Julia Collection Band 23
hatte sie nicht. Er hörte sie in der Küche herumhantieren, als existierte, was gestern geschehen war, nur in seiner Einbildung.
Oder in ihrer.
Aber es war keine Einbildung – die Erinnerung an ihren Duft, ihren Mund, die Leidenschaft, mit der sie ihn geliebt hatte, ließ ihn nicht los. Ungeduldig riss er eine Schublade auf und leerte den Inhalt in die Tasche. Nur weg von hier!
Dem Himmel sei Dank für Tom Wilson! Hugh war ihm auf dem Weg zum Grouper begegnet, wohin er sich nach dem Desaster mit Sydney geflüchtet hatte.
„Ich muss nach Florida, erst nach Miami und dann noch in ein paar andere Städte“, teilte Tom ihm mit. „Kannst du mich fliegen?“
„Kein Problem“, erwiderte Hugh sofort. Wenn es nicht so spät gewesen wäre, hätte er vorgeschlagen, sofort zu starten. Stattdessen verabredeten sie sich für den nächsten Morgen um neun Uhr am Dock, und Hugh betrat die Bar, um sein Begehren nach Sydney in Whisky zu ertränken.
Er ignorierte das Getuschel, das bei seinem Erscheinen durch den Raum ging, wohl wissend, dass er innerhalb kürzester Zeit in aller Munde sein würde.
„Hugh sitzt im Grouper. Allein!“
Sollten sie! Was machte es, dass sie sich zuflüsterten, er und Sydney hatten Probleme? Es stimmte.
Nach der falschen Frau zu lüstern, war ein Problem, oder etwa nicht? Dass sie ihn obendrein noch ermutigte, machte alles noch schlimmer.
Was dachte sie sich eigentlich dabei?
Nichts offensichtlich. Sie überließ es ihm, für sie beide zu denken. Als er an der Theke stand, warf Mike, der Barmann, nur einen Blick auf ihn und schob ihm schweigend eine Flasche und ein Glas hin. Hugh nahm beides und verzog sich an einen kleinen Ecktisch. Er setzte sich mit dem Rücken zur Wand und schenkte jedem, der Anstalten machte, in seine Nähe zu kommen, einen solch finsteren Blick, dass niemand es wagte.
Mit einer Ausnahme – Lisa.
Sie und zwei Freundinnen betraten die Bar kurz nach ihm, und als sie sah, dass er allein am Tisch saß, kam sie mit einem freudigen Lächeln auf ihn zu.
„Hugh! Ich habe dich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ist deine Freundin abgereist?“
„Nein.“ Laut stellte er das Glas auf den Tisch und schenkte sich nach.
„Ich … äh … verstehe.“
Das bezweifelte er stark.
Sie blieb vor ihm stehen und fragte mitfühlend. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
„Was meinst du wohl?“, schnauzte er sie an. Er hatte es satt, auf andere und ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Wer nahm auf ihn Rücksicht?
Eingeschüchtert trat sie von einem Fuß auf den anderen. „Möchtest du dich vielleicht zu uns setzen?“, fragte sie nach einer Weile gespielt munter und sah dabei so hilflos aus, dass er seine Grobheit bereute. Es war schließlich nicht ihre Schuld.
Er atmete tief ein, griff nach dem Glas und schüttete die Hälfte in einem Zug hinunter. „Danke, Lisa, aber mir ist heute nicht nach Gesellschaft zumute.“
Sie lächelte schwach und nickte. „Dann vielleicht ein andermal.“
Abweisend antwortete Hugh: „Vielleicht.“
Danach ließ man ihn in Ruhe. Zahlreiche Besucher schauten verstohlen zu ihm hin, seufzten und schüttelten den Kopf, aber sie störten ihn nicht. Morgen wusste wahrscheinlich jeder zwischen hier und Nassau, dass es zwischen Hugh und Sydney aus war.
Na und? Mit finsterem Gesicht trank er das Glas leer und füllte es erneut. Das Ganze war von Anfang an nur eine Komödie gewesen.
Starr blickte er in die goldbraune Flüssigkeit vor sich und nahm einen neuen Schluck. Der Whisky brannte in seiner Kehle, aber das Brennen schwächte die Erinnerung an sie nicht ab.
Die Zeit verstrich, doch er achtete nicht darauf. Wozu auch? Er hatte nicht vor zu gehen, bevor er musste.
Irgendwann hörte er jemanden sagen: „Zeit zum Dichtmachen.“ Er hob den Kopf und sah Mike vor sich stehen, die Schlüssel in der Hand.
Die Flasche auf dem Tisch war leer. Hugh nickte und erhob sich unsicher. Der Raum schwankte wie ein Schiff auf See.
„Bist du okay?“, fragte Mike.
„Könnte nicht besser sein.“ Dort war die Tür. Er hielt darauf zu, aber sie bewegte sich.
Mike legte ihm die Hand auf die Schulter und manövrierte ihn ins Freie. „Du hast die ganze Flasche getrunken?“
„S…sieht so aus.“
„Ganz schön viel Whisky.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Glaubst du, du schaffst es nach Hause?“
„Klar.“
„Ich kann dir ein Taxi besorgen.“
„N…nein, ich gehe zu Fuß. Is’ ne sch…schöne Nacht.“
„Angeblich ist ein Sturm unterwegs, er
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