Julia Collection Band 28
im Arbeitszimmer. Er legte den Hörer auf und wandte sich an seine Frau, die ihn mit geröteten Augen ansah.
„Was hat Dr. Chambers gesagt?“, fragte sie erwartungsvoll, obwohl ihr Gesicht Angst und Verzweiflung verriet. So war das nun schon, seit sie vor Kurzem wieder nach Portland gezogen waren.
Jared schluckte heftig. „Die ersten Tests haben ergeben, dass wir nicht infrage kommen.“
Als Danielle leise zu weinen begann, zog Jared sie an sich und versuchte, sie zu trösten.
„Wir werden ihn verlieren“, klagte sie. „Ich fühle mich schrecklich hilflos.“
Jared ging es genau wie ihr.
Vor der Diagnose hatten sie ein wundervolles Leben gehabt, wie es nicht besser sein konnte. Er und Danielle liebten einander. Die Ehe lief großartig. Ein Sohn und eine Tochter vervollständigten die Familie. Vor acht Jahren waren sie dann auch noch mit einem Nachzügler namens Mark gesegnet worden.
Bereits als kleines Kind hatte Mark Freude in ihr Leben gebracht. Er lächelte ständig, verschenkte großzügig seine Liebe und war das Licht ihres Lebens.
Jared strich Danielle über den Rücken, während sie weinte, und schmiegte die Wange an ihr dunkles Haar. Auch ihm standen Tränen in den Augen, weil alles so hart war. Behutsam drückte er seine Frau an sich und versuchte, ihr Kraft zu geben und welche von ihr zu bekommen.
Danielle war eine bewundernswerte Frau, die sich zu hundert Prozent ihrer Familie verschrieben hatte. In seinen Augen war sie diejenige, die alles zusammenhielt.
Früher hatte sie an der Highschool unterrichtet, doch nach der Geburt des ersten Kindes war sie daheim geblieben und ging völlig in der Rolle der Mutter auf. Drei lebhafte Kinder hatten sie stets auf Trab gehalten – Fahrten zum Zahnarzt, zu Schulfesten, Klavierstunden und Sportveranstaltungen. Trotzdem hatte sie auch noch Zeit gefunden, in der Bücherei als freiwillige Helferin am Literaturprogramm für Erwachsene teilzunehmen.
Gern hätte Jared seiner Frau versichert, dass alles gut werden würde. Doch wie sollte er das, wenn er wusste, dass es nicht stimmte?
„Ich dachte, Shawna wäre geeignet“, sagte sie. „Mark und sie sind einander sehr ähnlich.“
Ihrer fünfzehnjährigen Tochter sah man bereits an, dass sie zu einer schönen jungen Frau heranwuchs. Als Spender wäre aber durchaus auch der siebzehnjährige Chad infrage gekommen, der ein ebenso guter Sportler wie Schüler war.
Sie hatten drei bemerkenswerte Kinder, doch das alles verblasste gegenüber der schrecklichen Tatsache, die bei einem Fußballspiel ans Tageslicht gekommen war.
Der achtjährige Mark war auf dem Spielfeld zusammengebrochen. Jared war auf Geschäftsreise gewesen, doch Danielle hatte alles miterlebt. Sie hatte Mark ins Portland General Hospital gebracht, wo man bei dem Jungen eine seltene Blutkrankheit feststellte. Ohne Transplantation von Knochenmark würde ihr jüngster Sohn seinen zehnten Geburtstag kaum erleben.
Die Diagnose traf Jared und Danielle schwer. Sie ließen sofort die ganze Familie testen, doch leider hatte sich nun herausgestellt, dass sich kein geeigneter Spender darunter befand.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Danielle. „Abgesehen von beten.“
Jared wusste, dass es noch ein letztes Familienmitglied gab. Irgendwo. Irgendwo befand sich ein möglicher Spender. Doch es würde schwierig sein, ihn oder sie aufzuspüren, ungefähr so schwierig wie die Entdeckung eines nicht mit ihnen verwandten Spenders – möglich, aber unwahrscheinlich.
„Hör zu, Danni“, bat Jared seine Frau. „Ich muss dir etwas sagen.“
Sie griff nach einem Papiertaschentuch, wischte sich über die Augen und wartete schweigend.
„Ich … nun, eigentlich wollte ich dir das schon Jahre vorher … Mit siebzehn war ich eine Nacht mit einem Mädchen zusammen, das hinterher schwanger wurde.“
Sie sah ihn fassungslos an. „Wie bitte? Warum hast du mir nie was davon gesagt?“
„Dieses Mädchen ist damals einfach verschwunden“, fuhr er fort und wünschte sich, schon früher alles erzählt zu haben. Bis auf dieses eine hatten Danielle und er keinerlei Geheimnisse voreinander. Er hatte allerdings nicht gewusst, wie er es sagen sollte. Darum hatte er es immer wieder verschoben. „Sie hieß Olivia, und ich weiß nicht, wo sie ist und ob sie das Kind überhaupt zur Welt gebracht hat. Aber ich muss es herausfinden, wegen Mark. Möglicherweise gibt es doch noch einen geeigneten Spender.“
Seine Frau wirkte geschockt, enttäuscht und zornig, und er
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