Julia Collection Band 25
Reisepass hingegen, den sie nach der Scheidung erhalten hatte, als sie ihren Mädchennamen wieder annahm, zeigte eine junge Frau mit deutlich schmalerem Gesicht, in deren Blick Kummer und Verzweiflung lag. Was hatte Lucy nur an Nick gefunden? Wie hatte sie ihn lieben können? War es wirklich „Liebe“ gewesen?
„Hast du ihn?“, fragte Lucy, die mit ihrem Kaffee an Marcus vorbeiging und die Schlafzimmertür aufstieß. Dort stellte sie die Tasse auf den Nachttisch, zog einen kleinen Koffer unter dem Bett hervor, legte ihn auf den Sessel und öffnete systematisch Schubladen.
„Soll ich inzwischen schon mal deine Toilettenartikel einpacken?“
Aus ihrem Blickfeld zu verschwinden, anstatt dazustehen und sie dazu zu bringen, an die vergangene Nacht zu denken, war eine gute Idee. Lucy nickte und gab Marcus ihre Kulturtasche. Als er ins Bad ging, atmete sie langsam aus. Energisch faltete sie die Sachen zusammen, die sie aufs Bett gelegt hatte. Anschließend packte sie sie in die Plastikhüllen, die sie auf Reisen immer benutzte.
„Lucy, was ist mit deinen Pillen?“, rief Marcus aus dem Badezimmer.
Dem Himmel sei Dank, dass er sie daran erinnerte! Leider hatte sie auf die harte Tour gelernt, nie mehr ohne ihre Sonnenallergiepillen irgendwohin zu fahren. „Im Schrank, zweites Bord von oben, auf der rechten Seite.“
Während sie die Hüllen in den Koffer legte, hörte sie ihn die Schranktür öffnen, dann rief er: „Ich kann sie nicht finden.“
Lucy ging ins Bad. Sie hielt den Atem an, als sie sich in dem winzigen Raum an Marcus vorbeizwängen musste, um zum Schrank zu kommen. „Da sind sie doch.“ Mit Schwung zog sie die Schachtel mit den Allergietabletten vom Bord.
„Das sind keine Antibabypillen“, wandte Marcus ein.
„Nein. Die Pille nehme ich nicht. Nick war richtig besessen davon, immer ein Kondom zu benutzen. Er hat mir erklärt, er hätte noch nie ohne Sex gehabt und würde niemals ohne Sex haben.“ Aber das war nun wirklich kein Thema, über das sie mit Marcus sprechen wollte. Lucy ging schnell zurück ins Schlafzimmer, fragte sich jedoch dabei, ob Marcus sich in der vergangenen Nacht so gut angefühlt hatte, weil er kein Kondom benutzt hatte.
Marcus runzelte die Stirn. An Empfängnisverhütung oder Safer Sex hatte er am vergangenen Abend und in der Nacht überhaupt nicht gedacht. Dass Lucys Exmann immer ein Kondom benutzt hatte, war dagegen eine sehr gute Neuigkeit. Marcus schloss den Reißverschluss der Kulturtasche, folgte Lucy und beobachtete sie beim Packen. Dabei überfiel ihn eine sehr verräterische schmerzende Anspannung. Er begehrte Lucy.
Anstatt sich zu erlauben, sie zu begehren, sollte er sich darauf konzentrieren, sie dazu zu bringen, ihn zu begehren.
„Fertig?“, fragte er kurz angebunden.
Lucy nickte.
5. KAPITEL
Auf dem Flughafen Palma herrschte immer viel Betrieb, und dieser Tag bildete keine Ausnahme. Immer wieder versuchte Lucy, den Bergen von Koffern auszuweichen und mit Marcus Schritt zu halten, der ihr Gepäck trug und es trotzdem irgendwie schaffte, sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Sie öffnete sich, ließ ihn durch und schloss sich dann sofort wieder, sodass sich Lucy mühsam durchkämpfen musste.
Inzwischen hatte Marcus den Ausgang erreicht, wo er von zwei hübschen jungen Frauen angesprochen wurde, die die Uniform einer Mietwagenfirma trugen. Wollen sie ihn überreden, ein Auto zu mieten, oder hoffen sie auf ein Date mit ihm?, fragte Lucy sich eifersüchtig, als sie ihn schließlich einholte.
„Ich habe den Damen gerade erklärt, dass wir vom Chauffeur des Hotels abgeholt werden“, sagte Marcus.
„Welches Hotel?“, fragte Lucy, während er auf die Gruppe der wartenden Fahrer zuging, die Schilder mit den Namen von Hotels oder Gästen hochhielten. „Ich dachte, wir wohnen bei Beatrice.“
„Die Villa ist recht klein und abgelegen, außerdem lässt Beatrice gerade eins der Badezimmer renovieren, also können wir wohl nicht erwarten, dass sie uns aufnimmt. Ich habe uns Zimmer in einem Hotel in Deià reserviert. Es liegt ganz in der Nähe des ‚Residencia‘ und soll angeblich noch besser sein. Und mach dir keine Gedanken wegen der Rechnung. Die bezahle ich. Ah, da ist unser Fahrer.“
Als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte Lucy den Mann in der eleganten Chauffeursuniform sehen, auf dessen Schild „Hotel Boutique, Deià“ stand. Von früheren Aufträgen kannte sie Mallorca ziemlich gut, da es in war, hier zu wohnen und
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