Julia Collection Band 23
vermied er es, über diese Dinge nachzudenken, und gab sich gern den Anschein, dass sie für ihn nicht wichtig waren. Nach außen hin war Hugh der Sorglose, der das Leben auf die leichte Schulter nahm – solange er nur in der Hängematte liegen und ein kaltes Bier trinken konnte. Lachlan war der Ehrgeizige, derjenige, der in allem der Beste sein musste, und Hugh hatte es von klein auf darauf angelegt, in jeder Beziehung das Gegenteil seines älteren Bruders zu sein.
Es war das Fundament seines Images, und daran hielt er fest.
Tatsächlich war Hugh ebenso ehrgeizig wie sein Bruder. Schon damals, als die McGillivrays von Pelican Cay nach Amerika zurückgingen, wusste Hugh, dass er wiederkommen und auf der Insel leben wollte. Und er hatte es geschafft.
Hugh hatte sich überlegt, wie er am besten seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, was ihm Spaß machen würde, und dann seine Erfahrung als Pilot bei der Armee genutzt, um Fly Guy zu gründen. Dass man ihm nachsagte, die Hälfte der Zeit auf der faulen Haut zu liegen, störte ihn nicht – er faulenzte gern.
Als er sein Haus kaufte, war er ähnlich vorgegangen. Es sollte bequem sein, und das war es. Aber es eignete sich nicht nur für einen Junggesellen, sondern auch als Heim für eine zukünftige Familie.
Denn Hugh war der geborene Familienvater. Lachlan war der Jetsetter der Familie und Molly eine Einzelgängerin, die die Welt sehen wollte. Auch Hugh war gern unterwegs, es war einer der Gründe, warum er Pilot wurde. Aber noch lieber kam er nach Hause. Mehr als alles andere wünschte er sich ein Heim und eine Familie.
Als er Carin kennenlernte, glaubte er, am Ziel zu sein. Dass sie eine Tochter hatte, war für ihn ein Bonus: Es gab ihnen einen Vorsprung, was die Familie betraf.
Hugh wusste, dass Carins Verhältnis mit dem Vater des Kindes unglücklich geendet hatte, und drängte sie nicht. Von Anfang an war er ihr Freund, was sich bis heute nicht geändert hatte. Damals war er überzeugt, dass sie seine Liebe eines Tages erwidern würde. Dann, so sagte er sich, wird sie den Mann, der ihr wehgetan hat, vergessen und mich heiraten. Nie hätte er geglaubt, dass sie Nathan immer noch liebte und zu ihm zurückgehen würde. Aber genau so kam es, und das war das Ende vom Lied.
Das Schlimme war, wie Hugh sich jetzt zum ersten Mal eingestand, dass er immer noch das Gleiche wollte – er wollte heiraten und eine Familie gründen. Genau wie Lisa.
Nur – sie wollte er nicht.
Wen wollte er dann?
Und wie von selbst erschien an dieser Stelle seiner Überlegungen Sydneys Bild vor seinem geistigen Auge.
Er wusste, dass es aussichtslos war. Sie sah fantastisch aus, und die Chemie stimmte. Aber das war auch alles – Margaret St. John, die „Frau mit der glänzenden Zukunft“, würde sich niemals damit zufriedengeben, den Rest ihres Lebens auf einer kleinen Insel zu verbringen. Die ganze Welt stand ihr offen. Jetzt war sie hier, doch wie lange? Eine Woche? Zwei Wochen? Dann reiste sie ab, und irgendwann einmal würde er in einem anderen Artikel von ihrer glänzenden Hochzeit lesen. Dass sie heiraten würde, stand für ihn fest – er hatte es aus ihren Worten gehört, als sie und Fiona über das Baby sprachen. „Ich beneide Sie“, hatte sie lächelnd und ein wenig sehnsüchtig gesagt.
„Das brauchen Sie nicht. Es sei denn, Sie mögen es, jeden Morgen mit Übelkeit kämpfen zu müssen und schon am Nachmittag völlig erledigt zu sein.“
„Ist es das nicht wert?“
Fiona hatte Lachlan angesehen und ihm zugelächelt. „Doch, das ist es.“
Sydney würde also irgendwann einmal die Mutter eines zukünftigen Generaldirektors sein, der, wie seine Mommy, einer glorreichen Zukunft entgegensah. Roland würde nicht der Daddy sein, doch Hugh bezweifelte nicht, dass sie jemanden finden würde, der zu ihr passte.
Keinen Buschpiloten wie er.
Er gähnte, rollte sich auf die Seite und schlang die Arme um das Kopfkissen. Es war ein schwacher Ersatz für Sydneys aufregende Formen, aber bei Weitem vernünftiger.
Er lauschte einen Moment: Im Gästezimmer war alles ruhig. Anscheinend plagten sie heute Nacht keine Albträume. Dann fiel ihm ein, dass er nicht einmal wusste, bei wem sie einen Job gefunden hatte. Am liebsten wäre er aufgestanden, um sie zu fragen. Zum Glück besaß er noch genügend Verstand, um es nicht zu tun.
Das konnte er morgen früh nachholen.
Aber als er am nächsten Morgen aufstand, war sie verschwunden.
„Was denken Sie sich eigentlich? Wissen Sie immer
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