Julia Collection Band 28
meine Eltern enttäuscht habe“, erklärte er. „Und durch die Ermahnungen, die ich mir hinterher anhören musste, aber auch durch die Umarmungen und Tränen. Das alles gehört zum Leben.“
„Da wir gerade vom Leben sprechen“, erwiderte sie. „Ich habe dich gern in meinem Leben.“ Noch war sie nicht bereit, ihm zu sagen, dass sie ihn liebte, doch der Tag würde kommen.
„Das freut mich, Lissa. Nur aus Interesse – was sagt denn der Vater des Kindes?“
„Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen“, gestand sie. „Und ich weiß noch nicht, ob ich es machen werde.“
„Das bist du ihm schuldig.“
„Es war nur eine flüchtige Affäre.“ Lissa schloss die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Ihr bedeutete die Beziehung zu Sullivan schließlich viel mehr als nur eine Affäre.
„Ich habe damals nicht gern gehört, dass Olivia ein Kind erwartet“, sagte Jared. „Wir hatten nur eine gemeinsame Nacht. Trotzdem hätte ich nicht gewollt, dass sie es mir verheimlicht. Es war richtig von ihr, mir von der Schwangerschaft zu erzählen.“
„Danke, Jared.“ Lissa wickelte die Telefonschnur um den Finger. „Für mich war es übrigens viel mehr als ein One-Night-Stand. Ich habe mich verliebt, doch er empfindet nicht wie ich.“
„Tut mir leid, dass du leiden musst.“
„Mir auch, aber dadurch wird man klüger, nicht wahr? Indem man die Eltern und sich selbst enttäuscht.“
„Und indem man die Verantwortung für seine Fehler übernimmt und versucht, sie in Zukunft zu vermeiden.“
Er hatte recht, und sie war froh, ihn angerufen zu haben. „Ich werde es Mom und Dad sagen und auch dem Vater des Kindes.“
„Ich bin auf deiner Seite, Lissa, wie viel dir das auch immer bedeuten mag.“
„Es bedeutet mir sehr viel, Jared.“
Nachdem sie aufgelegt hatte, seufzte sie tief. Was war sie nur für eine Närrin! Da hatte sie nur eine lose Beziehung eingehen wollen und sich rettungslos in einen Mann verliebt, der sich nicht binden und der sicher schon gar nicht Vater werden wollte. Dafür konnte jedoch das Kind nichts.
Natürlich musste sie es ihren Eltern und letztlich auch Sullivan sagen. In Kürze würde er abreisen und sie für immer verlassen. Doch etwas würde ihr bleiben von ihm. Ein wunderbares kleines Wesen, das sie schon jetzt mit Haut und Haar liebte.
„Du warst heute Abend sehr still“, sagte Donna, während sie mit Lissa das Geschirr spülte.
„Mir geht viel durch den Kopf.“ Lissa griff nach einem gespülten Teller und trocknete ihn ab. „Wenn das Etikett für die Flaschen fertig ist und die ersten Touristen eintreffen, bin ich bestimmt wieder voll auf den Beinen.“
Ihre Mutter gab sich damit zufrieden, worüber Lissa erleichtert war, weil ihr jetzt nicht nach Reden zumute war.
„Hoffentlich erlauben die Ärzte, dass Onkel Pete bei uns lebt“, sagte Donna.
„Ja, das hoffe ich auch.“ Lissas Dad verbrachte viel Zeit im Pflegeheim, um seinem Onkel die Umstellung zu erleichtern. Schließlich hatte er nach fünfzig Jahren sein altes Zuhause aufgeben müssen. „Wäre es schon so weit, hätten sie sich heute Abend das Basketballspiel hier ansehen können.“
Ihre Mom seufzte. „Ich weiß. Ich mag es gar nicht, dass dein Vater heute Abend unterwegs ist, obwohl ein Unwetter aufzieht.“
„Daddy ist ein ausgezeichneter Fahrer“, versicherte Lissa. „Ihm passiert schon nichts.“
„Trotzdem mache ich mir Sorgen.“
Sie arbeiteten weiter und brachten die Küche in kürzester Zeit in Ordnung.
„Ich habe noch etwas Schokoladenkuchen“, sagte Donna. „Möchtest du Sullivan ein Stück bringen?“
Das würde Lissa einen Grund verschaffen, zum Gästehaus zu gehen und mit Sullivan zu sprechen. Da er morgen Vormittag abreisen wollte, war dies wahrscheinlich die letzte Gelegenheit für ein Gespräch unter vier Augen. Gut, dann eben Augen zu und durch!
„Ja, ich bringe ihm ein Stück.“ Sie faltete das Geschirrtuch zusammen und legte es auf die saubere Arbeitsplatte.
„Er wird mir fehlen“, meinte Donna. „Es war irgendwie nett, ihn bei uns zu haben.“
O ja! Auch Lissa würde er fehlen, und wie.
Donna reichte ihr einen Teller mit einem Kuchenstück. „Dein Vater kommt frühestens in einer Stunde zurück. Ich gehe so lange nach oben und lese. Vergiss Jacke und Schirm nicht. Das Unwetter wird bald losbrechen.“
Lissa nickte.
„Dann bis morgen, Lis“, sagte ihre Mutter und gab ihr einen Wangenkuss.
„Gute Nacht, Mom.“ Lissa wartete, bis ihre Mutter die Küche
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