Julia Collection Band 28
Bemerkung entlockt. Heute Morgen hatte ihm ein Ausritt auf Thunder nicht geholfen, bessere Laune zu bekommen. Außerdem dachte er ständig an Mark, der in der sterilen Umgebung des Krankenhauses isoliert war. Jetzt wollte er sich mit Arbeit ablenken – und zwar allein.
Der Wächter schob Adam das Register hin, in dem sich alle eintragen mussten, die das Gebäude betraten. Adam schrieb seinen Namen, Datum und Uhrzeit ein und sah, dass Dylan und Darlene schon vor ihm gekommen waren. Na toll!
„Viel Betrieb“, stellte Adam fest.
„Kann man wohl sagen. Mr. Montgomery und Miss Allen haben gesagt, dass sie liegen gebliebene Korrespondenz aufarbeiten müssen.“
Dylan war letzte Woche nach Chicago geflogen und hatte hinterher zahlreiche Besprechungen gehabt. Offenbar hatte er heute Darlene zu Hilfe gerufen.
Korrespondenz aufarbeiten? Während der Fahrt zum vierzehnten Stock fiel Adam ein, dass er und Dylan nicht mehr über das Problem der Langsamkeit von Darlene gesprochen hatten. Andererseits wusste Adam ja auch keinen Rat. Was soll’s? Dylans Klage, Darlene arbeite zu langsam, lag schon drei Wochen zurück. Vielleicht hatte das Problem sich ja bereits gelöst? Vielleicht hatte Dylan ja den Mut gefunden, offen mit der Sekretärin zu sprechen.
Offenheit war nicht immer der beste Weg. Er, Adam, hatte ja gesehen, was dabei herausgekommen war, als er und Leigh sich zu ihren Gefühlen bekannten. Letzte Nacht hatte er sich in seinem Bett mehr als einsam gefühlt und sich gewünscht, die Vergangenheit wäre nicht zusammen mit seinem Verlangen nach Leigh auferstanden.
Im vierzehnten Stock war er nicht überrascht, dass Darlene nicht am Empfang saß. Bestimmt war sie in Dylans Büro. Es war besser, er sah gleich kurz nach den beiden und wurde später nicht mehr gestört.
Auf dem Weg zu Dylans Büro hörte er Darlene lachen und seinen Freund sprechen. Als Adam jedoch die Tür öffnete, erstarrte er. Dylan arbeitete nicht, sondern saß in seinem Sessel und hielt Darlene auf dem Schoß. Ihr Haar war zerzaust, der Lippenstift verschmiert, die Knöpfe an der Bluse standen offen. Die beiden zuckten bei seinem Anblick wie schuldbewusste Jugendliche zusammen.
Adam hätte sich zurückziehen können, aber irgendwas hielt ihn davon ab.
„Störe ich?“, fragte er lässig.
Darlene wollte aufstehen, aber Dylan hielt sie fest. „Bleib hier“, verlangte er und hielt ihre Bluse geschlossen. „Adam, wenn du uns eine Minute geben würdest.“
„Ich glaube, ihr braucht mehr als nur eine Minute für das, womit ihr beschäftigt wart. Das hoffe ich zumindest.“
Dylan wurde rot. „Es ist nicht so, wie du denkst.“
Darlene stand nun doch auf, schloss die Knöpfe an ihrem Baumwollrock und strich sich durchs Haar. „Mr. Bartlett, es … es tut mir leid, dass Sie mich in dieser … unprofessionellen Situation ertappt haben. Ich arbeite gern für Sie, und wenn Sie mich behalten, verspreche ich, dass es nicht wieder vorkommen wird.“
Dylan sprang auf. „Was soll das heißen? Wir sind zusammen! Natürlich wird es wieder vorkommen!“
Adam hatte seinen Freund noch nie so aufgeregt erlebt. „Darlene, heute ist Sonntag. Sie sollten an Ihrem freien Tag nicht im Büro sein. Ich werde Sie natürlich nicht entlassen – aber Sie könnten mich kurz mit Dylan allein lassen.“
„Ich bin an meinem Schreibtisch“, murmelte sie und ging zur Tür.
„Darlene!“, rief Dylan ihr nach.
„Ich bin an meinem Schreibtisch“, wiederholte sie.
Sekundenlang herrschte zwischen den Freunden angespanntes Schweigen, bis Adam sagte: „Hältst du das für klug?“
„Führ dich nicht wie ein großer Bruder auf“, wehrte Dylan ab. „Und komm mir nicht so klug daher, wenn deine Highschoolfreundin bei dir auf der Ranch wohnt und du weißt, dass sie in zwei Monaten wieder von der Bildfläche verschwinden wird.“
Für einen stets ruhig und gelassen reagierenden Mann ging Dylan ganz schön in die Offensive. Adam gedachte jedoch keineswegs, den Köder zu schlucken. „Darlene ist eine nette Frau, Dylan, und ich möchte nicht, dass sie verletzt wird. Vermutlich wird sie nicht bei uns bleiben wollen, falls du doch entscheidest, dass Natalie besser zu dir passt.“
„Natalie ist Vergangenheit. Wir beide haben nie wirklich zueinander gepasst.“
„Du und Darlene schon?“
„Ja, selbst wenn es nicht danach aussehen sollte. Wir haben mehr gemeinsam, als du denkst.“
Adam sah ihn nur fragend an.
Dylan winkte ab. „Was ich damit meine … ach, sie
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