Julia Collection Band 27
los.“
„Okay, gehen wir hinein und amüsieren uns“, meinte er fröhlich und gab sie frei.
„Ich fürchte, deine Vorstellung von Spaß stimmt nicht mit meiner überein.“ Hastig rutschte sie zur Tür und stieg aus der Limousine aus. Doch Keith ließ sich nicht abschütteln.
„Seit wann bist du solch ein Snob?“
Andrea schnaubte und hätte ihm am liebsten keine Antwort gegeben. Was fiel ihm ein, über sie zu urteilen? „Ich bin kein Snob“, verteidigte sie sich dann aber doch.
„Bist du wohl. Du denkst, du bist uns allen hier überlegen. Auf dem College warst du nicht so.“
„Das war vor zwanzig Jahren! Ich weiß nicht, wer oder was ich auf dem College war, abgesehen davon, dass ich dumm war!“ Damit meinte sie natürlich ihre Beziehung zu ihm und hoffte, dass er die Andeutung verstand.
Das tat er, allerdings nicht ganz in ihrem Sinn. „Es war nicht vor zwanzig, sondern vor achtzehn Jahren, und wir waren beide ein wenig dumm damals. Aber keiner von uns war ein Snob. Und sei doch ehrlich. Hast du den Kuss nicht auch ein bisschen genossen?“
Sie waren wieder vor dem Club angekommen, und Andrea blieb stehen, um ihm einen bitterbösen Blick zuzuwerfen.
„Du bist achtunddreißig – genau wie ich – und benimmst dich noch immer wie ein Jugendlicher. Nein, Keith, ich habe den Kuss nicht genossen. Vielleicht mochte ich so etwas in meiner Jugend, aber ich bin aus den Kinderschuhen heraus. Du anscheinend noch immer nicht.“ Sie wirbelte herum, riss die Tür auf und marschierte hinein.
Kopfschüttelnd folgte Keith ihr. „Du benimmst dich, als wären wir schon alt und grau. Dabei fängt das Leben doch jetzt erst richtig an.“
„Du bist ein Mann in mittleren Jahren, Keith, vergiss das nicht.“
„In mittleren Jahren! Au, das tat weh.“
„Das hoffe ich“, meinte sie zuckersüß.
Sie kamen in den Ballsaal. Die festlich dekorierten Tische würden nach dem Essen und der Überreichung der Spende weggeräumt werden, damit man tanzen konnte. Andrea hatte vor, möglichst unauffällig zu verschwinden, nachdem sie den Scheck erhalten hatte. Sie war schließlich nur als Repräsentantin des Frauenhauses hier und nicht zum Privatvergnügen.
Keith reichte ihr seinen Arm. „Unser Tisch ist am anderen Ende des Saals.“
Andrea zwang sich, seinen Arm zu nehmen und zu lächeln. Den Raum am Arm von Keith zu durchqueren, während aller Augen auf sie gerichtet waren, kam einer Folter gleich. Sie wusste, sie sollte darüber stehen, denn sie war hier, um die Spende entgegenzunehmen, aber die Leute machten sich natürlich so ihre Gedanken, das sah Andrea ihnen an, während sie mit ihrer selbst ernannten Eskorte durch den Saal schritt.
„Hier sind wir“, verkündete Keith und blieb an einem runden Tisch stehen, an dem bereits vier Paare saßen. „Ich glaube, du kennst bereits einige der Anwesenden, aber eine kleine Erinnerung kann ja nicht schaden. Hier zur Linken haben wir Will und Diana Bradford, dann Robert und Rebecca Cole, Sebastian und Susan Wescott und schließlich Jason und Meredith Windover. Und diese bezaubernde Dame neben mir ist Andrea O’Rourke.“
Sie wurden begrüßt, und nachdem sie sich gesetzt hatten, begann eine lebhafte Unterhaltung, aus der Andrea heraushörte, dass alle Männer am Tisch Mitglieder des „Texas Cattleman’s Clubs“ waren, was sie dazu zwang, ihre Vorurteile zu revidieren. Sie hatte sich das typische Mitglied des Clubs als heftig trinkenden, derbe redenden und Zigarre rauchenden Mann vorgestellt. Doch dies hier waren intelligente, attraktive Menschen, und Andrea erkannte, dass sie sie mögen könnte, wenn sie nicht alle Freunde von Keith gewesen wären.
Während sie ihren Salat aß, schwieg sie und dachte an den Kuss vorhin in der Limousine. Sie war froh, dass sie sich nicht dazu hatte hinreißen lassen, ihn zu erwidern. Bei seinem Ego hätte Keith jegliche Ermunterung ihrerseits als grünes Licht aufgefasst, und wer weiß, was dann noch alles geschehen wäre.
Andrea wurde es bei diesem Gedanken ganz mulmig. Natürlich wusste sie, wohin es geführt hätte. Das Problem an dieser Sache war das Herzklopfen, das dieser Gedanke in ihr auslöste.
Nein! Sie würde sich nicht nach Keith sehnen! Du meine Güte, hatte sie den Verstand verloren? Sie dachte niemals über Sex nach. Sie war nicht auf der Suche nach einem Mann. Seit dem Tod von Jerry war das Thema für sie erledigt gewesen. Verflixt, wenn sich ihre Libido auf einmal wieder melden musste, warum dann ausgerechnet
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