Julia Collection Band 22
führen. Cheyenne war klar, worüber sie sprechen würden, und fürchtete, dass sie die längste Fahrt ihres Lebens vor sich hatte.
„Bist du bereit?“
Völlig in Gedanken zuckte sie erschrocken zusammen, denn Nick stand plötzlich dicht neben ihr. „So bereit, wie ich es wohl je sein werde.“
Er lächelte, während er den Scheck, den er vom Auktionator erhalten hatte, in seine Hemdtasche schob. Dann legte er einen Arm um Cheyennes Schultern, um mit ihr nach draußen zu seinem Wagen zu gehen. „Sollen wir irgendwo unterwegs anhalten und etwas essen?“
Sein Körper so dicht neben ihrem weckte erneut heiße Sehnsucht in ihr. „Nein. Ich muss nach Hause.“
Das Letzte, was sie wollte, war, die Zeit, die sie zusammen verbringen mussten, noch in die Länge zu ziehen. Je länger sie mit Nick zusammen war, desto größer wurde die Versuchung, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.
„Du hast heute hart gearbeitet.“ Nick öffnete die Beifahrertür für sie und strich sanft mit dem Zeigefinger über ihre Wange. „Ich kann verstehen, dass du müde bist.“
Ihre Haut kribbelte dort, wo er sie berührt hatte, und sie musste all ihre Willenskraft aufwenden, um sich nicht an ihn zu schmiegen. „Ich bin daran gewöhnt.“ Sie zwang sich, das Verlangen zu ignorieren, das in ihr brannte, und stieg in den Wagen. „Es ist mein Job.“
Er schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht mehr. Hast du schon vergessen, was wir besprochen haben? Du sollst im Büro arbeiten, und ich werde mich um die Rancharbeit kümmern.“
Wenn er dachte, sie würde darüber mit ihm streiten, dann hatte er sich gründlich getäuscht. Sie hatte sechs lange Jahre bei jeder Witterung draußen gearbeitet, und ein leichterer Job, der den Komfort eines beheizten Büros im Winter und einer Klimaanlage im Sommer bot, klang alles andere als schlecht. Und solange sie allein in dem Büro war, konnte sie es vielleicht sogar schaffen, nicht völlig verrückt zu werden vor Verlangen nach ihrem Boss.
Nachdem Nick um den Pick-up herumgegangen war und sich hinter das Lenkrad gegesetzt hatte, warf er ihr einen Blick zu, der ihr klarmachte, dass die Unterhaltung, vor der sie sich so fürchtete, gleich beginnen würde.
„Dein Vater sah gestern Abend ziemlich gesund aus, wenn man bedenkt, dass er einen Schlaganfall hatte.“
„Es gelingt mir nicht, ihn so häufig zum Arzt zu schicken, wie mir lieb wäre, aber er hat alle seine Fähigkeiten wiedererlangt, abgesehen vom Laufen.“
Eine Weile fuhren sie schweigend weiter, bis Nick schließlich fragte: „Was hat dein Vater dir über den Abend erzählt, als ich Wyoming verlassen habe?“
Seine Frage war nicht das, was Cheyenne erwartet hatte. Sie hatte gedacht, er würde wissen wollen, wieso sie ihre Affäre beendet hatte.
„Daddy hat mir gar nichts erzählt, bis er erfuhr, dass du und deine Mutter nicht länger auf der Sugar-Creek-Ranch wart. Warum?“
„Das dachte ich mir.“
Verwirrt drehte sie sich zu ihm um, um ihn anschauen zu können. „Was soll das heißen?“
Nick trat das Gaspedal durch und holte tief Luft. Cheyenne konnte erkennen, dass er sich sehr bemühte, nicht ungehalten zu reagieren.
„Bevor ich dir erzähle, was wirklich in jener Nacht geschah, kannst du mir vielleicht berichten, was passierte, nachdem dein Vater dich aus der Kirche geholt hatte.“
Cheyenne hatte damit gerechnet, dass sie über das Verhalten ihres Vaters am vergangenen Abend sprechen würden und über ihre Entscheidung, die Affäre mit Nick zu beenden. Sie verstand nicht, wieso er jetzt auf einmal über die Ereignisse reden wollte, die vor dreizehn Jahren geschehen waren.
„Ich weiß nicht, warum du unbedingt die Vergangenheit wieder aufwärmen willst“, sagte sie. „Mein Vater hat unsere Hochzeit unterbunden, und du bist gegangen, ohne dich von mir zu verabschieden. Ende der Geschichte.“
Die Beleuchtung des Armaturenbrettes erzeugte gerade so viel Helligkeit, dass sie sehen konnte, wie ein Muskel an seinem Kiefer zuckte.
„Ganz so ist es damals nicht gewesen, Cheyenne.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nicht mehr wichtig.“
„Doch, das ist es.“
Seufzend dachte sie zurück an jenen Abend, als sie Nicks Frau hatte werden wollen. „Nachdem mein Vater und der Sheriff die Hochzeitszeremonie unterbrochen hatten, nahm Daddy mich mit nach Hause, und das war’s. Wir haben nicht darüber gesprochen, bis er mir ein paar Tage später erzählte, dass du mit deiner Mutter die Gegend verlassen
Weitere Kostenlose Bücher