Julia Collection Band 28
bei der Gelegenheit Eindrücke sammeln und bist nicht nur auf Mariettas Schilderungen angewiesen. Mir hilft es jedenfalls immer wieder zu sehen, wie diese Kinder kämpfen und letztlich überleben. Wir treffen uns um zwei Uhr am Eingang des Zoos.“
„Die Idee ist nicht schlecht. Übrigens habe ich heute Shawna kennengelernt. Sie hat einen guten Eindruck auf mich gemacht, und sie sorgt sich sehr um ihren Bruder.“
„Ich könnte Shawna und Chad morgen anrufen und fragen, ob sie auch mitkommen wollen.“
„Mach es doch jetzt gleich.“
„Ich dachte, wir müssen zur Party?“
„Das ist wichtiger. Falls Dylan anruft, sage ich ihm, wir seien schon unterwegs.“
In der Wohnung fiel Adam sofort auf, dass es verbrannt roch, doch das kam nicht aus der Küche.
Leigh erledigte den Anruf und wandte sich dann lächelnd an ihn. „Ich habe mit Shawna gesprochen. Sie kommt gern mit, nur Chad hat schon etwas vor. Ihr Vater bringt sie hin, und ich fahre sie hinterher heim.“ Sie ging ans Fenster. „Ich lüfte, während wir weg sind. Unser Nachbar Mr. Benson vergisst oft beim Fernsehen das Abendessen auf dem Herd. Mom hat gesagt, heute habe er Bohnen anbrennen lassen.“
Leighs Cape hing über einem Sessel und war sicher nicht warm genug für einen kühlen und feuchten Abend wie heute. Adam wusste jedoch, dass Frauen in erster Linie Wert auf gutes Aussehen legten. Auch wenn sie dabei froren.
„Der Vermieter hat die Fenster vor einigen Wochen streichen lassen“, erklärte sie, als das Fenster klemmte.
Adam trat hinter sie. „Ich helfe dir.“
Ihre nackten Schultern rührten ihn an. Und sie verführten ihn. Leigh trug eine einreihige Perlenkette und kleine Perlen an den Ohren. Wie gern hätte er ihre Haut berührt. Erneut dachte er an den Kuss. Nein! Solche Gedanken führten zu nichts.
Energisch schlug er mit der Faust gegen den Fensterrahmen und öffnete das Fenster einen Spalt. „Genügt das?“
„Ja“, erwiderte sie leise und sah ihn dabei an. „Es könnte zu regnen beginnen.“
„Kommt deine Mutter bald heim?“
„Bestimmt.“
Die harmlose Unterhaltung täuschte nicht über die Spannung hinweg, die zwischen ihnen knisterte. Adam wich ein Stück zurück und deutete zur Tür. „Wir sollten gehen. Es ist kühl“, warnte er, als Leigh nach dem Umhang griff und ihn über den Arm legte.
Als sie die schwarze Samtstola entfaltete, griff Adam danach. Es war die reinste Qual, doch er konnte nicht widerstehen. Dafür duftete Leigh zu verlockend. Seine Finger strichen über ihr Haar, und während er den Umhang um ihre Schultern legte, sehnte er sich danach, sie in die Arme zu nehmen und so lange zu küssen, bis sie ihn ins Schlafzimmer führte.
Doch Leigh ging zur Tür, und Adam folgte ihr. Heute Abend drehte es sich ausschließlich um Geschäfte, und Leigh war nur bei ihm, damit er den Abend leichter überstand.
Zwanzig Minuten später vibrierte Leigh noch immer innerlich, als Adam mit ihr Dylans Wohnung betrat. Es war ein Penthouse mit Fenstern rundum, viel Chrom und Rauchglas und einer Bar im Wohnraum. Die Kellner im Frack, die Champagnergläser und die Partyhäppchen beeindruckten Leigh jedoch nicht sonderlich. Das Gleiche galt für die Ölgemälde an den Wänden. Dafür stand sie noch zu stark unter Adams Bann.
Während der kurzen Zeit in ihrer Wohnung waren zwischen ihnen förmlich die Funken geflogen, und als Adam ihr mit dem Umhang half und ihren Nacken berührte …
Sie musste ständig daran denken. Adam hingegen wirkte völlig kühl und beherrscht. Was erwartete sie? Schließlich hatte sie damals seine Gefühle verletzt, als sie ihn verließ. Und spätestens im Juni würde es wieder so weit sein, wenn sie sich voll auf ihr Studium konzentrieren wollte. Es war richtig, dass er sich zurückhielt, und sie sollte seinem Beispiel folgen.
Morgen im Zoo würden sie nicht allein sein, und das waren sie auch heute Abend nicht. Frauen in eleganten Kleidern und Männer im Smoking unterhielten sich. Jeder schien jeden zu kennen.
Gleich in der Diele nahm ein Hausmädchen Leigh den Umhang ab. „Glaubst du, ich bekomme ihn hinterher wieder?“, fragte Leigh.
Adam lächelte. „Wenn du gehen willst, wird Patrice damit vor dir stehen. Dylan verlangt immer nach ihr, weil sie gut arbeitet.“
„Ach, er hat kein eigenes Hausmädchen?“
„Jedenfalls nicht Patrice. Mrs. Warren ist seine Haushälterin, macht sauber, wäscht und räumt auf. Und sie ist eine großartige Köchin.“
„Hättest du nicht auch
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