Julia Collection Band 23
Vorwand mehr war. Dooley hatte gekündigt, und das Hotel brauchte einen neuen Bauleiter. An Arbeit würde es in den nächsten Tagen nicht fehlen, für Ablenkung war gesorgt. Und er würde sich Zeit nehmen, auch ohne ihre gnädige Erlaubnis.
Was er dennoch gern wüsste, war dies: Warum war sie so froh, ihn fürs Erste nicht zu sehen?
Aber sie war nicht froh, auch wenn sie es sich einredete. Die Arbeit an der Skulptur ging nicht voran; Fiona vermisste die Vitalität, die von Lachlan ausging, selbst wenn er bewegungslos auf dem Podium stand.
Sie versuchte jetzt, beides in ihrem Werk zum Ausdruck zu bringen, knetete und modellierte, änderte hier eine Linie, dort eine Kurve. Und während sie mit den Händen über die Tonfigur strich, sah sie den Mann aus Fleisch und Blut vor sich. Das Verlangen nach ihm wurde fast unerträglich.
Schließlich gab sie es auf und machte sich auf den Weg in Tony’s Café, wo sie Frühschicht hatte.
Natürlich wusste bereits jeder, dass Lachlan verreist war.
„Er kommt ja bald zurück“, versuchte Tony sie zu trösten. „Nächstes Mal nimmt er dich bestimmt mit.“
Miss Saffron sagte das Gleiche, als Fiona auf dem Heimweg an ihrem Haus vorbeikam. Und Elaine auch, als sie am Nachmittag in der Boutique zusammen waren.
Um weitere gut gemeinte Aufmunterungen zu vermeiden, ging sie zum Fußballplatz und begann mit dem Aufbau des Strandkönigs. Sie verankerte den Pfahl – das Rückgrat sozusagen – und kletterte empor, um Arme und Kopf anzubringen. Hier oben würde niemand versuchen, ihr Trost zu spenden, aber auch hier wurde sie an Lachlan erinnert. Die Pelikane trainierten, so, wie ihr Trainer es von ihnen erwartete.
„Er ist fantastisch“, hatte ihr Neffe Tom erst letzte Woche verkündet und Fiona stolz von dem Tor erzählt, das er in einem Spiel gegen die Mannschaft der Nachbarinsel geschossen hatte.
„Warum kommst du nicht ab und zu zum Training und schaust zu?“, fragte sein Bruder Peter, und Mike, der Vater der beiden, fügte grinsend hinzu: „Schließlich hast du mit deinem Brief an die Zeitung das Ganze ins Rollen gebracht.“
„Unsinn“, protestierte Fiona.
„Ich wette, McGillivray hat nur deshalb eingewilligt, weil er damals schon in dich verknallt war“, meinte ihre Schwägerin Julie.
Fiona wurde feuerrot. „Du bist nicht ganz bei Trost, Julie.“
Was auch immer Lachlans Motiv gewesen sein mochte, er hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Aus einer undisziplinierten Bande von Jungen und Mädchen war eine ernst zu nehmende Mannschaft geworden.
„Sehr beeindruckend“, sagte eine Männerstimme. Fiona blickte hinunter und entdeckte Lord Grantham neben dem Strandkönig.
„Nicht wahr? Lachlan hat ihnen eine Menge beigebracht.“
David warf einen Blick auf das Fußballfeld, dann sah er wieder zu ihr hinauf. „Ja, ich habe schon eine Menge darüber gehört. Aber jetzt meine ich nicht die Spieler, sondern das hier.“ Er klopfte auf die Stange. „Und Sie“, fügte er mit einem bewundernden Blick auf ihre langen Beine hinzu.
„Ich versuche, ihn neu zu kreieren“, erwiderte Fiona ein wenig befangen. „Vielleicht haben Sie ja ein paar Vorschläge.“
„Mein Vorschlag wäre, dass Sie und ich heute Abend essen gehen.“
Es lag ihr auf der Zunge, Nein zu sagen, doch dann überlegte sie es sich anders. Warum eigentlich nicht?
Zu Hause wartete nur Sparks. Und es schadete auch nicht, wenn man sie mit einem anderen Mann ausgehen sah, damit würde das Gerede über sie und Lachlan schneller ein Ende nehmen. Sie lächelte ihm zu und nickte. „Gern. Vielen Dank, David.“
Grantham wartete, um sie nach Hause zu begleiten und zu sehen, wo sie wohnte. Er bewunderte ihr Haus, und sie sprachen über die Architektur auf den Inseln.
„Das wäre auch ein Thema für unsere Gruppen“, meinte er. „Wir können uns beim Essen darüber unterhalten. Soll ich Sie um halb acht abholen?“
„Halb acht ist prima.“
„Ich verspreche, nicht nur über Arbeit zu reden.“
„Aber …“
Lächelnd unterbrach er sie: „Kein Grund zur Panik. Ich möchte nur, dass wir uns ein wenig besser kennenlernen.“
Fiona holte tief Atem. „Das möchte ich auch.“
Wo war sie? Warum war sie nicht zu Hause?
Seit Stunden versuchte Lachlan nun schon, Fiona anzurufen, aber niemand antwortete.
Warum hatte sie kein Handy? Wie sollte man sie in einem Notfall erreichen?
Zum hundertsten Mal wählte Lachlan Fionas Telefonnummer. Alles, was er zu hören bekam, war das Freizeichen, wieder
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