Julia Collection Band 23
ließ nicht locker, stellte Fragen, und nach und nach wurde er gesprächiger. Er erzählte von Abenteurern und Piraten, von Ganoven und korrupten Politikern, die Pelican Cay und seine Gewässer vor langer Zeit unsicher gemacht hatten. Die Insel und ihre Geschichten lagen ihm im Blut, und bald schon nahmen sie auch Sydney gefangen – wie der Mann, der sie erzählte.
Etwas, das sie nicht erklären konnte, verband sie und McGillivray. Es hatte mit Erotik und Sex zu tun, ein Gebiet, auf dem sie sich perfekt verstehen würden, das wusste sie instinktiv. Aber es war nicht nur physisch, es war mehr.
Sie waren sich ähnlich, sie spürte es. An den Tagen, an denen er nicht dagegen ankämpfte, war er ein Freund, und aus dieser Freundschaft könnte – auch das wusste sie – viel mehr werden, eine Art Seelenverwandtschaft. Alles, was sie in einem Mann suchte und bisher nie gefunden hatte, entdeckte sie jetzt in ihm.
Doch McGillivray hielt sie auf Distanz.
Er vertraute ihr nicht und war überzeugt, dass sie sich auf Dauer nicht mit einem anspruchslosen Teilzeitjob zufriedengeben würde.
Womit er höchstwahrscheinlich recht hatte.
Doch es musste ja nicht so bleiben. Die Arbeit war eine Notlösung und nur vorübergehend. Sie könnte hier ohne jeden Zweifel so viel mehr tun.
Seit ihrer Ankunft hatte Sydney eine Menge über die Insel gelernt. Sie kannte ihre Geschichte, ihre Vorzüge, die Möglichkeiten, die sich hier boten, und sie wusste auch, wie sich das Beste daraus machen ließ.
Sie erinnerte sich an das erste Abendessen mit den McGillivrays, als sie und Lachlan diese Dinge diskutierten. Damals hatte sie aus dem Stegreif einige Vorschläge gemacht, und jetzt hatte sie ein paar neue Ideen. Sie ging ans Telefon und wählte seine Nummer.
„Lachlan? Hier spricht Sydney. Ich würde mich gern mit Ihnen über einiges unterhalten. Hätten Sie morgen Vormittag Zeit für mich?“
„Wie wär’s mit Lunch im Beaches? David Grantham ist hier. Er sagt, er hat vor Kurzem mit Ihnen telefoniert und würde Sie gern persönlich kennenlernen.“
„Einverstanden. Bis morgen also.“
Zufrieden legte sie auf. Der erste Schritt in die Zukunft war getan, morgen kam der zweite.
Doch zuerst musste sie sich mit der Vergangenheit befassen.
„Hallo, Dad. Sydney am Apparat. Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich kündige.“ Ihre Stimme klang ruhig, aber entschlossen.
„Sydney?“, fragte er ein wenig verwirrt, dann: „Oh, Margaret, du bist es. Wie geht es dir? Natürlich kündigst du, ich habe Roland gleich gesagt, dass du nach der Heirat nicht weiterarbeiten würdest.“
Er hatte es also gewusst. Sydney verspürte einen kleinen Stich – sie hatte gehofft, dass ihr Vater über Rolands Absichten nicht informiert gewesen wäre. Aber es schmerzte weniger, als es noch vor einer Woche der Fall gewesen wäre, und bekräftigte sie nur noch mehr in dem Entschluss, ihr eigenes Leben zu leben.
„Ich habe ihn nicht geheiratet, Dad.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Simon: „Das kann nicht sein. Roland hat mir versichert, dass ihr nach der Butler-Geschichte heiraten wolltet. Er nannte es die unfeindliche Übernahme.“ Er lachte, als er Rolands Bonmot wiederholte, dann wurde er wieder ernst. „Was ist passiert? Hast du es plötzlich mit der Angst zu tun bekommen? Von dir hätte ich das nicht erwartet, Margaret.“
„Ich habe Roland nicht geheiratet, weil ich es nicht wollte.“
„Aber er hat mir doch gesagt, du seist einverstanden.“
„Er hat sich getäuscht.“
„Hole ihn ans Telefon, ich will mit ihm sprechen.“
„Das geht nicht. Er ist nicht hier.“
„Was soll das heißen? Wo bist du, Margaret?“
„Auf den Bahamas. Wo Roland ist, weiß ich nicht. Ich rufe nur an, um dir zu sagen, dass ich hier bleibe. Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst, aber mein Entschluss steht fest.“
„Du willst auf den Bahamas bleiben? Wie lange? Hast du den Verstand verloren, Margaret?“
„Nein, Dad. Ich bin endlich zur Vernunft gekommen“, erwiderte Sydney. Es war die reine Wahrheit.
„Ich kann es nicht glauben. Hattest du einen Unfall? Bist du gestürzt und hast eine Gehirnerschütterung?“
„Mir geht es ausgezeichnet, ich habe mich noch nie so wohl gefühlt.“
„Dann verstehe ich nicht.“ Er klang wie ein störrisches Kind. „Warum ist Roland nicht bei dir? Ich dachte, ihr seid in den Flitterwochen.“
„Er ist nicht bei mir, und Flitterwochen gibt es keine, Dad. Ich rufe nur an, um dir zu sagen,
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