Julia Collection Band 22
„Lass mich raten – er hat dich ein paar Mal ausgeführt, und du hast ihn abblitzen lassen. Da hat er dann alle Register gezogen und mit allen Mitteln versucht, dich davon zu überzeugen, dass er verrückt nach dir ist.“
„Genau so war es. Ich wurde für ihn zu einer Herausforderung, die es zu meistern galt.“ Sie holte tief Luft. „Ich habe zugelassen, dass er meinen Widerstand brach, und dumm, wie ich war, habe ich an eine gemeinsame Zukunft geglaubt.“
Als Hunter ihre Hand nahm und sie kurz drückte, breitete sich in Callie ein wunderbares Gefühl aus. „Sei nicht so hart zu dir, Darling. Es ist nicht das erste Mal, dass sich eine Frau von einem Schwindler hat einfangen lassen. Und leider wird es auch nicht das letzte Mal sein.“
Sie wusste, dass er recht hatte, aber trotzdem schämte sie sich wegen ihrer Naivität, zumal sie dazu geführt hatte, dass sie demnächst eine allein erziehende Mutter sein würde. „Also verstehst du, warum ich meine Schwangerschaft geheim gehalten habe?“
„Nicht wirklich.“ Er ließ ihre Hand los, schwieg eine Weile und fügte dann hinzu: „Meinst du nicht, dass du ihm zumindest die Möglichkeit geben solltest, es wiedergutzumachen? Ich an seiner Stelle wäre ziemlich wütend, wenn mir eine Frau das Recht vorenthielte, mein eigenes Kind kennen zu lernen.“
Callie war sich absolut sicher, dass sie nicht riskieren konnte, Craig von dem Baby zu erzählen. Aber sie war auch nicht bereit, Hunter ihre Gründe darzulegen. „Er würde das Baby nur als eine Unannehmlichkeit betrachten, und mein Kind verdient etwas Besseres.“
„Hast du denn vor, deinem Sohn zu erzählen, wer sein Vater ist?“
„Es wird besser für ihn sein, wenn er es nicht weiß.“
„Jedes Kind hat das Recht zu erfahren, wer es ist und woher es kommt“, erklärte Hunter entschieden. Sein Tonfall verriet, dass ihn dieses Thema nicht kaltließ. „Er wird damit aufwachsen, sich bei jedem Mann, den er auf der Straße trifft, zu fragen, ob der vielleicht verantwortlich für seine Existenz ist.“
„Warum geht dir das so nahe?“
Sie sah, dass er tief Luft holte und dann langsam ausatmete. Gerade als sie dachte, er würde ihr sagen, dass es sie nichts anginge, sprach er weiter: „Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen und wusste nichts von meinem Vater. Als ich vor kurzem erfahren habe, wer er war, war er bereits seit sechs Monaten tot.“
„Oh, Hunter, das tut mir leid.“ Sie begann zu verstehen, warum er so viel Wert darauf legte, dass sie Craig von dem Baby erzählte. „Deine Mutter hat ihm nicht von dir erzählt?“
„Doch, er wusste es.“ Seine Stimme klang angespannt. „Er hat es nur vorgezogen, die Tatsache zu ignorieren, dass er drei Söhne mit drei verschiedenen Frauen gezeugt hatte.“ Hunter warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. „Aber das Entscheidende ist, dass sie ihm die Möglichkeit eingeräumt haben, an unserem Leben teilzuhaben. Er war derjenige, der die Chance nicht genutzt hat.“
„Aber deine Mutter hat es dir nicht erzählt“, vermutete Callie.
Er schüttelte den Kopf. „Sie hatte ihre Gründe dafür, und sie wusste, dass ich eines Tages erfahren würde, wer mein Vater war. Aber das machte die Sache für mich als Kind nicht leichter. Und ich habe mich immer darüber geärgert, dass ich nicht die Möglichkeit hatte, etwas über den Mann zu erfahren.“
Sie konnte Hunters Beweggründe verstehen, doch ihre Situation war anders. Wenn sie Craig von dem Baby erzählte, bestand die Gefahr, dass er und seine Eltern versuchen würden, sie und ihren Sohn voneinander zu trennen, so wie sie es mit dem armen Mädchen und ihrem Baby vor zwölf Jahren getan hatten. Und dieses Risiko wollte Callie nicht eingehen.
„Ich werde meinem Sohn sagen, wer sein Vater ist, wenn ich die Zeit dafür für gekommen halte und er reif genug dafür ist“, erklärte sie. „Aber bis dahin werden wir zwei wunderbar allein zurechtkommen.“
5. KAPITEL
Während der nächsten Tage wollte Hunter die Unterhaltung einfach nicht aus dem Kopf gehen, die er mit Callie auf dem Rückweg von El Paso geführt hatte. Etwas in ihrer Stimme hatte ihn aufhorchen lassen. Es steckte noch mehr hinter der Tatsache, dass sie dem Vater ihres Kindes ihre Schwangerschaft verheimlichte. Er konnte nicht genau sagen, was es war, aber es war immerhin so ernst, dass sie das Schweigen für ihre einzige Möglichkeit hielt.
Hatte der Mann sie womöglich misshandelt?
Sofort ergriff Hunter eine unglaubliche Wut.
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