Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Collection Band 23

Julia Collection Band 23

Titel: Julia Collection Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McAllister
Vom Netzwerk:
demoralisieren.“
    Er lächelte und lehnte sich zurück. „Sie sind am Zug, Miss St. John.“
    Draußen tobte der Sturm. Die Fensterläden ächzten. Regen tropfte durch das Dach. Sydney betrachtete das Schachbrett mit dem Springer vor den Bauern. Sie kniff die Augen zusammen und überlegte. Dann, nach einer Ewigkeit, machte sie ihren Zug.
    Ihr Spiel war, wie er es vermutet hatte: Sie überlegte, analysierte, antizipierte, plante – genau wie Lachlan. Sie spielte mit der Mentalität einer Torhüterin.
    Hugh war ein Stürmer, im Schachspiel wie im Leben, schnell, verwegen, erfindungsreich. Seine Entscheidungen erschienen auf den ersten Blick unüberlegt.
    Aber der Schein täuschte: Hugh überlegte, nur anders als Sydney oder Lachlan.
    Die Partie ging voran, einmal langsam, einmal schnell, je nachdem, wer am Zug war. Er entschied innerhalb weniger Sekunden, sie ließ sich endlos viel Zeit.
    „Wie lange brauchst du noch?“
    „Ruhe. Ich denke nach.“
    „Immer noch?“
    „Sei still.“
    Er seufzte.
    Sie überlegte.
    Er summte.
    Sie runzelte die Stirn.
    Hugh ging in die Küche und holte ein Bier. „Willst du auch eins?“
    „Nein, danke.“ Sie streckte die Hand aus, zögerte, dann rückte sie ihre Figur.
    „Na endlich!“ Ihren Zug betrachtend, lehnte er sich vor – und parierte.
    „So schnell?“
    „Wäre es dir vielleicht lieber, wenn ich vorher eine Stunde lang überlege?“
    „Nicht eine Stunde, aber lange genug, um zu wissen, was du tust.“
    „Keine Sorge, das weiß ich.“
    „Wie du meinst.“
    Die Zeit verging. Eine Stunde, dann zwei. Während sie endlos lang nachdachte und sich nicht entscheiden konnte, wanderte er durch das Haus, überprüfte die Sturmläden, leerte die Töpfe und Pfannen mit dem Regenwasser. Schließlich legte er sich auf die Couch.
    „Weck mich, wenn du so weit bist.“
    „Halt den Mund.“ Sie nahm einen Läufer, stellte ihn aber wieder an seinen Platz.
    Hugh pfiff vor sich hin.
    „Kannst du nicht still sein?“, fuhr sie ihn an.
    „Zu Befehl.“
    Als er endlich an die Reihe kam, sprang er auf und warf einen Blick auf das Schachbrett. Genau, was er erwartet hatte. Ohne sich zu setzen, rückte er seinen Turm.
    Sydney konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Diesmal brauchte sie nur wenige Minuten, um ihre Entscheidung zu treffen. Sie atmete tief ein, dann aus, nahm den Läufer und blockierte seinen Turm. Dann lehnte sie sich zurück. „Schach.“
    Hugh kam an den Tisch, schaute auf das Brett, dann auf sie. Sie lächelte.
    Während er sich setzte, nahm er bereits die Dame und bewegte sie drei Felder. Dann sah er auf. „Schachmatt.“
    Er lag im Bett – allein – und blickte starr und düster zur Decke.
    Dummkopf! Du kannst stolz auf dich sein.
    Er hatte gewonnen, eine Nacht mit sich allein. Großartig!
    Nein, sagte er sich verbissen, das stimmt nicht. Ich kann wieder tun und lassen, was ich will. Das habe ich gewonnen.
    Er konnte aufräumen oder nicht, Geschirr spülen, wenn ihm danach zumute war. Er brauchte niemandem Rechenschaft abzulegen, wohin er ging und wann er zurückkam. Niemand machte sich Sorgen, ob er in einem Gewittersturm abstürzte oder nicht, ob er im Regen herumlief – ob er tot oder lebendig war.
    Alles war wieder wie gehabt – mit dem Unterschied, dass Hugh nichts mehr daran lag.
    Sogar ihm war das Durcheinander in seinem Haus langsam zu viel geworden, und das ungebundene Junggesellendasein erschien ihm nicht mehr so verlockend wie noch vor Kurzem. Es war, so gestand er sich ein, schön, abends nach Hause zu kommen und zu wissen, dass jemand auf ihn wartete.
    Dass Sydney auf ihn wartete.
    Es war schön, mit ihr am Strand spazieren zu gehen, mit ihr zu schwimmen, ihr zu zeigen, wie man schnorchelte oder fischte. Ihr Hang, alles „richtig“ tun zu müssen, störte ihn nicht mehr, er fand ihn drollig. Sie nahm alles so ernst, und wenn er sie damit aufzog, dann lachten sie beide.
    Sie gab ihm das Gefühl, jemand Besonderer zu sein, und auch das war schön. Er erinnerte sich an den Blick in Carins Augen, wenn sie Nathan ansah und ihm zu verstehen gab, dass ihr Leben ohne ihn nicht vollständig wäre.
    Zwischen Fiona und Lachlan war es das Gleiche. Hugh gönnte ihnen ihr Glück von ganzem Herzen, aber wenn er mit ihnen zusammen war, konnte er einen leisen Anflug von Neid nicht unterdrücken.
    In der letzten Woche hatte er geglaubt, diesen Blick in Sydneys Augen zu sehen, wenn sie ihm abends auf der Veranda entgegenkam, um ihm zu berichten, was sie sich

Weitere Kostenlose Bücher