Julia Collection Band 28
war eben das Leben.
Sie war klug genug, um zu wissen, dass nicht jede kurze Affäre ein glückliches Ende nahm. Wenigstens hatte sie diese eine Nacht, mit der sie zufrieden sein sollte. Und sie hatte noch immer ihre Arbeit. Außerdem war ihr erster Liebhaber ein Mann, den sie liebte. Das war mehr, als viele ihrer Freundinnen von sich sagen konnten.
Entschlossen holte sie tief Atem und fühlte sich schon etwas stärker. „Schon gut, alles bestens“, behauptete sie. „Arbeite weiter, und wir sehen dich eben irgendwann.“ Danach legte sie auf, bevor er noch etwas sagen konnte.
Sam steckte fluchend das Handy weg. Er hatte Erin verletzt. Das hatte er am Klang ihrer Stimme erkannt, und es tat ihm leid, doch ihm blieb keine andere Wahl.
Er durfte Erin nicht an sich binden und in sein leeres Leben zerren. Er durfte nicht noch mehr Kinder in die Welt setzen und bei ihnen ähnliche Fehler begehen wie bei Jessica. Erin träumte von einem liebevollen Ehemann und Vater. Das könnte er nie sein, und deshalb musste er sie freigeben. Schlimm war nur, dass er diese wunderbare Frau einfach nicht aus seinem Kopf bekam. Von anderen Körperregionen ganz zu schweigen.
„Hi, Mom“, sagte Erin am Telefon.
„Erin!“, rief Sarah O’Grady erfreut, merkte jedoch sofort mit ihrem treffsicheren mütterlichen Instinkt, in welcher Stimmung ihre Tochter war. „Was ist denn passiert?“
Erin fürchtete das Gespräch, doch sie musste mit jemandem reden. „Versprichst du mir, dass du Dad und den Schrecklichen Fünf nichts verrätst? Und hörst du mir zu, ohne mich gleich zu verurteilen?“
Ihre Mutter seufzte. „Du hast dich in deinen Boss verliebt.“
Erin war einen Moment sprachlos. „Woher weißt du das? Ich habe doch nur ‚Hi, Mom‘ gesagt.“
„Schatz, bevor ich Mutter wurde, war ich auch eine junge Frau, und ich bin nicht dumm.“
Erin seufzte und wischte einige Tränen von der Wange. „Ich habe alles verpatzt.“
„Komm schon, erzähl es mir“, forderte ihre Mutter sie auf.
Erin schilderte alles und erwähnte sogar die gemeinsame Nacht mit Sam. Sie verschwieg jedoch die Geschichte mit seinen Geschwistern, weil sie ihm versprochen hatte, dieses Geheimnis für sich zu bewahren.
„Ach, du liebe Güte.“ Ihre Mutter seufzte. „Es tut mir schrecklich leid, dass es so gelaufen ist. Wie ich das sehe, musst du dich damit abfinden. Eine andere Möglichkeit fällt mir nicht ein. Andererseits hast du wenigstens noch eine Arbeit, die du magst. Und denk an Jessica, die Kleine braucht dich wirklich.“
„Das weiß ich“, erwiderte Erin seufzend. „Ach, das alles ist meine Schuld. Und es tut so schrecklich weh, Mom. Ich habe mir Liebe immer glücklich vorgestellt, nicht schmerzvoll.“
„Tja, Liebe ist so oder so etwas Besonders. Auch wenn sie nicht erwidert wird. Wenn du Sam wirklich liebst, bleibt dir nichts anderes übrig, als ihn loszulassen.“
„Wie kann ich das?“, klagte Erin.
„Du musst! Kümmere dich um seine Tochter, aber verzichte auf alles andere. Das ist wahre Liebe, mein Mädchen“, erklärte ihre Mutter weise.
„Wieso kann es bitte nicht einfacher sein?“
Sarah O’Grady lachte leise. „Nichts ist einfach, das wirklich wertvoll ist. Eines Tages wirst du den perfekten Mann für dich finden. Du bist noch jung und brauchst dich nicht zu beeilen.“
Erin wollte es sich nicht eingestehen, aber ihre Mutter hatte völlig recht. Sie hatte tatsächlich Zeit, und sie schuldete es Sam, Jessica zu helfen und sie glücklich zu machen.
Und wenn Jessica die Trauer um ihre Mutter hinter sich gelassen hatte und zu einem fröhlichen kleinen Mädchen geworden war, würde Erin Sam und seine Tochter verlassen müssen. Deshalb traf sie eine Entscheidung. Wenn sie ihn schon nicht haben und nicht für immer bei ihm und Jessica bleiben konnte, wollte sie ihm wenigstens ein Geschenk zurücklassen.
Seine Geschwister. Sie war fest entschlossen, Sam zu einem Treffen mit Lissa und Adam zu überreden. Wenn es dann wie erwartet lief, würde er sich wenigstens gern an Erin erinnern. Und auf diese Weise blieb sie ein Teil seiner Welt.
Warum war das Leben manchmal nur so schrecklich schwer?
Am Ende der Woche war Sam es leid, Erin ständig auszuweichen. Er hielt es kaum noch aus. Sie wirkte gelassen und heiter, kümmerte sich perfekt um Jessica und war ihm gegenüber die Höflichkeit in Person.
Er dagegen war alles andere als gelassen und heiter, sondern nervös und gereizt. Niemand durfte ihm in die Quere kommen. Auf der
Weitere Kostenlose Bücher