Julia Collection Band 27
traf, obwohl ihm bewusst gewesen war, dass ihrem Freundeskreis auch Männer angehörten. Sie hatte nie unglücklich ausgesehen. Und auch heute Abend hatte sie nicht unglücklich geklungen, mit ihrem Gast, dem sie ein Essen kochte.
Dann wurde ihm plötzlich das ganze Ausmaß dessen bewusst, was er bei diesem Anruf erfahren hatte. Andrea servierte einem Mann ein Essen bei Kerzenschein, und das war so schmerzhaft, dass es ihn wie ein Messerstich ins Herz traf. Eifersucht nagte an ihm. Unfähig, ruhig sitzen zu bleiben, sprang Keith auf und marschierte an den Strand.
In seinem Kopf schwirrten die Fragen umher, ohne dazu passende Antworten zu liefern. Was auch immer in Royal vorging, konnte er etwas dagegen unternehmen? Abgesehen von der nagenden Eifersucht, wollte er überhaupt etwas dagegen unternehmen?
Vielleicht hätte er in Royal bleiben und dort dem Problem auf den Grund gehen sollen. Das Davonlaufen hatte ihm gar nichts genutzt. Er war jetzt seit Wochen in Mexiko, und kannte er seine Gefühle jetzt besser als damals, als er hierher gefahren war?
Als er merkte, dass er seine Abreise aus Royal jetzt als Flucht ansah – in jener Nacht hatte er an diese Möglichkeit nicht einmal denken wollen –, verzog er das Gesicht und kam sich ziemlich jämmerlich vor.
Andrea konnte sich nicht erinnern, wann ihre Gefühlswelt je so durcheinander gewesen war. Sie hatte Liebeskummer und auch Trauer erleiden müssen, doch jetzt erlebte sie eine andere Art von Kummer, der tief aus ihrem Inneren zu kommen schien. An das Baby zu denken half ihr, doch selbst diese Freude konnte ihre Schmerzen nicht lindern.
Schließlich ging sie ihrer Melancholie auf den Grund. Sie hatte sich selbst beglückwünscht, weil sie Keith an seinen Platz verwiesen hatte, als er angerufen hatte, doch sie verdiente keinen Applaus. Sie war unfreundlich und falsch gewesen mit ihrer albernen Scharade, und sie bedauerte es jetzt.
Warum stritten sie sich ständig? Im Moment sollten sie beide aufgeregt sein und sich auf das Baby freuen. Stattdessen konnte sie ihm nicht einmal davon erzählen.
Im Grunde war sie erstaunt, dass Keith nach Mexiko geflüchtet war, statt in ganz Royal damit anzugeben, dass er es schließlich mit seinem Charme geschafft hatte, Andrea O’Rourkes Widerstand gegen Männer im Allgemeinen und ihn im Besonderen zu überwinden.
Und jetzt dachte er, dass es einen anderen Mann in ihrem Leben gab. Was sonst sollte er nach ihrem bühnenreifen Auftritt am Telefon glauben? Inzwischen fand Andrea ihr Verhalten grausam. So etwas hatte sie eigentlich nicht nötig. Sie war eine vernünftige Frau. Und eine werdende Mutter!
Wenn Keith sie nicht so bedrängt hätte, dann wäre sie jetzt nicht schwanger. Vermutlich sollte sie ihm danken, statt ihn zu verfluchen. Außerdem, vielleicht brauchte eine Frau einen Mann wie Keith, auf den sie sich in schlechten Zeiten verlassen und mit dem sie sich in guten Zeiten freuen konnte.
Aber das würde natürlich bedeuten, dass sie Keith alles erzählen müsste, und sie wusste wirklich nicht, wie er die Neuigkeit auffassen würde, dass er nach einer einzigen leidenschaftlichen Begegnung Vater werden würde. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass er vor Freude in die Luft springen würde.
Am Freitagnachmittag war Andrea so mitgenommen, dass sie froh war, als ihre Freundin Linda Vartan anrief, um sie für Samstag zu einer Poolparty einzuladen. Die Aussicht, zwei Tage lang tatenlos herumzusitzen und sich in Selbstmitleid zu suhlen, war unerträglich gewesen. Am Samstag probierte sie also ihre neuen Badesachen an und überlegte, welchen sie anziehen sollte.
Es war erfreulich, festzustellen, dass sie schlank und fit genug war, um einen Bikini zu tragen – all das Joggen zahlte sich aus –, aber sie hatte sich auch einen eleganten einteiligen Badeanzug gekauft und entschied sich für diesen. Nachdem sie ihn wieder ausgezogen und in einen leichten Morgenmantel geschlüpft war, um sich zu schminken, war sie gerade dabei, ihre Lippen nachzuziehen, als es klingelte.
„Oh nein“, murmelte sie. Sie war nicht für Besuch gekleidet, und sie erwartete auch niemanden. Sie musste in weniger als einer Stunde los und hatte keine Zeit für Gäste.
Hastig warf sie einen Blick in den Spiegel, um sich zu vergewissern, dass sie, wenn auch nicht besonders angemessen, so doch ausreichend bekleidet war, und ging zur Tür. Wer auch immer davor stand, war ziemlich ungeduldig, denn er klingelte schon wieder Sturm. Allein
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