Julia Collection Band 50 - Ebook
wirklich unmöglich. Eines Tages wird sie noch an ihrer schlechten Laune ersticken. Vielleicht kann ich sie ihr vorher austreiben.“
6. KAPITEL
Das Erste, was Zach bemerkte, als er nach Hause kam, war die leere Viehweide in der Nähe des Hofes.
Er stieg vom Pferd und lief in die Scheune. Im Sattelraum fand er Pete.
„Wo zum Teufel ist das Vieh auf der vorderen Weide?“, fragte er.
Der alte Mann schaute in Zachs glitzernde Augen und verzog das Gesicht. „Willa treibt sie auf die Sommerweide, am Devil’s Cup Mountain.“
„Sie macht was? Warum hast du sie nicht aufgehalten? Ich habe doch klar und deutlich gesagt, dass wir das Vieh nicht vor zwei Wochen hinauftreiben. Das Wetter ist zu dieser Jahreszeit einfach zu unberechenbar.“
„Ich habe es ja versucht, aber sie wollte nicht auf mich hören. Ich konnte sie ja schlecht festbinden.“ Pete wechselte seinen Kautabak auf die andere Seite und warf Zach einen Blick zu. „Willa war schon immer ein Dickkopf. Sie mag es nicht, wenn man ihr etwas vorschreibt.“
Zach fluchte leise. „Diese kleine Närrin. Ich wusste, dass ihr Temperament sie früher oder später in Schwierigkeiten bringen würde. Verdammt! Heute Morgen hat der Wetterbericht vorausgesagt, dass gegen Spätnachmittag ein schwerer Schneesturm über diesen Teil des Landes ziehen würde.“
Der alte Mann hob den Kopf und schaute ihn besorgt an. „Sie sind schon auf dem halben Weg dorthin. Wir müssen etwas unternehmen …“
Zach drehte sich um und ging auf die Tür zu. „Sattele mir ein frisches Pferd. Ich brauche Satteltaschen, Schlafsack und einen Sack Futter für das Pferd. Ich werde inzwischen einen Verbandskasten und etwas zu essen holen.“
Zach ritt schnell. Es war einfach, den Spuren des Viehs und der Pferde zu folgen. Erst als das Gelände steiler anstieg, kam er mit seinem Wallach nur noch langsam vorwärts.
Zach dankte Pete für seine jahrelange Erfahrung. Der alte Mann hatte das Tier mit Bedacht ausgewählt. Es war weder das schnellste noch das größte oder schönste auf der Ranch. Aber es besaß Ausdauer und setzte seine Hufe auf dem unebenen Gelände so sicher wie eine Katze.
Willa und die Männer hatten drei Stunden Vorsprung, aber Zach wusste, dass sie mit der Herde nicht so schnell vorankamen. Vieh nahm nicht gern Steigungen und musste ständig vorangetrieben werden. Er rechnete sich aus, dass er sie kurz vor der Sommerweide noch einholen würde.
Er schnalzte mit der Zunge und trieb den Grauen an, während er ständig den Himmel im Auge behielt. Drohende, tief liegende Wolken zogen aus Nordwesten heran. Je höher er mit seinem Pferd kam, umso kälter wurde es. Der Himmel verdunkelte sich zunehmend.
Zach hatte gerade die halbe Strecke hinter sich gebracht, als der Wind auffrischte und der erste Schneeregen fiel. Er zog einen langen Fleeceschal aus der Manteltasche, band damit seinen Stetson fest und schlang ihn um den Hals und die untere Hälfte seines Gesichtes. Dann zog er den Kragen seiner Jacke hoch und duckte sich über den Hals des Pferdes. Knapp fünfhundert Meter weiter verwandelte sich der Schneeregen in Schnee.
Zachs Herz begann vor Sorge schneller zu schlagen. Spätestens jetzt musste Willa klar geworden sein, in was für eine gefährliche Situation sie sich und die Männer gebracht hatte, und sie würde mit der Herde umkehren. Sie müssten ihm jetzt jede Minute entgegenkommen. Und wenn er Willa erst von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, dann …
Er biss die Zähne zusammen, verdrängte diesen Gedanken und ritt weiter.
Fünf Minuten vergingen. Zehn. Zwanzig. Der Wind war noch stärker geworden, und die Temperatur sank rapide. Je höher er hinaufritt, desto dichter fiel der Schnee. So dicht, dass er sich vorbeugen musste, um die Wegmarkierungen erkennen zu können.
Glücklicherweise war er in den letzten zwei Wochen mit ein paar der älteren Rancharbeiter in die Berge geritten und hatte Proviant in die Hütten gebracht, in denen die Cowboys während des Sommers lebten. Auf diese Weise hatte er die Gegend wenigstens etwas kennengelernt.
Es war bereits bitterkalt und wurde noch kälter. Die Angst, die Zach im Nacken saß, verstärkte sich. Er war in einer kleinen Minenarbeiterstadt in den Bergen von Colorado aufgewachsen und wusste, wie leicht man in einem Schneesturm die Orientierung verlieren konnte.
Dann machte sein Herz einen Satz. Hinter dem dichten Schleier aus weißen Flocken glaubte er, etwas gesehen zu haben. Er ritt noch schneller und schrie
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