Julia Collection Band 28
fragen.
„Möchtest du einen Spaziergang machen?“, fragte er nach einem Blick auf ihre schwarzen Halbschuhe.
„Ja. Diese Schuhe sind sehr bequem.“
„Ich achte schon darauf, dass du nicht in Schlamm versinkst“, erwiderte er lächelnd.
Zum ersten Mal seit dem Wiedersehen entdeckte sie in seinen Augen ein amüsiertes Funkeln, und wieder schlug ihr Herz schneller.
Sein Arm streifte sie kurz, als sie zur Koppel gingen. Der Weg war befestigt, doch Wasser floss einen Meter breit neben den Steinen.
„Wir könnten darum herumgehen, aber das wäre ein Umweg.“ Adam lächelte verwegen. „Oder …“ Er hob Leigh mühelos hoch und überquerte mit einem weiten Schritt den Bach.
„Was machst du da?“, rief sie und hielt sich an ihm fest.
„Das Wasser ist schlammig, und ich wollte nicht, dass du dir die Schuhe ruinierst.“
Sie hatte Adam die Arme um den Nacken geschlungen und fing den Duft seines Eau de Cologne auf. Der Bartschatten zeichnete sich bereits ab, und Leigh erinnerte sich daran, dass man bei ihm nach einem Schultag auch Bartstoppeln gesehen hatte. Es hatte vor zehn Jahren sexy gewirkt, und das tat es auch heute noch. Trotz ihrer hundertzehn Pfund trug er sie so mühelos auf den Armen, als würde sie nichts wiegen. Und er hielt sie, als wäre das für ihn das Natürlichste der Welt.
Leider stellte er sie nach einigen Schritten wieder auf den Erdboden. Leigh wandte sich ab, blickte zur Koppel und versuchte, wieder gleichmäßig zu atmen. Auf ihn hatte die körperliche Nähe offenbar keine derartigen Auswirkungen.
„Das ist Thunders Koppel.“
Ein wunderschöner schwarzer Hengst lief mit hoch erhobenem Schweif über die Wiese, sobald er Adam sah, drehte zwei Runden und blieb unter einem Baum stehen, scharrte mit dem Vorderhuf auf der Erde und lief schließlich zu seinem Herrn.
„Du machst ja wohl nichts einfach, nicht wahr?“, fragte Adam lachend, holte ein Bonbon aus der Tasche und hielt es dem Pferd hin. Thunder nahm es, schüttelte den Kopf und kam noch näher heran.
„Darf ich ihn streicheln?“, fragte Leigh.
Adam überlegte und nickte. „Ja, aber langsam. Und lass ihn an deiner Hand riechen. Wenn er zurückweicht, geht es nicht. Manche Leute mag er, andere nicht, und außer mir betritt niemand die Koppel.“
„Ist er denn gefährlich?“
„Nicht, wenn man ihn richtig behandelt, aber er ist ein Hengst und noch dazu jung und temperamentvoll.“
Leigh streckte Thunder langsam die Hand hin. Der Hengst wich zwar nicht zurück, betrachtete Leigh jedoch vorsichtig.
„Still halten“, sagte Adam so sanft und leise, dass es Leigh einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.
Der Atem des Hengstes strich über ihre Hand, und dann roch Thunder an ihren Fingern.
„Jetzt kannst du ihn am Hals streicheln“, sagte Adam gedämpft, als Thunder das Maul an Leighs Hand rieb.
Das Pferd hielt völlig still, als Leigh über das Fell strich, drehte sich dann um und lief mit Schnauben und Hufschlägen weg.
„Er mag dich“, stellte Adam lachend fest. „Darum produziert er sich vor dir.“
„Wie oft reitest du ihn?“, fragte sie und beobachtete den Hengst.
„Auf jeden Fall am Wochenende und auch unter der Woche, wenn die Tage länger werden. Ich würde mir gern noch mehr Pferde anschaffen.“
„Hast du denn so viel Zeit? Schließlich brauchen Tiere eine Menge Pflege.“
„Ich würde mir die Zeit nehmen.“ Adam lehnte sich an den Zaun. „Was machst du in deiner Freizeit?“
Bei seinem Lächeln hatte sie stets ein Kribbeln in der Magengrube bekommen, und auch daran hatte sich nichts geändert. „Du musst mir versprechen, nicht zu lachen, wenn ich es dir sage.“
„Ich werde nicht lachen“, versicherte er.
„Ich gehe Eislaufen. Das habe ich schon als Kind geliebt. Nach dem Umzug aus dem Mittleren Westen fehlten mir die zugefrorenen Teiche und Seen am meisten. Vielleicht werde ich in einem anderen Leben Eiskunstläuferin.“
In einem anderen Leben … Hätte sie nicht die Beziehung zu Adam abgebrochen, weil sie Ärztin werden wollte, hätte sie ein anderes Leben geführt …
Sie achtete nicht auf die Landschaft, den herrlichen Wald, die Berge in der Ferne und den blauen Himmel. Adams Augen hatten stets verraten, dass er eine Tiefe besaß, die niemand kannte, die Leigh aber immer hatte erforschen wollen. Und sie hatte nie vergessen, zu welcher Leidenschaft Adam fähig war.
„Leigh“, sagte er heiser. Also erinnerte auch er sich.
Behutsam schob er ihr die Finger ins Haar
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