Julia Collection Band 28
nichts! Hoffentlich, hoffentlich!
Leigh wartete, bis Thunder wieder mit allen vier Beinen auf der Erde stand. Dann hielt sie ihn am Halfter fest und befestigte das Seil. Die Kapuze rutschte ihr vom Kopf, und Regen durchnässte ihr Haar.
Adam erreichte sie und riss ihr das Seil aus der Hand. „Was machst du da?“, schrie er. „Geh in den Stall! Weg von dem Pferd, das dich zertrampeln könnte!“
„Ich konnte ihn doch nicht hier draußen lassen!“, rief sie zurück.
„Geh in den Stall!“, befahl er noch einmal und wartete, bis sie sich untergestellt hatte. Dann klopfte er Thunder auf den Hals und brachte das Pferd in die Box.
Leigh stand dabei, als Adam das Seil löste und die Tür der Box schloss.
Er war noch so aufgeregt, dass er kaum sprechen konnte. „Du hättest umkommen können!“, stieß er schroff hervor. Er war bis auf die Haut durchnässt. Ihr ging es nicht viel besser als ihm, doch darauf achtete er jetzt nicht.
„Er bedeutet dir sehr viel“, versuchte sie zu erklären. „Ich wollte nicht, dass ihm etwas zustößt. Als das Gewitter heftiger wurde, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Du hast mir nicht gesagt, wann du heimkommst, und du hast auch nicht angerufen.“
„Das hätte dich das Leben kosten können!“
Sie wischte Regentropfen vom Gesicht und wurde nun ebenfalls zornig. „Wenn einem etwas wichtig ist, tut man das Richtige, ohne an die Risiken zu denken.“
„Das Richtige? Du willst nicht das Richtige tun, Leigh, sondern das, was du dir irgendwann mal ausgedacht hast. Du willst nicht das Richtige tun, sondern dich an einen Traum klammern, der so alt ist, dass er schon gar nichts mehr mit dir zu tun hat. Du liebst deinen Job über alles und willst ihn dennoch für ein jahrelanges Studium aufgeben. Sag mir, ist das vielleicht richtig?“
Sie holte tief Atem. „Für mich schon. Verstehst du nicht, dass ich genau so eine Diskussion vermeiden wollte, als ich dir vor zehn Jahren den Abschiedsbrief geschrieben habe? Begreifst du nicht, dass alles viel schwerer geworden wäre, wenn wir zusammengeblieben wären?“
„Und darum hast du den einfachsten Ausweg gewählt? Nicht mutig sein, kein Risiko eingehen, ist es das, was du willst?“ Er schüttelte den Kopf. Eigentlich wusste er, was er sagen musste, was er sagen wollte . Leigh sollte nicht fortgehen, sie sollte ihn nicht verlassen – und sie würde es trotzdem tun. „Du hast schon einmal dafür gesorgt, dass wir uns trennen, und du wirst auch jetzt wieder dafür sorgen. Dann sollten wir vielleicht beide sofort den einfachsten Ausweg wählen und auf der Stelle Schluss machen.“
Bevor Leigh sich abwandte, sah er Tränen in ihren Augen. Sie verließ den Stall, und Adam folgte ihr nicht. Wozu auch? Sie hatte sich schon vor zehn Jahren entschieden.
Er holte aus dem Zeugraum ein Handtuch, um Thunder abzutrocknen, und achtete nicht auf den Schmerz, der ihn fast umbrachte.
14. KAPITEL
Am Montagmorgen um sieben Uhr klingelte das Telefon. Leigh zog sich gerade an und suchte in ihrem Koffer auf dem Sofa nach etwas, das nicht gebügelt werden musste. Da ihre Mutter gerade duschte, lief sie selbst zum Telefon in der Küche.
Sie hatte die ganze Nacht so gut wie nicht geschlafen – Adam fehlte ihr auf eine Weise, die sie nie für möglich gehalten hätte. Erst der Vorfall mit Thunder und dann die Aussprache im Stall … Leigh hatte in der Nacht keine Ruhe gefunden.
Während sie zum Telefon griff, versuchte sie, ihre Müdigkeit abzuschütteln. Hoffentlich war das Adam. Hoffentlich rief er an, um ihr zu sagen, dass sie ihm fehle. Sie durften sich nicht trennen, Studium hin oder her! Es musste doch möglich sein, eine Fernbeziehung zu führen. Adam hatte so viel Geld, er konnte sicher jedes Wochenende nach Cleveland fliegen. Oder Leigh den Flug nach Portland zahlen. Unter Umständen wurde das alles nicht so schwer, wie sie sich das vorgestellt hatte.
Klopfenden Herzens nahm Leigh das Telefon ab. „Hallo?“
„Miss Peters? Hier Jared Cambry.“
„Hallo, Mr. Cambry“, erwiderte sie und konnte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen.
„Jetzt bin ich aber froh, dass ich Sie erreiche. Die Nummer, die Sie mir aufschrieben, existiert gar nicht mehr. Die Auskunft hat mir schließlich die Nummer Ihrer Mutter gegeben.“
„Tut mir leid, dass ich Sie nicht informiert habe. In unserem Wohnhaus hat es gebrannt, wir mussten ausziehen, und ich war … ich war eine Weile woanders. Mein Handy wurde durch das Feuer zerstört, und ich habe
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