Julia Collection Band 23
nicht dabei belassen, doch in diesem Moment erklang lautes Hupen. „Wo bleiben Sie denn, Carruthers?“
Er verzog das Gesicht und wandte sich zum Gehen. „Ich hoffe, du weißt, was du tust, Margaret.“
Sydney schaute ihnen nach – dem Mann, den sie liebte, und dem, den sie verlassen hatte. Sie hoffte es auch.
Eine halbe Stunde später war Hugh zurück.
Sie stand in der Küche und spülte das Geschirr vom Mittagessen, als sie hörte, wie die Jeeptür zufiel. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Die ganze Zeit hatte sie an nichts anderes als an seine Rückkehr gedacht. Wie es sein würde, wenn er ihr mit diesem jungenhaften Lächeln, das sie so liebte, entgegenkam und sie in die Arme schloss. Wie er sie küssen und sie seinen Kuss erwidern würde.
Danach würde er ihr tief in die Augen sehen und zu ihr sagen: „War das nicht großartig? Wie wäre es, wenn wir es nun ernsthaft versuchen?“
Sie lächelte, als er hereinkam, genau, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung.
„War das nicht großartig?“, fragte er.
Sie nickte – und wartete.
Er beugte sich hinab und kraulte Belle hinter den Ohren, dann richtete er sich auf. „Jetzt sind wir quitt. Heute Nachmittag fliege ich einen Kunden nach Freeport, wahrscheinlich bleibe ich über Nacht. Jetzt gehe ich erst mal schwimmen.“ Er holte ein Handtuch aus dem Badezimmer und pfiff nach dem Hund: „Kommst du, Belle?“ Dann nickte er Sydney zu und verschwand.
Auf meine Menschenkenntnis brauche ich mir nichts einzubilden. Das habe ich bei Roland bewiesen und jetzt wieder.
Diese bitteren Gedanken gingen ihr durch den Kopf, während sie rastlos in Hughs Bungalow herumlief und vergeblich gegen die Tränen ankämpfte.
Vielleicht verstand sie etwas von Management und Mitarbeitermotivation, aber wenn es um ihre eigenen Angelegenheiten ging, versagte sie kläglich. Es war kein schönes Gefühl.
Hugh hatte ihr einen Gefallen getan, um sich zu bedanken. Und nun waren sie, wie er so schön sagte, quitt. Für ihn war die sogenannte Ehe wirklich nicht mehr als eine Schau gewesen, ein Mittel zum Zweck. In Wirklichkeit war sie weder seine Freundin noch seine Frau – schon gar nicht seine Frau.
Das einzig Aufrichtige an ihrer Beziehung waren ihre Gefühle. Denn, Gott mochte ihr beistehen, sie liebte ihn.
Jetzt verstand sie, was er gemeint hatte, als er sagte, Pelican Cay sei für sie beide nicht groß genug. Sie konnte nicht anders, als ihn bewundern: Er hatte es fertiggebracht, zwei Jahre auf der gleichen Insel zu leben wie die Frau, die er liebte. Dazu war sie nicht in der Lage.
Sie wusste, dass sie es nicht ertragen konnte, ihn täglich zu sehen und so zu tun, als wäre nichts geschehen, als wären sie nichts weiter als gute Freunde.
Vielleicht könnte sie es auf einer größeren Insel. Einer viel größeren Insel.
Australien zum Beispiel.
Er war ein Feigling.
Um drei Uhr morgens, in einem Hotelzimmer in Freeport, konnte Hugh diese Tatsache nicht länger leugnen.
Gestern um diese Zeit hatte er Sydney in den Armen gehalten. Wenn er auch nur einen Funken Mut hätte, könnte er das jetzt auch. Wenn er nicht zu feige wäre, könnte er seinem Leben endlich Sinn und Inhalt geben.
Stattdessen saß er auf einem Hotelbett und sah sich alte Filme an. Schmalzige Filme, in denen der Held jede Gefahr außer Acht lässt, um der Stimme seines Herzens zu folgen, und dafür mit einem Happy End belohnt wird.
Aber es waren eben nur Filme, und sie hatten mit der Wirklichkeit nichts zu tun.
Wirklich nicht?
Er dachte an seine Eltern, an Fiona und Lachlan, an Carin und Nathan. War es bei ihnen nicht ähnlich gewesen? Waren sie nicht der Beweis dafür, dass Dichtung und Wahrheit nicht immer verschieden sein mussten?
Wenn ein Mann die Richtige findet, dann tut er, was er kann, um sie zu behalten.
Lachlans Worte.
Komisch, dachte er. Weise Worte aus dem Mund meines verrückten Bruders. Andererseits behauptete ein Sprichwort, dass Kinder und Narren die Wahrheit sagen.
Nicht alle Narren. Er gehörte nicht zu ihnen.
Er hatte mit Sydney geschlafen und für sie gelogen. Er hatte Roland erzählt, dass sie mit ihm verheiratet sei. Aber den Mut, sie zu bitten, seine Frau zu werden, den brachte er nicht auf – obwohl er sich so sehr nach ihr sehnte, dass es wehtat.
Er hatte Angst, sie könnte Nein sagen.
Der Held in dem Film hatte auch Angst, aber er tat es trotzdem und wurde dafür belohnt.
Und er?
„Sie ist weg? Wohin ist sie?“ Hugh schrie fast,
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