Julia Collection Band 22
haftete etwas ungemein Sinnliches an.
„Du musst ihr beim Atmen helfen. Hast du irgendwelche Erfahrungen?“, wollte Callie von Hunter wissen, während sie weitere Vorbereitungen traf.
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben Geburten im Sanitäterkurs nur kurz behandelt.“
„Du wirst das schon machen.“ Sie schaltete das Funksprechgerät ein, das am Kragenaufschlag ihres Overalls befestigt war, und informierte das Krankenhaus in El Paso über die Situation, bevor sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die vor ihr liegende Aufgabe richtete. „Sag Juanita, dass sie ruhig atmen soll, und zeig ihr, wie sie es machen muss. Sie verspannt sich, statt mit den Wehen mitzugehen und damit dem Baby den Weg durch den Geburtskanal zu ermöglichen.“
„Respira, Juanita. Respira.“
Als Hunter der jungen Frau zeigte, was er meinte, schaute sie vertrauensvoll zu ihm auf und begann so zu atmen, wie er es ihr vormachte. Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen, und nachdem Juanita einmal aufgehört hatte, dagegen anzukämpfen, dauerte es nicht lange, bis die letzte Phase der Geburt beginnen konnte. Hunter stellte sich hinter Juanita, um ihre Schultern anzuheben, wenn sie pressen musste, und redete ihr weiter gut zu.
„Todo será bien, Juanita.“
„Sag ihr, dass sie jetzt eher flach atmen soll. Sie muss richtig pressen“, meinte Callie und zeigte Juanita, dass sie die Hände auf die Knie legen sollte, um es leichter zu haben.
Hunter ermunterte Juanita weiterzupressen, und schon nach wenigen Versuchen wurde der Kopf des Babys sichtbar. Hunter sah Callie zu, wie sie schnell und fachmännisch Nase und Mund des Säuglings säuberte, bevor es an der Zeit war, dass Juanita eine letzte Anstrengung unternahm, um ihr Baby ganz zur Welt zu bringen.
Noch einmal nahm sie ihre Kraft zusammen und presste, und das Baby glitt in Callies Hände. Ohne dass es dazu ermuntert werden musste, öffnete das kleine Mädchen den Mund und schrie aus Leibeskräften.
„Mí bebé“, murmelte Juanita unter Tränen.
„Sie haben eine wunderhübsche kleine Tochter, Juanita“, sagte Callie und legte das Baby auf den Bauch der Mutter.
Das Wunder, das er eben miterlebt hatte, machte Hunter völlig sprachlos und schnürte ihm die Kehle zu. Obwohl er sich für Juanita und ihren Mann freute, verspürte er eine gewisse Trauer, denn er würde niemals miterleben, wie sein eigener Sohn oder seine eigene Tochter zur Welt kam. Nachdem er Ellen und ihr ungeborenes Kind verloren hatte, würde er sich niemals wieder der Gefahr aussetzen, jemanden zu verlieren, den er liebte. Das hatte er bereits einmal erlebt und kaum überlebt. Nie wieder würde er riskieren, solche Schmerzen zu erleiden.
„Hunter, könntest du bitte das Baby halten, während ich Juanita auf den Transport vorbereite?“, fragte Callie und unterbrach damit seine beunruhigenden Gedanken.
Das war das Letzte, was er wollte – ein Baby halten. Das würde doch nur sein Gefühl des Verlustes verstärken und das Bedauern, dass er niemals sein eigenes Kind im Arm halten würde, unerträglich machen. Doch noch ehe er protestieren konnte, hatte Callie ihm das Baby bereits in die Arme gelegt. Als er auf das rotgesichtige kleine Mädchen starrte, das in eine weiche Decke gewickelt war, überkam ihn jedoch kein Gefühl des Bedauerns. Fasziniert bewunderte Hunter, wie klein und perfekt dieses kleine Wesen war.
Ganz vorsichtig berührte er die kleine Hand und war perplex, als das Baby seine perfekt geformten, winzigen Finger um seinen Zeigefinger schlang. „Sie hält mich fest.“
„Das machen Babys immer“, meinte Callie lächelnd.
Er sah, dass Callie und Juanita einen nachsichtigen Blick austauschten. Offensichtlich gab es keine Sprachbarrieren, wenn es um die Meinung von Frauen über Männer ging. Es schien eine universell anerkannte Tatsache zu sein, dass Männer von solchen Dingen keine Ahnung hatten. Aber das machte Hunter nichts aus. Männer verstanden Frauen schließlich auch nicht, also waren die Geschlechter, so wie er es sah, ziemlich gleich.
Callie verständigte das Krankenhaus über Funk, dass die Geburt komplikationslos verlaufen war, und Hunter überlegte währenddessen, wie sie Juanita ohne Coreys Hilfe in den Hubschrauber bringen sollten. Er würde nicht zulassen, dass Callie etwas trug, was schwerer war als ihre Tasche oder das Baby, und die Tür und der Flur waren zu eng, um die Trage hineinzuschieben. Es blieb also nur eine Alternative.
„Sind wir bereit zum
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