Julia Collection Band 27
die Menschen, die er behandeln wollte, oder dass er etwas zu verbergen hatte.
„Ach, verflixt, Travis. Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst“, erklärte Ryan, genau wie Travis es erwartet hatte. „Aber ich schicke dir die Rechnung, wenn ich irgendwann mit einem Magengeschwür zum Arzt muss.“
Travis lachte, als er die Tür öffnete und sie durch die Halle hinausgingen. „Halt einfach an der Apotheke an und hol dir eine extra starke Medizin dagegen.“
„Mose, wissen Sie, wo Travis ist?“, fragte Natalie und erstarrte, als Fluffy, der vor den Füßen des alten Mannes gelegen hatte, aufstand und zu ihr kam.
„Ist zum Stall gegangen, um nach Shady Lady zu sehen“, antwortete Mose und deutete mit dem Daumen zur Tür. „Sie wird wohl bald ihr Fohlen bekommen.“
Es war schwer, sich auf Mose’ Worte zu konzentrieren und gleichzeitig Fluffy im Auge zu behalten. Als das Tier sie mit einem treuen Hundeblick bedachte und sich dann zu ihren Füßen niederließ, atmete Natalie erleichtert auf. Obwohl sie nicht mehr ganz so viel Angst vor dem großen Hund hatte wie am Anfang, machte er sie dennoch nervös.
„Na toll, eine Dogge mit Dackelblick“, bemerkte sie trocken.
„Na, is’ das die Möglichkeit“, staunte Mose und verzog das sonst so sorgenvolle Gesicht zu einem Grinsen. „Sieht so aus, als hätte Fluffy beschlossen, dich zu mögen.“
„Was soll das heißen?“, fragte Natalie skeptisch und sah zu dem Hund. Hoffentlich hatte er nicht außerdem beschlossen, dass sie ein ganz leckeres Abendessen sein konnte.
„Er legt sich nicht jedem vor die Füße“, erklärte Mose schmunzelnd. „Nur Familienmitglieder genießen das Privileg, immer und überall über ihn stolpern zu dürfen.“
Natalie musste schlucken. Es war absolut lächerlich, so emotional zu reagieren. Aber es war seit Langem das erste Mal, dass irgendjemand erklärt hatte, dass sie zur Familie gehöre – auch wenn es nur ein Hund war.
Vorsichtig bückte sie sich und streichelte Fluffys Kopf. Ihr stockte das Herz, als er seinen riesigen Kopf hob und ihre Hand leckte. Zu ihrem großen Erstaunen versuchte er nicht, sie zu beißen. Er lag einfach vor ihren Füßen, und sein großer Schwanz schlug wie ein dickes Seil auf den Fliesenboden.
„Siehst du?“, sagte Mose und kam zu ihr gehumpelt, um ihr die Schulter zu tätscheln. „Jetzt hat er’s mit ’nem Kuss besiegelt. Nun gehörst du zu seiner Familie.“
„Zu seiner Familie?“, fragte sie lachend.
„Eine Dogge nimmt dich an, so ist das nun mal. Im Grunde gehörst du zu ihm und nicht umgekehrt.“
Sie streichelte Fluffy noch einmal und wurde mit einem weiteren Ablecken ihrer Hand belohnt. „Er scheint mich zu mögen. Entweder das, oder er probiert schon mal, ob ich einen guten Snack abgeben würde.“
Noch immer ein wenig unsicher bezüglich Fluffys Absichten, zuckte sie zusammen, als jemand sie plötzlich mit zwei starken Armen von hinten umschlang und sie an seine breite Brust zog.
„Du meine Güte!“ Natalies Herz setzte fast aus, und sie war sich nicht sicher, ob das daran lag, dass sie fürchterlich erschrocken war, oder aber an der Nähe des Mannes, der sie an sich gedrückt hatte. „Du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt, Travis.“
„Tut mir leid, Darling.“ Seine tiefe Stimme ließ sie angenehm erschauern, und die Berührung seines kräftigen Körpers, der von den Schultern bis zu den Knien gegen den ihren gepresst war, verursachte ihr ein angenehmes Kribbeln im Bauch.
„Ich habe dich gesucht“, sagte sie leise. Gehörte diese rauchige, sinnliche Stimme tatsächlich ihr?
„Jetzt hast du mich gefunden. Was hast du nun mit mir vor?“, erwiderte Travis liebevoll.
Natalie errötete bis unter die Haarwurzel, als sie bemerkte, dass Mose von einem Ohr zum anderen grinste. „Ich wollte dir erzählen, dass ich mich noch an etwas anderes in Bezug auf die Geburtsklinik erinnert habe.“
„Und an was?“, fragte er und drehte sie zu sich, bis sie ihn anschaute.
„Es ist wahrscheinlich nichts weiter, aber jedes Mal, wenn ich an die Klinik denke, gerate ich nicht nur in Panik, ich fühle mich auch ganz traurig“, meinte sie stirnrunzelnd. „Ich weiß nicht, warum, aber ich weiß, dass es kein glücklicher Ort war, wie man es ja eigentlich bei einer Geburtsklinik vermuten sollte. Es gab dort viel Traurigkeit.“
Natalie war sich nicht sicher, ob diese Traurigkeit etwas mit der Gefahr zu tun hatte, in der sie und Autumn schwebten, oder ob
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