Julia Collection Band 23
gewesen war, der sich selbst nicht kannte. Sie hatte das gewusst, und Hugh wusste es jetzt auch. Jetzt wusste er, dass es nicht Liebe, sondern Verliebtheit gewesen war.
Er liebte Syd, nur Syd. Er wollte sie und keine andere.
Aber was half ihm das? Er wusste, dass er nicht das Zeug zum Prinzgemahl hatte, und selbst wenn es so wäre – Sydney St. John würde ihn niemals heiraten.
Von Anfang an hatten sie beide den anderen nur für ihre Zwecke benutzt: Er wollte Lisa Milligan loswerden und sie Roland Carruthers.
Dass sie sich sexuell für ihn, Hugh McGillivray, interessierte, daran zweifelte er nicht im Geringsten. Sydney war eine leidenschaftliche Frau – wer wusste das besser als er? Aber von Liebe war nie die Rede gewesen. Er war ein Mittel zum Zweck, nichts weiter.
Wie still er war!
So hatte Sydney ihn noch nie erlebt. Natürlich wusste sie, dass er nach dem anstrengenden Flug erschöpft sein musste, auch wenn er das Gegenteil behauptet hatte. Und die letzten Stunden waren auch nicht spurlos an ihm vorübergegangen, ebenso wenig wie an ihr.
Aber sie hatte danach geschlafen. Wie es bei ihm war, wusste sie nicht.
Als sie aufwachte, waren seine Augen weit offen. Sie hatte seinen Namen geflüstert, ohne dass er darauf reagierte. Als sie einen Kuss auf seine Schulter drückte, hatte er sie nur mit einem melancholischen, fast traurigen Lächeln angesehen und sich dann wieder abgewandt.
Sie sagte sich, dass er sie liebte. Es konnte nicht anders sein, nicht nach dem, was sie miteinander geteilt hatten. Doch die Worte, die sie hören wollte, kamen nicht über seine Lippen.
Jetzt war es Morgen, und sie lag allein im Bett. Einen Moment lang wurde sie von Panik ergriffen. Hatte sie alles nur geträumt? War er immer noch in Miami? Dann hörte sie seine Stimme vor dem Haus und atmete erleichtert auf. Nein, er war zurückgekommen, und sie hatten sich geliebt.
Sie stand auf, zog sich an und trat auf die Veranda. Die Hängematte, die Schaukel, das Regal für die Taucherausrüstung, alles war wieder an seinem Platz – dort, wo sie es hingestellt hatte.
Sydney lächelte. Ein Hoffnungsschimmer stieg in ihr auf.
Er selbst war dabei, die Steinfliesen vom Sand freizuschaufeln, und hörte ihr Kommen nicht. Sein nackter Rücken glänzte vor Schweiß.
„Guten Morgen“, sagte sie.
Er zuckte zusammen und drehte sich um. „Guten Morgen.“
Beinahe hätte sie etwas über das Aussehen der Veranda gesagt. Besser nicht. Stattdessen begnügte sie sich mit: „Wie schön es ist! So ruhig und gar nicht heiß. Gestern Nacht hätte man geglaubt, das Haus fliegt davon. Was für einen Unterschied ein paar Stunden machen können.“
Ihre Blicke trafen sich; sie war sicher, dass auch er bei ihren Worten nicht an das Wetter dachte.
„Ja“, sagte er, sonst nichts. Er wandte sich ab und sah aufs Meer, das ruhig in der Sonne glitzerte. „Turk Sawyer war gerade hier. Er wollte wissen, ob du ihm und den Cash-Brüdern bei ihrem Raubzug helfen möchtest.“
„Raubzug?“
„Bei der Suche nach Strandgut. Er meint, dass es dir vielleicht Spaß macht. Obwohl es mich wundert, dass sie dich haben wollen“, fügte er hinzu.
Sydney warf einen Blick auf den Strand, wo die drei Männer langsam entlanggingen. Einer von ihnen schob eine Schubkarre. Die Einladung erfüllte sie mit Genugtuung: Sie war ein Beweis, dass sie die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, nicht verloren hatte, wenigstens, was Turk und Erasmus und Euclid anging. Bei Hugh war sie nicht sicher.
Warum kam er nicht zu ihr und nahm sie in die Arme? Hatte sie ihm nicht deutlich genug gezeigt, was sie für ihn empfand?
Mehr konnte sie nicht tun, jetzt lag es an ihm.
„Das ist nett von ihnen. Ich glaube, ich leiste ihnen Gesellschaft. Es sei denn …“, fragend und ein wenig hoffnungsvoll sah sie ihn an, „… du hast andere Pläne.“
Aber er schüttelte den Kopf und griff nach der Schaufel. „Nein, geh ruhig. Amüsier dich gut.“
Was man in seinem Zustand nötig hatte, war harte körperliche Arbeit.
Zumindest behaupteten das sein Vater und Tante Esme – von seinem ehemaligen Vorgesetzten bei der Armee ganz zu schweigen.
Hugh war sicher, dass sie recht hatten, aber heute half auch harte Arbeit nicht.
Er verbrachte den Vormittag mit Schaufeln und Fegen, nahm die Sturmläden von Türen und Fenstern und brachte ein paar kleine Schäden wieder in Ordnung. Als er fertig war, sah sein Haus besser aus als je zuvor.
Danach machte er sich daran, das Dach zu reparieren. Er
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