Julia Collection Band 23
kommen und ihn um Verzeihung bitten.
Doch Fiona kam nicht, und sie bat Lachlan nicht um Verzeihung.
Die Woche verging, ohne ein einziges Wort von ihr. Dafür hörte er umso mehr von einer Menge anderer Leute. Jeder wollte wissen, was vorgefallen war.
„Ich habe ein Fischernetz gefunden und es ihr gegeben“, erklärte er. „Und jetzt ist sie böse auf mich.“
„So, wie ich es verstehe, hast du das nur getan, um mit ihr zu schlafen“, entgegnete seine Schwester Molly kühl.
„Das ist nicht wahr.“
Früher einmal mochte es so gewesen sein. Damals, als Joaquin spottete, sie sei „der Fisch, der nicht angebissen hat“, und Lachlan nur das kupferrote Haar und die langen Beine gesehen hatte. Aber irgendwann und irgendwie waren aus den langen Beinen und der kupferroten Mähne Attribute geworden, die das, was er für Fiona empfand, nur unzureichend erklärten – auch wenn sie noch so verlockend waren.
Ja, er hatte mit ihr geschlafen, am Strand und in ihrem Bett. Er begehrte sie – ihr Feuer, ihre Leidenschaft, ihre Sanftheit. Nie würde er von ihr genug bekommen, nicht in hundert Jahren. Aber das war nicht alles. Er wollte mit ihr lachen und mit ihr streiten. Er wollte nicht nur mit ihr ins Bett gehen, sondern am nächsten Morgen neben ihr aufwachen und am Abend zu ihr nach Hause kommen. Für den Rest seines Lebens.
Sie war die erste Frau, die diesen Wunsch in ihm weckte. Nach Aussage der Medien war er ein „Neunzig-Minuten-Mann“. Ob das nun stimmte oder nicht, an eine feste Bindung hatte er bisher bei keiner Frau gedacht – und schon gar nicht bei Fiona Dunbar.
Aber jetzt dachte er daran, und das musste er ihr verständlich machen. Er liebte sie – und sie ihn, verflixt noch mal. Er hatte es in ihren Blicken gesehen, in ihren Worten gehört, an ihrem Lächeln erkannt – und an der Skulptur, in der sie ihre Gefühle für ihn am deutlichsten offenbarte.
In ihrem Werk zeigte sie ihn, Lachlan McGillivray, mit viel Talent und großem Einfühlungsvermögen so, wie er wirklich war, wie ihn außer ihr nur wenige kannten – wenn überhaupt jemand. Mit all seinen Schwächen und all seinen Stärken. Und das war ihr nur gelungen, weil sie ihn mit den Augen der Liebe betrachtet und dann in Ton reproduziert hatte.
All das versuchte er jetzt Molly verständlich zu machen – nur die Skulptur erwähnte er nicht.
„Dann sag es ihr, aber lass dir nicht zu viel Zeit“, erwiderte seine Schwester unverblümt. „Sie geht nämlich bald.“
„Was soll das heißen – sie geht?“
„Hast du vergessen, dass sie Kunst studieren will? Zufällig weiß ich, dass sie eine Antwort auf ihre Bewerbung bekommen hat.“
Fiona wollte Pelican Cay verlassen? Das konnte sie nicht – durfte sie nicht!
„Mach auf! Ich weiß, dass du zu Hause bist.“ Lachlan hämmerte an die Haustür, während Fionas Nachbarin Carlotta von ihrer Veranda aus interessiert zuschaute und sich kein Wort entgehen ließ. Aus den Augenwinkeln sah er Miss Saffron, so schnell sie ihre alten Beine trugen, die Straße heraufkommen, und er versuchte erbittert, die beiden Damen zu ignorieren.
„Ich gehe nicht, bevor du mir aufmachst“, rief er und klopfte erneut. Carlotta nickte ihm ermutigend zu.
Die Tür ging auf, und Fionas Gesicht erschien in der Öffnung. Sie sah blass und deprimiert aus, und Lachlan hätte sie am liebsten in die Arme genommen.
„Ich muss mit dir reden, Fiona.“
„Nein.“
„Doch. Ich muss dir erklären …“
„Es gibt nichts zu erklären.“
„Ich wollte nicht …“
„Was du wolltest, spielt keine Rolle mehr.“
„Aber …“
„Gib dir keine Mühe. Für manche Dinge lohnt es sich zu kämpfen. Alles andere ist dummes Zeug, das man am besten vergisst.“
„Soll das heißen, dass du gehst? Molly sagt, dass du einen Brief bekommen hast und nach England oder Italien oder was weiß ich wohin willst. Und was wird aus uns?“
„Was soll aus uns werden? Es hat nie etwas gegeben. Und was den Brief betrifft – es war eine Absage. Leider – denn jetzt muss ich mir etwas anderes einfallen lassen, um hier wegzukommen.“
Damit machte sie die Tür zu und ließ ihn stehen.
Fiona war von Anfang an nicht sehr optimistisch gewesen, doch dann hatte sie sich von Davids Zuversicht anstecken lassen. Sein Empfehlungsschreiben war eine Lobeshymne auf ihr Talent, genau wie die Briefe von Carin und Nathan.
Aber ihr Werk hatte nicht überzeugt, und die Anmeldungen waren zu spät gekommen.
Die Schulen in England teilten ihr
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