Julia Collection Band 22
Kratzer, Nick. Warum hast du keine Handschuhe getragen?“
Ihre weichen Hände, die seine festhielten, ließen Nick fast vergessen, wie sehr die Wunde schmerzte. „Ich konnte nur einen finden und wollte nicht den ganzen Weg hierher zurückfahren, um mir ein anderes Paar zu holen.“
Cheyenne verdrehte die Augen. „Das wird mit mehreren Stichen genäht werden müssen, damit sich die Wunde schließt.“
Er versuchte ihr seine Hand zu entziehen. „Ich werde es einfach auswaschen und mit Peroxyd behandeln, bevor ich es verbinde.“
„Nein, das wirst du nicht. Du gehst zum Arzt.“
„Auf keinen Fall.“
„Doch, das wirst du.“
Als ihre Blicke sich trafen, wurde Nick schmerzlich bewusst, wie fantastisch Cheyenne wieder einmal aussah und wie sehr er sie vermisst hatte. Während der vergangenen Woche hatte er ihr den Freiraum gegeben, den sie brauchte. Jeden Morgen war er bereits aus dem Haus gewesen, wenn sie gekommen war, um in seinem Büro zu arbeiten. Damit sie das Wochenende frei hatte, hatte er sogar den Verkauf der nächsten Rinder verschoben.
Aber als er sie jetzt ansah, fand er, dass er ihr genügend Zeit und Freiraum gegeben hatte. Er wollte sie nur noch in die Arme nehmen und sie küssen, bis ihnen beiden die Luft ausging.
„Hier ist die Erste-Hilfe-Tasche“, sagte Greta und kam durch den Flur geeilt. Sie trat neben Cheyenne, warf einen Blick auf Nicks Hand und schüttelte den Kopf. „Da brauchen Sie aber professionellere Hilfe, als wir Ihnen geben können.“
„Er muss unbedingt zum Arzt“, erklärte Cheyenne entschieden.
„Da stimme ich Ihnen zu.“ Greta runzelte die Stirn. „Haben Sie in letzter Zeit eine Tetanusspritze bekommen?“
„Ja, vor ungefähr fünfzehn Jahren“, meinte Nick.
„Du fährst auf jeden Fall in die Klinik“, erklärte Cheyenne in bestimmtem Ton und warf ihm einen strengen Blick zu.
Nick grauste es, wenn er an die Spritze dachte, die sie ihm dort sicherlich verabreichen würden, um seine Hand zu betäuben, bevor sie die Wunde mit ein paar Stichen nähten. Offensichtlich lag die Abneigung gegen Spritzen in der Familie, denn auf einmal konnte er gut verstehen, wieso sein Halbbruder Hunter sich mit dem Problem plagte, dass er beim Anblick von Spritzen immer zusammenklappte.
„Ich mag Ärzte nicht.“
„Pech. Du fährst trotzdem hin.“ Cheyenne streckte die Hand aus. „Gib mir die Schlüssel für deinen Pick-up.“
„Wenn ich fahre – und ich sage nicht, dass ich es tue –, dann kann ich selber fahren“, erwiderte er trotzig. Es gefiel ihm ja, dass sie sich um ihn sorgte, aber diese Sache mit dem Arztbesuch glitt ihm langsam aus der Hand.
„Nick.“ Cheyenne duldete keinen Widerspruch.
Widerstrebend legte er den Schlüssel in ihre ausgestreckte Hand. „Das ist lächerlich.“
„Komm schon, Cowboy.“ Sie zog ihn am Hemdsärmel mit sich. „Ehe du dich versiehst, wirst du das Ganze überstanden haben.“
Zwei Stunden später, als Cheyenne sie von der Klinik in Elk Bluff zurückfuhr, begann Nick sich endlich zu entspannen. Der Stacheldraht hatte keine seiner Sehnen in der Hand verletzt, und er hatte sich glücklicherweise auch nicht so weit blamiert, dass er in Ohnmacht gefallen war, als der Arzt eine der größten Spritzen ansetzte, die er je gesehen hatte, um seine Hand zu betäuben.
„Hast du Schmerzen?“, fragte Cheyenne und lenkte den Pick-up auf den Highway, der aus Elk Bluff hinausführte.
Die Sorge in ihrer Stimme tat Nick ausgesprochen gut. „Nein. Eigentlich kann ich meine Hand gar nicht spüren.“
Cheyenne lächelte. „Warte, bis die Betäubung nachlässt. Dann, da wette ich, wirst du sie noch stark genug spüren.“
„Na, du machst mir ja auf richtig nette Weise Mut“, erwiderte er und milderte seinen Sarkasmus mit einem breiten Lächeln.
Sie lachte. „Ernsthaft, du solltest lieber ein paar Tage nicht auf den Weiden oder in den Ställen arbeiten, damit die Nähte nicht aus Versehen wieder aufplatzen.“
„Ich hatte sowieso überlegt, ob ich an diesem Wochenende nach Colorado fahre, um mir einen Ökobetrieb anzuschauen. Von da aus könnte ich weiter nach Albuquerque fahren, wo ich ein paar Tage bleiben wollte. Du musst dir also keine Sorgen machen.“
„Oh.“ Nach einer kleinen Pause fügte Cheyenne hinzu: „Ich hoffe, du hast viel Spaß.“
„Ganz bestimmt.“ Nick merkte, dass sie neugierig war, wohin er fahren und wen er besuchen wollte, doch ihm war klar, sie würde nicht fragen. „Ich werde einem Verwandten
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