würde.“
Auf dem Weg zurück zur Bar blieb Nick an ihrem Tisch stehen. „Entschuldige, Cheyenne. Als du heute Nachmittag weggefahren bist, habe ich vergessen, dir zu sagen, dass wir das Vieh, das wir morgen auf der Auktion verkaufen wollen, nach dem Mittagessen verladen müssen.“
Bevor Cheyenne antworten konnte, knallte ihr Vater seine Gabel auf den Tisch. „Es ist eine verdammte Schnapsidee, eine ganze Herde auf einen Schlag abzustoßen. Aber Sie hatten ja nie viel Verstand in Ihrem Kopf.“
„Daddy“, warnte Cheyenne ihn. Wenn ihr Vater jetzt auch noch öffentlich eine Szene machte, würde der Tag nicht nur furchtbar, sondern unerträglich werden.
„Es ist schon in Ordnung, Cheyenne.“ Nick lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. „Dein Vater hat ein Recht auf seine Meinung.“ Obwohl er mit Cheyenne gesprochen hatte, blieb sein Blick unverwandt auf ihren Vater gerichtet.
„Wenn Sie gesagt haben, was Sie sagen wollten, verschwinden Sie, Daniels. Sie verderben mir den Appetit.“ Bertram Holbrook hielt kurz inne, dann fügte er hinzu: „Und von jetzt an werden Sie, wenn meine Tochter nicht gerade ihrem Job nachgeht, sich von Cheyenne fernhalten. Haben Sie verstanden?“
„Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten“, entgegnete Nick, „sie ist jetzt erwachsen, Richter Holbrook. Mit wem sie sich trifft oder nicht trifft, ist Cheyennes Sache, nicht Ihre.“
Die Feindseligkeit, die sowohl von ihrem Vater als auch von Nick ausging, schockierte Cheyenne. „Ich denke, ihr beide solltet euch beruhigen. Dies hier ist weder der geeignete Ort noch der geeignete Zeitpunkt, um eine derartige Diskussion zu führen.“
„Ich wollte ohnehin gerade gehen.“
Nick wandte sich zu ihr um, und die Intensität seines Blicks raubte Cheyenne den Atem.
„Ich sehe dich morgen Mittag, Cheyenne.“
Während Nick davonging, setzte ihr Vater seine Schmährede fort, doch Cheyenne achtete nicht darauf, was er von sich gab. Der Blick, den Nick ihr zugeworfen hatte, war äußerst bedeutsam gewesen und ließ keinen Zweifel an seinen Absichten.
Er hatte Fragen, und er würde nicht eher ruhen, bis er Antworten darauf erhalten hatte.
8. KAPITEL
Als die Auktion am nächsten Abend vorüber war und Cheyenne auf Nick wartete, der den Erlös, den er mit dem Verkauf seiner Rinder erzielt hatte, abholte, konnte sie ihre Nervosität kaum noch verbergen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und das aus gutem Grund.
Sie und Nick hatten den ganzen Nachmittag zusammen verbracht. Es hatte Stunden gedauert, das Vieh auf die Anhänger zu verladen und in der Auktionshalle wieder abzuladen. Dann hatten sie gemeinsam verfolgt, wie die Tiere an den Meistbietenden verkauft worden waren. Dabei hatte keiner von ihnen den Streit mit ihrem Vater vom vergangenen Abend erwähnt, und Nick hatte sich auch nicht danach erkundigt, wieso sie auf einmal ihre Meinung wegen ihrer Affäre geändert hatte. Aber er würde es vermutlich bald tun.
Bis zur Sugar-Creek-Ranch hatten sie über eine Stunde Fahrtzeit vor sich, und die Fahrerkabine von Nicks Pick-up bot eine hervorragende Privatsphäre, um solch eine Unterhaltung zu
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