Julia Collection Band 50 - Ebook
Wahrscheinlich, als ihre Mutter noch gelebt hatte.
Sie zog sich ihren neuen knöchellangen Rock an, der ein Burgunder-rot-graues Muster hatte, und wählte dazu ein dunkelrotes Oberteil und hübsche graue Wildlederstiefel mit einem kleinen Absatz. Ihr frisch gewaschenes Haar fiel ihr offen über die Schultern. Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich in der ungewohnten Kleidung, aber als sie das Esszimmer betrat und sah, dass alle anderen auch festlich gekleidet waren, verlor sich dieses Gefühl. Es half, dass Kates und Maude Anns Augen aufleuchteten, als sie sie entdeckten.
„Willa! Wie hübsch du aussiehst“, rief Maude Ann aus.
„Oh ja, da hat sie recht.“ Kate ging um Willa herum. „Oh, du siehst großartig in diesem Rock aus. Du solltest öfters ein Kleid tragen.“
„Es gibt … hm, es bieten sich hier nicht viele Gelegenheiten dazu. Jeans sind einfach praktischer.“ Sie erwähnte nicht, dass Seamus es nicht gefallen hatte, wenn sie ein Rock oder ein Kleid trug. Als sie einmal ein besonders hübsches Kleid angezogen hatte, war er sogar so weit gegangen, sie als Flittchen zu beschimpfen. Weinend war sie damals auf ihr Zimmer gelaufen und hatte sich geschworen, in seiner Gegenwart nie mehr ein Kleid oder einen Rock anzuziehen.
„Wenn es in Helena so hübsche Sachen gibt, müssen wir in den nächsten Tagen unbedingt einmal alle drei zu einem Einkaufsbummel dorthin fahren“, erklärte Kate.
Zusammen? Wie … wie Freundinnen? Willa sah die beiden Frauen erstaunt an. War das Kates Art zu sagen, dass sie ihre Freundschaft anbot?
Dieser Gedanke erfüllte sie gleichzeitig mit Furcht und Sehnsucht. Sie hatte noch nie in ihrem Leben eine richtige Freundin gehabt. Und außer mit ihrer Mutter und Maria war sie noch niemals mit einer anderen Frau einkaufen gegangen. Aber obwohl sie sich die meiste Zeit ihres Lebens nach weiblicher Gesellschaft gesehnt hatte, machte die Gegenwart anderer Frauen sie doch verlegen. Sie wusste einfach nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollte.
Die Tür zur Küche schwang auf, und Maria kam mit einer großen Servierplatte voller Enchiladas herein, die Tyrone sich zu seinem Geburtstag gewünscht hatte.
Während Kate und Maude Ann Maria halfen, die restlichen dampfenden Schüsseln und Platten hereinzutragen, zog Willa einen Umschlag aus ihrer Tasche und steckte ihn zwischen die bunten Päckchen, die auf dem Sideboard lagen.
Als sie sich wieder herumdrehte, setzte ihr Herz einen Moment aus, als sie bemerkte, dass Zach sie beobachtete. Statt den Anstand zu besitzen, seinen Blick jetzt abzuwenden, betrachtete er sie eingehend von Kopf bis Fuß.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen, und ihre Wangen röteten sich unter seinem anerkennenden Blick. Glücklicherweise kamen jetzt Maude Ann, Kate und Maria mit den letzten Schüsseln in den Raum, und Willa lief erleichtert zum Tisch hinüber und setzte sich.
Nachdem sie gegessen und Tyrone die Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen ausgeblasen hatte, durfte er seine Geschenke auspacken.
Er erhielt eine Videospielkonsole und mehrere Spiele, eine Roboterspielfigur, Basketballhandschuhe und noch einiges andere. Als alle Päckchen geöffnet waren, nahm er schließlich den Umschlag in die Hand und öffnete ihn. Sein gelangweilter Gesichtsausdruck verriet Willa, dass er eine Geburtstagskarte erwartete.
„Es ist nur so ’n dummer Brief“, sagte er enttäuscht, als er das Blatt Papier herauszog.
„Tyrone, denk an deine Manieren“, ermahnte ihn Maude Ann.
„Ich würde mir diesen Brief erst einmal genauer anschauen“, erklärte Matt. „Vielleicht bekommst du eine Schatzkarte geschenkt.“
Tyrone warf seinem Vater einen zweifelnden Blick zu und begann zu lesen: „Dies ist ein Gutschein für … für … ein Paar Cowboystiefel und …“ Er sah auf und seine Augen glänzten vor Freude. „Cowboystiefel! Wow!“ Dann wandte er sich gespannt wieder dem Blatt Papier zu und las weiter: „… und … für Reitstunden. Mann, oh, Mann, ich bekomme Reitstunden.“
„Hey, großartig“, warf J.T. ein. „Von wem ist denn das Geschenk?“
Tyrone schaute erneut auf das Papier. Dann sah er überrascht zu Willa hinüber. „Es ist von Willa.“
Ein erstauntes Schweigen erfüllte den Raum, und Willa fühlte, wie zehn Augenpaare sie anstarrten.
„Was ist los? Warum starrt ihr mich alle so an?“
„Oh, es ist nichts“, erwiderte Maude Ann rasch. „Es ist nur … also, das ist wirklich sehr nett von dir, Willa.“
„Ich denke, du hast keine Zeit
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