Julia Collection Band 28
und zog sie zu sich. Der Duft von Gras, Tannennadeln und feuchter Erde umgab Leigh, als sie die Augen schloss.
Es war kein sanfter Kuss, durch den sie sich langsam wieder kennenlernen sollten. Nein, Adam küsste sie herausfordernd und zeigte ihr damit sein Verlangen. Himmel, ja, dieser Mann war erwachsen geworden!
Leigh hatte schon völlig vergessen, wie erregend Küsse sein konnten – Adams Küsse, in denen sie sich verlor. Mit Lippen und Zunge verwöhnte, erforschte und genoss er sie, bis alles um sie herum verblasste und sie nur noch ihn wahrnahm. Seine Muskeln spannten sich an, und mit den starken Armen drückte er sie fester an sich. Ihre Brüste berührten seine Brust, seine Schenkel strichen über ihre Beine, und sie spürte, wie erregt er war.
Doch plötzlich schob er sie von sich und beendete den Kuss. Leigh erwartete, in seinem Blick Zärtlichkeit oder Leidenschaft zu erkennen, doch seine Augen waren keine Fenster der Seele. Sie waren sorgfältig abgeschottet und verrieten gar nichts.
„Um der alten Zeiten willen“, bemerkte er so lässig, als hätte ihn der Kuss nicht im Mindesten berührt.
Kein humorvoller Unterton in seiner Stimme, keine Spur von Wärme, nur eine gefühllose Feststellung! Leigh kam sich schrecklich albern vor.
„Warum hast du das getan?“, fragte sie.
„Um festzustellen, ob mich die Erinnerung getrogen hat.“
„Es war ein Experiment?“, entgegnete sie enttäuscht und wütend zugleich.
„Könnte man sagen. Du warst genauso neugierig wie ich, Leigh, sonst hättest du mich zurückgewiesen. Gib es doch zu!“
„Hast du deine Neugierde gestillt?“
„Allerdings.“
Damit war für ihn das Thema offenbar beendet. „Schön, freut mich. Dadurch werden deine Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Mann und Frau sicher beträchtlich erweitert.“
Adam ging jedoch nicht auf ihre Bemerkung ein und sah stattdessen auf die Uhr. „Wir sollten zurückgehen.“
Leigh wandte sich ab und überquerte die Straße, bis sie das Wasser erreichte. Sie wollte nicht darum herumgehen, aber sie ließ sich auch nicht von Adam tragen. Also blieb ihr nur eines übrig.
Sie zog die Schuhe aus, tat einen weiten Schritt, spürte kalten nassen Schlamm unter den Füßen, störte sich nicht daran, setzte ihren Weg fort und wischte sich am Gras die Füße ab. Mit einem Papiertaschentuch reinigte sie sich danach, so gut es ging, schlüpfte wieder in die Schuhe und störte sich nicht weiter an der feuchten Strumpfhose.
Adam holte sie ein, als sie zu seinem Wagen ging, und hielt sie am Arm fest. „Leigh!“
Sie blieb stehen und blickte zu ihm hoch. Bemühte er sich, nicht zu lächeln?
„Am Samstagabend geben Dylan und ich eine Cocktailparty, und er will, dass ich in Begleitung erscheine. Möchtest du mitkommen?“
Konnte man eine Einladung sachlicher formulieren? Leigh hätte ablehnen können – aber vielleicht hatte Adam bei dem Kuss ja doch etwas empfunden, und er versteckte es nur hinter einer harschen Geste.
„Wir könnten dann auch darüber sprechen, wie es Mark geht. Ich werde ihn die nächsten Tage vielleicht besuchen“, fügte er milder hinzu.
Leigh überlegte. Dr. Chambers hatte sie angewiesen, sich um Adam, Jared und dessen Familie zu kümmern. Also würde sie ihren Job machen. Sie würde den Kuss vergessen, sich hübsch anziehen und zur Party gehen.
„Einverstanden. Wann soll ich fertig sein?“
5. KAPITEL
Am Samstag wirkte Mark so schwach und blass, dass Adam den Besuch kurz hielt. Der Achtjährige schlief sogar schon, als Adam die Tür seines Zimmers schloss.
Von unten kam eine Jugendliche mit dunkelbraunem schulterlangem Haar herauf. Die Stirnfransen reichten fast bis zu den Augen. Sie trug eine Jeans mit etlichen gezielt angebrachten Rissen und ein hellgrünes T-Shirt unter einem Sweater. Als sie Adam entdeckte, blieb sie stehen.
„Du bist bestimmt Adam“, sagte sie und erinnerte ihn mit ihrem Lächeln an Danielle.
„Ja, und du musst Shawna sein.“ Adam reichte ihr die Hand, die sie ohne jede Scheu ergriff.
Shawna warf einen Blick zu Marks Tür. „Wie geht es ihm? Er hat noch geschlafen, als ich heute Morgen weggegangen bin.“
Von Danielle hatte Adam erfahren, dass Jared heute arbeitete. „Er ist müde.“
Shawna seufzte. „Ich würde so gern was für ihn tun. Ich hätte sofort Knochenmark für ihn gespendet.“
„Vielleicht kann ich das ja übernehmen“, erwiderte Adam.
„Das hoffe ich.“
Da Shawna es nicht eilig hatte, zu ihrem Bruder zu gehen,
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