Julia Collection Band 28
gemütlichen Kaminfeuer liegen würde. Nein, kein anderer Mann sollte in Lissas Leben treten! Doch wie konnte er das verhindern, ohne sie selbst zu heiraten?
Lissa heiraten? Was war denn das für eine verrückte Idee?
Sie verlangte nichts von ihm und wollte ihn nicht binden. Wieso ergriff er da nicht schleunigst die Flucht?
Weil es ihm in Valencia Vineyards gefiel. Es war schön, abends am großen Esstisch mit Lissa und ihren Eltern zu sitzen und Lissa anzusehen, dass sie an die leidenschaftlichen Küsse und ihre gemeinsamen Stunden dachte.
Als sie sich das letzte Mal liebten, hatte er für einen Moment sein Herz geöffnet und zugelassen, dass Lissa sich darin einnistete. Er hatte sich für eine Katastrophe und für Lüge und Betrug geöffnet. Er hatte sich – zumindest ein wenig – in eine Frau verliebt, die gerade dabei war, die Flügel auszubreiten und fliegen zu lernen.
Doch Lissa war ganz anders als die Frauen, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Das war ihm von Anfang an klar gewesen. Sie war eine Frau, die zu ihrem Wort stand und eine Bindung ernst nahm. Er ging im Wohnzimmer auf und ab und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
Was erwartete er vom Leben? Früher hatte er sich das Zuhause gewünscht, das er als Kind nicht gehabt hatte. Mit seiner ersten Frau hatte er eine Traumfamilie gründen wollen. Nur leider war Kristin keine Traumfrau gewesen.
Und Lissa? Konnte er mit ihr seinen Traum verwirklichen?
Er blickte aus dem Fenster und betrachtete die Bäume, die sich im Sturm bogen – stark, beständig und doch nachgiebig.
Lissa wollte das Kind alleine großziehen, aber sie würde ihm bestimmt erlauben, am Leben des Kindes teilzunehmen. Liebte sie ihn? Sie hatte nicht über Gefühle gesprochen, doch wenn er ehrlich war, hatte er schon gespürt, dass sie tief empfand.
Hatte sie ihm ihr Herz geöffnet, wenn auch nur ein wenig?
Das letzte Beisammensein war anders gewesen. Lissa hatte ihn anders gestreichelt und geküsst, und es war zu einer Intimität zwischen ihnen gekommen, die er nie zuvor erlebt hatte.
Liebe?
Wieso sonst fühlte er sich hohl und leer, wenn er daran dachte, Lissa und das Weingut zu verlassen? Es schmerzte ihn, sich vorzustellen, Lissa nie wieder in den Armen zu halten. Und zu lieben.
Ja, Himmel ja, er liebte sie.
Es gab keine andere Erklärung für seine aufgewühlten Empfindungen. Und als er sich das endlich eingestand, fühlte er sich unglaublich erleichtert. Was jetzt? Sollte er zum Haus hinüberrennen, an die Tür hämmern, Lissa sein Herz zu Füßen legen und hoffen, sie würde nicht darauf herumtrampeln?
Er sah auf die Uhr. Mitternacht. Viel zu spät, um mit ihr zu reden. Aber nein, er konnte nicht länger warten.
Hastig zog er T-Shirt und Hose an, griff nach einer Jacke und schlüpfte mit bloßen Füßen in die Schuhe.
Es war verrückt, doch er stürmte durch den Regen zum Haus und klopfte und klingelte. Nach einer halben Ewigkeit öffnete endlich Ken. Er wirkte verschlafen, trug einen Bademantel und runzelte die Stirn, als er Sullivan vor sich sah.
„Ist etwas passiert?“, fragte Ken.
„Ich muss mit Lissa sprechen.“
Ken warf einen Blick auf die Standuhr in der Diele. „Ist es dafür nicht ein wenig spät, mein Junge? Hat das nicht bis morgen Zeit?“
„Ken!“, rief Donna von oben herunter. „Geh wieder ins Bett. Ich hole Lissa.“
Bevor Donna ihren Vorsatz ausführen konnte, öffnete Lissa ihre Tür und blickte heraus.
„Sullivan will mit dir reden, Schatz.“ Donna drückte ihre Tochter an sich. „Lass die beiden allein, Ken!“, rief sie ihrem Mann zu. „Komm wieder herauf!“
Ken schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn, während er die Treppe hinaufging und dabei Lissa begegnete.
Lissa sah auf die Standuhr. Mitternacht. Sie hatte keine Ahnung, wieso Sullivan nicht bis zum Morgen warten wollte. Er hatte klar ausgedrückt, dass es aus war. Was wollte er hier? Gott, er war nass und vollkommen zerzaust.
„Ich muss mit dir reden“, sagte er, sobald sie das Erdgeschoss erreichte. „Das, was ich dir zu sagen habe, kann nicht warten.“
Sie nickte. „Möchtest du dich setzen?“, fragte sie und deutete zum Sofa.
„Ja. Nein.“ Er blickte auf die nasse Hose hinunter, zog die schlammigen Schuhe aus und stellte sie auf die Matte neben der Tür. „Deine Mutter würde mich erschießen, wenn ich das Wohnzimmer unter Wasser setze. Ich bleibe besser hier auf dem Holzfußboden stehen.“
„Warte.“ Sie eilte zum Schrank und holte eine
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