Julia Collection Band 28
verlassen hatte, und trat mit dem Teller ins Wohnzimmer.
Durch das Erkerfenster beobachtete sie einen gezackten Blitz, der über den Himmel zuckte. Es zog tatsächlich ein Gewitter auf. Seufzend stellte sie den Teller auf einen Tisch und griff nach der Jacke, die neben der Tür hing.
Obwohl der Donner bereits zu hören war, verzichtete sie auf einen Schirm und ging mit dem Kuchen zum Gästehaus. Schließlich würde sie sich nicht lange aufhalten und wieder im Haus sein, bevor es zu regnen begann.
Sie überquerte die Brücke. Gern wäre sie dem bevorstehenden Gespräch ausgewichen, doch Jared hatte recht. Sullivan musste Bescheid wissen. Es hatte keinen Sinn, das Unvermeidliche hinauszuschieben.
Der Wind zerrte an ihrem Haar, die Luft roch nach Regen. Es lockte Lissa, umzukehren und ins Haus zu gehen, sich ein Buch zu nehmen und in ihrem Zimmer einzuigeln. Doch sie setzte den Weg fort und stellte sich der Realität.
Auf den Stufen zur Veranda blieb sie stehen, nahm ihren ganzen Mut zusammen, tat die letzten Schritte und klopfte.
Sullivan trug nur eine graue Trainingshose, als er die Tür öffnete. Er sagte nichts, und er lächelte auch nicht. Wieder erinnerte er sie an einen schottischen Highlander, diesmal an einen, den sie unvorbereitet und schutzlos überrascht hatte.
Sie rang sich ein Lächeln ab. „Mom hat mich gebeten, dir ein Stück Kuchen zu bringen.“
„Danke.“ Er griff nach dem Teller. „Bei dem Wetter hättest du nicht herkommen müssen.“
„Ich weiß, aber wir müssen über etwas reden.“
„Du hast recht.“ Er ließ sie eintreten und schloss die Tür. „Möchtest du ein Glas Wein?“
Schon wollte sie zustimmen, doch Wein wäre für das Kind nicht gut gewesen. „Nein, danke.“
„Setz dich.“ Er deutete zum Sofa und stellte den Teller auf die Küchentheke.
Sie wählte den Sessel und überließ ihm das Sofa.
Ein Feuer brannte im Kamin und verbreitete Wärme. Lissa dachte daran, wie sie sich vor diesem Kamin geliebt hatten. Wahrscheinlich würde sie sich jedes Mal daran erinnern, wenn sie das Gästehaus betrat. Das Wunder der ersten Liebe, der Schmerz eines gebrochenen Herzens …
„Wir haben heute nichts richtig beendet“, meinte er, „aber das sollten wir.“
Er hatte recht, doch wie beendete man eine Liebesbeziehung?
„Wir beide wissen, dass es aus ist“, sagte Lissa. „Für mich allerdings nicht … nicht ganz.“
„Ich habe dir keine Versprechungen gemacht, Lissa. Du weißt, dass meine Arbeit viele Reisen erfordert“, entgegnete er. „Ein solches Leben ist Gift für eine feste Beziehung.“
„Ich will nichts dergleichen von dir, keine Sorge. Dennoch muss ich dir etwas sagen.“
Sullivan hielt den Atem an. Sie beteuerte jetzt doch nicht, dass sie ihn liebte und sich eine Bindung wünschte? Wäre er jemals wieder das Risiko eingegangen, eine Frau zu lieben und ihr zu vertrauen, hätte er das bei Lissa gewagt. Doch letztlich war er dazu gar nicht fähig und würde es wahrscheinlich auch nie sein. Zu viel sprach dagegen, dass es klappen konnte. „Was hast du mir zu sagen?“
„Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber … ich bin … schwanger.“
Das ganze Haus erbebte unter einem heftigen Donner.
„Du bist – was?“
„Schwanger. Meine Tage sind überfällig. Darum habe ich einen Test gemacht.“
„Das muss ein Irrtum sein.“ Er stand hastig auf.
„Ich habe dem Ergebnis auch nicht vertraut“, erwiderte sie. „Darum habe ich heute einen Test bei meinem Arzt durchführen lassen. Es gibt keinen Zweifel. Ich bin schwanger.“ Sie atmete tief durch. „Ich verlange und erwarte nichts von dir. Ich hielt es nur für fair, es dir zu sagen.“
Fair? Verdammt, am liebsten hätte er es nicht erfahren, doch sie hatte recht. Er wollte nicht, dass ein Kind von ihm existierte, von dem er nichts wusste. „Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll“, gestand er.
„Du brauchst gar nichts zu sagen. Ich werde das Kind bekommen und es allein großziehen.“ Sie strich das Haar über die Schulter zurück und verkrampfte die Hände ineinander. „Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Ich meine, wir haben doch aufgepasst und auf Schutz geachtet.“
„Ich hätte mich nicht auf dieses erste Kondom verlassen sollen. Wahrscheinlich war das Verfallsdatum schon abgelaufen. Gott, ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte.“
„Wie gesagt, Sullivan, ich erwarte nichts von dir.“
Das war gut, denn er hatte eine riesige Angst vor der Ehe. Und
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