Julia Collection Band 22
geben. Und wenn er sich das oft genug einredete, dann glaubte er es vielleicht sogar irgendwann selbst.
Als sie jemanden an der Haustür klopfen hörte, sah Callie auf die Uhr am Herd. Nachdem er die abgeblätterte Farbe mühsam abgekratzt hatte, war Hunter zum Hangar gefahren, um sich frisch zu machen, während sie sich um das Essen kümmern wollte. Aber in so kurzer Zeit konnte er unmöglich geduscht und sich umgezogen haben. Vielleicht hatte er irgendetwas vergessen und war noch einmal umgekehrt.
Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, warf noch schnell einen Blick auf den Schmorbraten, den sie vorhin schon in den Backofen geschoben hatte, und lief dann zur Haustür. „Ich fürchte, das Essen ist noch nicht ganz …“ Ihre Stimme erstarb, und panische Angst ergriff sie.
„Hallo, Callie.“ Craig Culbertson schenkte ihr sein einstudiertes Lächeln, während er sich auch schon an ihr vorbeidrängte. „Da du nicht wusstest, dass ich dich besuchen komme, hatte ich gar nicht erwartet, dass du mir etwas zu essen machst. Aber ich bin sicher, was auch immer du kochst, es wird köstlich sein.“
„Was tust du hier?“, fragte sie und umklammerte den Türknauf so fest, dass es sie nicht überrascht hätte, wenn ihre Fingerabdrücke sich im Metall abgezeichnet hätten.
„Ich habe dich vermisst.“ Er sah sich in ihrem kleinen, aufgeräumten Wohnzimmer um. „Was hast du dir dabei gedacht, als du von Houston in dieses Kaff gezogen bist? Das Haus ist ja noch furchtbarer als die winzige Wohnung, die du dort hattest.“
Sie ignorierte seine Beleidigung und wiederholte ihre Frage. „Warum bist du hier, Craig?“
Er drehte sich zu ihr herum, und auf einmal verschwand sein charmantes Lächeln. Stattdessen erschien ein angewiderter Ausdruck auf seinem Gesicht. „Du meine Güte! Du bist ja tatsächlich schwanger.“
Callie nahm all ihren Mut zusammen, straffte die Schultern und legte beschützend eine Hand auf ihren Bauch. „Ja, das bin ich.“
„Von mir, nicht wahr?“, fragte er vorwurfsvoll.
Obwohl sie wusste, dass er ihr nicht glauben würde, schüttelte sie den Kopf. „Nein. Das Baby ist von …“
„Von mir.“
Noch nie in ihrem Leben war Callie so froh gewesen, jemanden zu sehen, wie in diesem Augenblick, als Hunter hereinspazierte und einen Arm um ihre Schultern legte. Allerdings war sie auch noch nie so schockiert gewesen. Wieso gab er das Baby als seins aus?
„Das ist Craig Culbertson aus Houston“, sagte sie und dankte Hunter im Stillen für sein Eingreifen. „Hunter O’Banyon ist mein …“
„Mann“, unterbrach Hunter und bat sie mit einem Blick, ihm zu vertrauen.
„Du bist verheiratet?“ Craig schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kann nicht sein. Deine Mutter meinte, du wärst erst vor kurzem hierher gezogen. So schnell findet man keinen Ehemann und lässt sich einen Braten in die Röhre schieben.“
„Ich verbitte mir solche Ausdrücke im Zusammenhang mit der Schwangerschaft meiner Frau“, wies Hunter ihn in schneidendem Ton zurecht.
„Entschuldigung.“ Craigs Tonfall verriet, dass es ihm absolut nicht leidtat, doch offensichtlich hatte er erkannt, dass Hunter es ernst meinte und nicht mit sich spaßen ließ. Sofort begann Craig zurückzurudern. „Es war nur so ein Ausdruck und sollte keine Beleidigung sein.“
Erneut bekam es Callie mit der Angst zu tun, als sie an das letzte Telefonat mit ihrer Mutter dachte, die hatte herausbekommen wollen, wer der Vater ihres Babys war. Hatte ihre Mutter Craig gegenüber unbeabsichtigt angedeutet, dass Callie von ihm schwanger war?
„Warum hast du meine Mutter angerufen?“, fragte sie und wunderte sich ein bisschen, dass ihre Stimme sehr viel sicherer klang, als sie sich fühlte.
Craig schenkte ihr das Lächeln, das er für unwiderstehlich hielt. Callie machte es nur noch krank.
„Als ich herausfand, dass ich dich unter deiner alten Telefonnummer nicht mehr erreichen konnte, fiel mir der Name deiner Mutter ein. Ich habe ihre Nummer herausgesucht und sie angerufen, um sie zu fragen, wie ich mich mit dir in Verbindung setzen könnte.“ Er zuckte mit den Achseln. „Sie wollte mir anfangs nicht erzählen, dass du nach Texas gezogen bist. Erst als ich ihr sagte, dass wir vor deinem Umzug zusammen gewesen sind und ich dich vermisse, hat sie mir verraten, dass du hier in Devil’s Fork bist. Also habe ich beschlossen, alle meine Termine für diese Woche zu verschieben, habe mich in mein Auto gesetzt und bin hierher in
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