Julia Collection Band 22
hör mir zu.“
„Warum sollte ich? Du warst bisher nicht ehrlich zu mir, warum sollte ich dir jetzt auf einmal glauben?“
„Du musst dich beruhigen und Vernunft annehmen.“
Es fiel ihr schwer, doch sie musste die Tränen noch einen Moment länger zurückhalten. Wütend funkelte sie ihn an. „Ich muss nur noch eins tun, und zwar so schnell wie möglich verschwinden. Und genau das werde ich jetzt auch tun.“
Ihre Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Augenblick unter ihr nachgeben, als sie hinüberging und die Reisetasche aufhob, die sie gestern Abend noch schnell in ihrer Wohnung gepackt hatte. Hastig ging sie den Flur entlang in eins der anderen Schlafzimmer, um Calebs Hemd aus- und ihre eigenen Sachen anzuziehen. Dann rief sie sich ein Taxi.
Als sie wieder in den Flur trat, wartete Caleb bereits auf sie. Er hatte sich ein Flanellhemd, ausgeblichene Jeans und Stiefel angezogen.
Wenn er glaubte, mit dieser Aufmachung als netter Bursche von nebenan Punkte gutmachen zu können, dann hatte er sich gründlich getäuscht. „Entschuldige“, sagte sie und ging an ihm vorbei. „Ich warte draußen.“
Er stand stocksteif. „Ich fahre dich besser zurück nach Albuquerque.“
„Nein, das wirst du nicht.“
Er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust und schaute sie zweifelnd an. „Wie willst du denn sonst nach Hause kommen?“
„Wenn es sein muss, würde ich auch zu Fuß gehen, aber das geht Sie nichts mehr an, Mr. Walker.“
„Du kannst doch wohl nicht so verdammt stur sein, so etwas Dummes zu tun“, sagte er und folgte ihr zur Haustür.
Als sie sich zu ihm herumdrehte, zitterte sie vor Wut und Schmerz. „Wir haben doch schon festgestellt, dass ich für Dummheiten zuständig bin.“
Sie öffnete die Tür, ging hinaus und schlug sie hinter sich zu. Als sie die Einfahrt entlangeilte, fiel ihr ein, dass sie Sidneys Käfig im Wohnzimmer stehen gelassen hatte. Aber sie würde jetzt nicht zurückgehen, um ihren Sittich zu holen. Sie würde später anrufen und Caleb sagen, dass er den Vogel mit ins Büro bringen solle.
Im Moment musste sie so viel Distanz wie möglich zwischen sich und Caleb schaffen. Wenn sie zurückging, würde er erkennen, dass sie sich hoffnungslos in ihn verliebt hatte. Und das war etwas, was er von ihr niemals erfahren würde.
Caleb beobachtete, wie Alissa in das Taxi stieg, bevor er sich vom Fenster abwandte und hinaus auf die Terrasse ging. Alles in ihm drängte ihn, hinter ihr her zu fahren, sie zurückzuholen und sie zur Vernunft zu bringen, damit sie ihn anhörte. Aber im Moment war sie verletzt, und allein das Wissen, dass er dafür verantwortlich war, schmerzte ihn.
Er hatte gestern Abend wirklich vorgehabt, Alissa alles über sich zu erzählen. Doch als sie ins Schlafzimmer gegangen waren, war er schon wieder so heiß auf sie gewesen, dass sie sich geliebt hatten, bis sie beide vor Erschöpfung eingeschlafen waren. Dann wollte er es ihr sagen, sobald er geduscht und ihr ein Frühstück am Bett bereitet hatte. Er hatte ihr alles beichten und sie dann bitten wollen, die Verlobung nicht länger vorzutäuschen, sondern wahr werden zu lassen.
Aber Emerald war ihm zuvorgekommen. Das machte die Dinge sehr viel komplizierter, aber er war noch nicht bereit, das Handtuch zu werfen.
Alissa brauchte Zeit, um sich zu beruhigen. Und er brauchte Zeit, um ein paar Pläne zu schmieden.
Wenn es etwas gab, was er von seiner Großmutter väterlicherseits geerbt hatte, dann war es ihre Entschlossenheit. Die Alte wäre ohne diese Eigenschaft nicht zu dem geworden, was sie heute war, und Caleb hatte vor, sein Erbe zu nutzen, um die einzige Frau, die er je lieben würde, zurückzugewinnen.
10. KAPITEL
Alissa schniefte und versuchte, einen neuen Tränenausbruch zu verhindern, während sie auf der Couch saß und ihre Wände anstarrte. Sie hatte erwartet, dass Caleb sie Montag anrufen würde, nachdem er ihre Kündigung auf dem Schreibtisch gefunden hatte. Dann hätte sie ihm sagen können, dass er Sidney in Genevas Obhut geben sollte. Aber jetzt war Mittwoch, es war Feierabend, und anscheinend war es ihm egal, dass sie „Skerritt and Crowe“ verlassen hatte. Und es war offensichtlich, dass er nicht vorhatte, ihr ihren Vogel zurückzugeben.
„Es wäre das Mindeste gewesen, mir Sidney wiederzugeben“, murmelte sie niedergeschlagen.
Als es an der Haustür klingelte, seufzte sie. Es war vermutlich wieder einmal Mrs. Rogers. Die ältere Frau war dabei gewesen, den Bürgersteig
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