Julia Collection Band 28
nahm Adam an, dass sie jemanden zum Reden brauchte.
„Hey, Adam, ich werde bald sechzehn! Mom und Dad geben für mich eine Party, aber irgendwie kommt mir das nicht richtig vor, wo Mark doch so krank ist.“
„Den sechzehnten Geburtstag muss man feiern. Deine Eltern sind bestimmt stolz auf dich und wollen das auch zeigen.“
„Vielleicht. Wenn Dad heute heimkommt, möchte Mom mit mir was zum Anziehen kaufen. Dabei weicht sie kaum von Marks Seite, und ich will eigentlich nicht, dass sie das Haus verlässt. Wenn was passiert …“
„Dafür hat der Mensch das Handy erfunden“, warf Adam lächelnd ein. „Deine Mom hat bestimmt eines.“
„Klar.“ Shawna lächelte zurück. „Ich wünsche mir auch eines zum Geburtstag.“ Sie ließ den Blick über Adam wandern. „Wir beide sind miteinander verwandt“, stellte sie fest, als wäre ihr das erst jetzt klar geworden.
„Ja, ich bin dein Halbbruder.“
„Irgendwie hört sich das albern an – Halbbruder. Hey, entweder ist man verwandt oder nicht. Na ja, ist doch so. Keine halben Sachen“, meinte sie, als Adam lächelte. „Als Dad uns die Geschichte von damals erzählt hat, war ich total von ihm enttäuscht. Würde ein Junge abhauen, von dem ich ein Kind kriege, würde Dad ihn umbringen. Bist du eigentlich sauer auf ihn?“
„Bisher hatte ich noch keine Zeit, um darüber nachzudenken“, gestand Adam. „Dir wird es auch nicht anders ergangen sein, oder?“
„Das war schon ein Hammer, und Mom hat man angesehen, dass es sie getroffen hat. Andererseits waren wir natürlich froh, weil nun doch noch Hoffnung für Mark besteht. Du weißt, was ich meine?“
„Ganz genau sogar.“
„Das Warten ist schlimm“, sagte Shawna seufzend. „Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Also, ich gehe jetzt zu Mark, auch wenn er schläft.“ Sie hatte schon einige Schritte getan, als sie sich noch einmal umdrehte. „Kannst du zu meiner Geburtstagsparty kommen? Am Samstag in zwei Wochen. Um sieben.“
„Frage lieber erst deine Eltern, ob es ihnen überhaupt recht ist“, riet Adam, denn er wollte sich nicht in die Familie drängen. „Wenn sie einverstanden sind, schickst du mir einfach eine E-Mail, und ich komme!“
„Mache ich“, versicherte sie und verschwand in Marks Zimmer.
Adam ging nach unten. Danielle sprach noch immer im Garten mit der Nachbarin. Adam winkte ihr auf dem Weg zu seinem Wagen zu und rief: „Bis bald.“
Als Leigh an diesem Abend die Wohnungstür öffnete, musste Adam erst einmal tief Luft holen. So schön war sie noch nie gewesen. Das blonde Haar hatte sie locker auf dem Kopf festgesteckt. Das trägerlose rosa Cocktailkleid hatte eine paillettenbesetzte Corsage und einen kurzen Rock und betonte sämtliche Rundungen. Nur noch die großen blauen Augen erinnerten an das Mädchen von früher.
„Kann ich so gehen?“, fragte sie befangen. „Ich war mir nicht sicher, was ich anziehen soll. Darum habe ich heute Vormittag das Kleid gekauft.“
„Das wäre nicht nötig gewesen.“
„Ich gehe nur selten auf Cocktailpartys.“
Den Abschlussball der Highschool hatte sie ausfallen lassen müssen, weil ihre Mutter kein Geld für ein Kleid für sie hatte. Stattdessen hatten sie auf ihre Weise gefeiert: Sie waren in einem Fast-Food-Restaurant und anschließend ins Kino gegangen.
„Was ist?“, fragte er, als sie lächelte.
„Du fühlst dich offenbar in dem Smoking so wohl, als wärst du darin geboren worden.“
„An solchen Abenden betrachte ich ihn als notwendiges Übel. Ich werde froh sein, wenn ich die Fliege abnehmen kann.“
Leigh machte eine einladende Handbewegung. „Möchtest du hereinkommen?“
„Ich will deine Mom nicht stören.“
„Sie ist mit einer Freundin zum Shopping gefahren und noch nicht zurück.“
Da Leigh unbeschreiblich verlockend aussah, war es besser, wenn er nicht mit ihr allein war. „Wir sollten lieber aufbrechen, sonst ruft Dylan bestimmt auf meinem Handy an.“
Leigh klopfte gegen ihre Handtasche. „Ich habe meines dabei für den Fall, dass das Laborergebnis eintrifft. Es ist dafür zwar noch ziemlich früh, aber möglich wäre es.“
„Ich war heute bei Mark. Es ging ihm nicht besonders gut.“
„Das tut mir leid“, versicherte sie und überlegte einen Moment. „Morgen gehe ich mit einigen Kindern, die eine Krebsbehandlung hinter sich haben, in den Zoo. Willst du uns begleiten? Es könnte dir helfen, mit den Eltern zu sprechen und zu sehen, wie gut es den Kindern jetzt geht. Außerdem kannst du
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