Julia Collection Band 23
die Zeitschrift fallen. Er bückte sich und hob sie auf. „Etwas Besseres fällt dir nicht ein?“
„Okay, das war doch nur ein Scherz. Wie wär’s denn mit Canasta?“
„Nein.“
„Schwarzer Peter?“
„Syd – ich habe keine Lust zum Kartenspielen!“
„Also gut“, sagte sie seufzend. „Dann lese ich auch.“ Sie ging zu dem Stapel Zeitschriften vor seinem Sessel, bückte sich und begann zu suchen. Dass ihr Haar dabei auf seine Knie fiel, war nicht ihre Schuld.
Irritiert hob er den Kopf – und blickte geradewegs auf den Ansatz ihrer Brüste, die das tief ausgeschnittene T-Shirt bestens zur Geltung brachte. Auch das war natürlich unbeabsichtigt, trotzdem vernahm sie voll Genugtuung, wie er den Atem einzog.
„Ist was?“, fragte sie unschuldig und sah auf. Ihre Gesichter waren nur eine Handbreit voneinander entfernt. Sie konnte den Puls an seinem Hals pochen sehen.
„Nein, nichts“, sagte er.
„Gut.“ Sie griff nach dem erstbesten Magazin, stand auf und ließ sich in dem Sessel neben ihm nieder.
Von draußen kam ein Donnerschlag, und das Licht flackerte erneut. Belle schlich zu Sydney und legte ihr den Kopf auf die Knie. Sie streichelte die weichen Ohren des Tiers und murmelte beruhigende Worte. Hugh bewegte sich in seinem Sessel, schlug die Beine übereinander, blätterte in seiner Zeitschrift.
Dann ging das Licht aus.
„Mit dem Lesen ist es vorbei“, sagte Sydney gewollt munter. Sie erhob sich, um eine Kerze anzuzünden; dabei fiel ihr Blick auf ein Schachbrett.
„Spielst du?“, fragte sie ihn. „Oder dient das nur zur Dekoration?“
„Nein“, sagte er. „Ich spiele Schach.“
„Wie wäre es dann mit einer Partie?“
Er zögerte.
„Hast du Angst, ich könnte gewinnen?“
Hugh kniff die Augen zusammen und musterte sie. „Gut, spielen wir.“ Er stand auf und stellte das Schachbrett auf den Tisch neben die Kerze.
„Um was wollen wir spielen?“, fragte sie, als sie sich gegenübersaßen.
„Wieso müssen wir um etwas spielen?“
„Wir müssen nicht, ich dachte nur, es würde die Partie interessanter machen.“
„Und welchen Einsatz hast du im Sinn?“, fragte er, während er seine Figuren aufstellte.
Nachlässig zuckte sie mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wie wär’s damit: Der Gewinner hat einen Wunsch frei. Was ist deiner?“
„Mein was?“
„Dein Wunsch – für den Fall, dass du gewinnst. Was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist.“
„Wirklich?“
Sie nickte. „Vielleicht sollte ich dich warnen – ich war jahrelang Meisterin in einem Schachklub.“
„Sehr beeindruckend. Aber das Risiko nehme ich auf mich. Wenn ich gewinne, darf ich mir also etwas wünschen?“
„Alles, was du willst. Solange es legal ist.“
„Gut. Wenn ich gewinne, räumst du meine Sachen wieder dorthin, wo sie waren.“
„Mit anderen Worten, du hast Sehnsucht nach der alten Schlamperei.“
„Wenn du es so nennen willst.“
Mit einer theatralischen Kopfbewegung blickte sie nun zur Decke. „Schön – wenn dir so viel daran liegt.“
Er nickte nur, dann sah er sie an und fragte: „Und Sie, Miss St. John? Was ist Ihr Herzenswunsch, sollten Sie gewinnen?“
„Wenn ich gewinne, möchte ich, dass du mit mir schläfst.“
9. KAPITEL
Fassungslos sah Hugh sie an. „Sehr lustig, haha.“
„Das ist kein Scherz. Wenn ich gewinne, möchte ich …“
„Ich bin nicht schwerhörig, Syd. Hör auf, mich auf den Arm zu nehmen.“
„Ich meine es durchaus ernst.“
„Dann vergiss es. Daraus wird nichts.“
„Dann musst du eben gewinnen“, sagte sie lächelnd.
Er funkelte sie an und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
Sydney zuckte mit den Schultern – sie war sich ihrer Überlegenheit sicher. „Du hast den ersten Zug.“
Er hob die Augenbrauen. „Und was ist mit ‚Ladies first‘?“
„Ich habe nicht die Absicht, ladylike zu spielen.“
„Das wundert mich überhaupt nicht.“
Sie lächelte. „Du kannst dich ja jetzt schon geschlagen geben. Das erspart uns Zeit und Mühe.“
Er biss die Zähne zusammen. „Gut …“, sagte er, „… dann fange ich an.“
Er nahm einen Springer und setzte ihn vor die Reihe mit seinen Bauern.
Verwundert blickte sie auf das Brett, dann auf ihn. „Bist du sicher, dass du schon Schach gespielt hast?“
Seine Augen glitzerten im Schein der Kerze. „Das habe ich gesagt, oder?“
„Aber …“
„Bekommst du es mit der Angst zu tun?“
„Warum sollte ich?“, fragte sie von oben herab. „Ich will dich nur nicht
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