Julia Collection Band 22
warte, wenn ich den er…“ Mary Lou hielt abrupt inne, als das Notfalltelefon klingelte.
Callie lauschte, während Mary Lou ein paar Fragen auf Spanisch stellte. Verflixt, Corey war noch nicht zurück, und im Evac-II-Team war er der Einzige, der fließend Spanisch sprach.
„Komm, Callie. Wir haben keine Zeit mehr, um auf Corey zu warten“, meinte Hunter und marschierte zur Tür. „So wie es aussieht, müssen wir mit dem Storch den Wettlauf zum Krankenhaus antreten.“
„Ist es Juanita Rodriguez?“, fragte Callie, dankbar, dass Hunter offensichtlich verstanden hatte, was Mary Lou auf Spanisch gesagt hatte, und demnach in der Lage war, für sie zu übersetzen.
Er nickte, als sie in den Hubschrauber stiegen und die Kopfhörer aufsetzten, mit deren Hilfe sie trotz des Motorenlärms miteinander kommunizieren konnten. „Diesmal hat sie wirklich Wehen. Den Fragen nach zu schließen, die Mary Lou gestellt hat, ist Juanitas Fruchtblase geplatzt und sie allein zu Haus.“
„Wo ist ihr Mann Miguel?“
„Er ist in El Paso bei einem Treffen der Nationalgarde. Wir können versuchen, ihn dort per Funk zu erreichen, damit er im Krankenhaus zu uns stößt.“
Während Hunter den Motor anließ, legte Callie den Sicherheitsgurt an und hörte, wie Mary Lou die Koordinaten der Rodriguez-Ranch an Hunter weitergab. Der Flug dorthin dauerte ungefähr fünfzehn Minuten, und von dort brauchten sie noch einmal dreißig Minuten bis nach El Paso. Mary Lou würde weiter mit Juanita telefonieren, bis sie bei ihr eingetroffen waren, und das Baby würde hoffentlich mit seinem großen Auftritt warten, bis sie das Krankenhaus erreicht hatten.
Während sie abhoben, ging Callie im Geiste den Notfallplan für eine Geburt durch, falls das Baby es doch sehr eilig haben sollte. Daher dauerte es einen Moment, bis sie registrierte, dass Hunter mit ihr gesprochen hatte. „Entschuldige. Was hast du gesagt?“
„Ich fragte, ob du schon einmal einem Baby auf die Welt geholfen hast?“ Seine tiefe Stimme, die durch den Kopfhörer zu ihr drang, klang merkwürdig intim und verursachte ein wohliges Schaudern.
Sie versuchte sich zusammenzureißen. Wenn sie George oder Coreys Stimme über die Kopfhörer hörte, geriet sie ja schließlich auch nicht aus dem Häuschen.
„Ich habe schon einige Geburten mitgemacht – einmal musste ich einem Baby auf dem Rücksitz eines Taxis helfen, das Licht der Welt zu erblicken, während Sanitäter und Ärzte sich um die Opfer eines Busunfalls kümmerten.“
„Aber du sprichst und verstehst kein Spanisch?“
Sie seufzte. „Nein.“
Sie schwiegen eine Weile und in Rekordzeit, wie Callie schien, setzte Hunter den Hubschrauber auf einem Feld neben dem Haus der Familie Rodriguez auf.
Hastig nahm Callie die Kopfhörer ab, öffnete den Sicherheitsgurt und schnappte sich die Tasche, in der sich Einwegspritzen, Latexhandschuhe und andere medizinische Utensilien befanden, bevor sie eilig die Tür aufschob. Sie bückte sich, um den Rotoren des Hubschraubers auszuweichen, doch sobald sie in sicherer Entfernung zum Hubschrauber war, joggte sie die kurze Distanz zum Haus. Glücklicherweise war die Haustür nicht verschlossen, und sie ging, ohne weiter nachzudenken, hinein.
„Por favor ayúdeme!“
Callie folgte den verzweifelten Schreien und fand Juanita in einem der Schlafzimmer. Schweißgebadet lag die junge Frau da und war am Rande eines hysterischen Anfalls. Statt bei den Wehen mitzugehen, schien sie dagegen anzukämpfen.
„El bebé está listo!“, wiederholte Juanita und umklammerte Hilfe suchend Callies Hand.
„Was sagt sie über das Baby?“, fragte Callie, als Hunter in der Tür erschien.
„Sie meint, das Baby sei bereit.“
„Sag ihr, dass ich nachschauen muss, wie weit sie ist“, forderte Callie ihn auf, während sie sich sterile Gummihandschuhe überzog.
Hunter versicherte Juanita, dass alles gut werden würde, und Callie untersuchte die junge Frau. „Der Storch gewinnt dieses Rennen“, meinte sie und griff dann in ihre Tasche, um alles Nötige für die Geburt herauszuholen. „Der Muttermund ist bereits vollständig geöffnet.“
Während sie all das parat legte, was sie gleich für die Geburt brauchen würde, lauschte Callie, wie Hunter auf Juanita einredete. Sie hatte keine Ahnung, was er zu ihr sagte, aber es schien Juanita zu beruhigen, und auch in Callie breitete sich eine angenehme Wärme aus. Sie hatte Spanisch immer schon für eine schöne Sprache gehalten, und Hunters tiefer Stimme
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